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Kosaken Liebe

Kosaken Liebe

Titel: Kosaken Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zweihundert Reitern blieb mit Fürst Tausan allein. Es waren die Gardereiter Kutschums, die der sibirische Zar Mametkul als Leibwache mitgegeben und die Mametkul wiederum an Tausan ausgeliehen hatte.
    Um sie herum wälzten sich schreiend die Pferde und die verletzten Menschen. Zwischen ihren Kähnen luden die deutschen Kanoniere schnell, aber so ruhig wie bei einer Übung, ihre Kanonen und richteten sie wieder aus.
    Jermak, der neben Muschkow und Marina stand, stieß Marina die Faust in den Rücken. »Von jeder Hundertschaft die Hälfte zum Sturm!« schrie er. »Die Gewehrträger vorweg! Lauf los, du Hurensohn!«
    Marina duckte sich, um wegzulaufen und die Befehle weiterzutragen. Da hielt Muschkow sie fest.
    »Ich überbringe es!« sagte er.
    »Ich habe es Boris Stepanowitsch befohlen!« brüllte Jermak. »Er läuft …«
    »Ich bin schneller, Jermak!«
    »Laß ihn los!« Jermak hieb mit der Faust auf Muschkows Arm, ein gewaltiger Schlag, der Muschkows Finger lähmte. Er ließ Marina los, und sie rannte weg, umschwirrt von einem Pfeilhagel, den Tausans Reiter auf sie abschossen.
    »Hast Angst um ihn, was?« brüllte Jermak und umklammerte Muschkows Hals. »Ein Pfeilchen könnte ihn treffen, den Liebling? Lauf los – aber in die andere Richtung! Lauf zu den Tataren und laß dich töten!«
    Aus vorquellenden Augen, gewürgt und entsetzt über Jermaks haßverzerrtes Gesicht, starrte Muschkow den Freund an und taumelte dann gegen die Bootswand. Instinktiv griff er nach seinem Krummdolch, aber auch Jermak riß ihn aus dem Gürtel – schneller als Muschkow.
    »Wer überlebt es, Iwan Matwejewitsch?« Jermaks Augen glühten, und Muschkow dachte entsetzt: Der Sturz auf die vereiste Erde hat sein Gehirn verändert. Das ist nicht mehr Jermak, mein Freund. Das ist eine Bestie, die nur aussieht wie Jermak Timofejewitsch! Gott steh uns bei, wie wollen wir mit ihm Mangaseja erobern?
    »Du bist verrückt, Jermak«, stammelte Muschkow. Die neue Salve der Kanonen riß ihm die Worte vom Mund. Jermak sah nur, wie sich Muschkows Lippen bewegten. Dann hatte auch Iwan Matwejewitsch seinen Dolch in der Faust und duckte sich, zum Sprung bereit.
    Man soll nie sagen, ein Pope sei nur zum Beten und Segnen da. Oleg Wassiljewitsch Kulakow, Kummer mit seinen Kosaken gewöhnt, fragte nicht, was sich da zwischen Jermak und Muschkow tat. Er stand plötzlich neben ihnen, hieb Jermak mit der Fahnenstange über den Schädel, gab Muschkow einen gewaltigen Tritt gegen den Bauch, und als beide bewußtlos umfielen, grunzte er zufrieden, ging zurück zu den Schützen und rief mit seiner tiefen Stimme:
    »Für den Sieg des Erlösers … vorwärts zum Sturm!«
    Es war das Kommando, das eigentlich Jermak hatte geben wollen.
    So gerieten Fürst Tausan und neunundsechzig seiner Reiter in die Gefangenschaft der Kosaken. Entnervt glitten sie aus dem Sattel und erwarteten den Todesstreich. Aber man tat ihnen nichts, was ganz neu für die Tataren war.
    »Gefangene sind unsere Verbündete«, hatte Jermak vor der Schlacht gesagt. »Sie werden unseren Ruhm im ganzen Land verbreiten.«
    Heute nennt man das psychologische Kriegführung.
    An diesem Morgen eroberten die Kosaken den gesamten Troß des Fürsten Tausan, zwar wenig Pferde, auf die sie insgeheim gehofft hatten – im ganzen sammelten sie neunzig Stück, und das für tausend Männer, die Nacht für Nacht von Pferden träumten! –, aber Zelte und Waffen, eine ganze Hammelherde, Honigfässer, Teeblätter und einen kleinen Harem von siebzehn wunderschönen, glutäugigen jungen Mongolinnen.
    »Beschlagnahmt!« sagte der Pope Oleg Wassiljewitsch, der als erster zur Stelle war, spontan. Sein Instinkt hatte ihn getrieben wie ein Kamel, das in der Wüste Wasser wittert. »Wer sie anrührt, den treffe der Blitz! Alexander Grigorjewitsch, paß auf sie auf!«
    Lupin, der glücklichste Vater der Welt, als er Marina noch lebend umherlaufen sah, ließ zwei Wachen vor das Haremszelt stellen, setzte sich selbst unter die siebzehn verschüchterten, ängstlichen, aber dennoch recht neugierig blickenden Mongolinnen. Er überlegte, ob den Popen bei solch schwerer Arbeit nicht der Schlag treffen müßte …
    Jermak und Muschkow erwachten, als die Schlacht bereits gewonnen war. Sie lagen, allein, nebeneinander an einem Boot, alle Kosaken stürmten die Lager der Tataren und kümmerten sich um die Beute. Nur Verwundete waren um sie herum, die schrien, durch das Steppengras krochen und um ihre Leben bettelten.
    Die beiden Kontrahenten

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