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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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nicht sein, es war gar nicht möglich - und doch überstürzten sich die schlimmsten Vermutungen in seinem Hirn. Sie war völlig unschuldig und ahnungslos gewesen, als Baranow sie in seinen Händen gehabt hatte. Natürlich hatte seine plumpe Art sie erschreckt. Doch inzwischen hatte sie ihren Körper entdeckt, hatte sich schamloser, betörender Lust hingegeben und sie nach allen Regeln der Kunst genossen. Oh, sie war eine heißblütige Liebhaberin und hatte gelernt, ihre tiefsten Sehnsüchte und geheimsten Wünsche auszuleben. Eine süße, rothaarige Teufelin steckte in dieser wohlerzogenen adeligen Dame. Und wer hatte ihr das alles beigebracht?
    Er - Andrej - hatte diese Verwandlung bewirkt. Wie, wenn sie jetzt, da sie alle Abgründe der Sinne kannte, Lust auf Baranow bekommen hatte? Der Gedanke machte ihn fast wahnsinnig, und er knirschte mit den Zähnen. Verfluchter Regen, verfluchte Dunkelheit - wäre es Tag, dann hätte er jetzt Gut Pereschkowo längst erreicht.
    Unter den leisen, flüsternden Geräuschen des regennassen Waldes wurde der Aufruhr in seinem Inneren stiller. Das eintönige Rauschen des Regens, das beständige Tropfen aus dem Laubdach der Bäume, das Glucksen und Schmatzen des Waldbodens lösten die quälenden Vorstellungen auf - er neigte den Kopf auf die Brust, die Augen fielen ihm zu.
    Er erwachte davon, dass die Stute an seinem nassen Ärmel knabberte. Die ersten grauen Lichtstrahlen des frühen Morgens schimmerten durch die Zweige und ließen den Wald schemenhaft und düster erscheinen. Immer noch fiel dichter Regen, der Pfad war überschwemmt, aber immerhin sichtbar. Er fröstelte in den nassen Kleidern, sattelte die Stute und trieb sie an. Er würde sie finden. Und wehe ihr, wenn seine Vermutungen sich als wahr erweisen sollten. Ihre Strafe würde fürchterlich sein.
    Er kannte sich aus in den Wäldern um den Dnjepr - trotz des ungünstigen Wetters kam er gut voran, ritt einige Umwege, um Feuchtgebiete zu meiden, und erreichte die Ebene um Pereschkowo bereits am späten Vormittag. Der Regen hatte endlich nachgelassen, er hielt sich dicht am Waldrand und sah aufmerksam zum Gut hinüber. Sie hatten Wachen aufgestellt - fürchteten sie immer noch Überfälle der Kosaken?
    Er fasste das Tor schärfer ins Auge und stellte fest, dass die tropfnasse Erscheinung, die dort in einen dicken Mantel gehüllt Wache hielt, keineswegs auf dem Posten war. Der Mann glotzte dumpf vor sich hin und schien sich für das Geschehen außerhalb des Gutshofes in keinster Weise zu interessieren. Gut so.
    Er beschloss, das Gut zu umreiten und auf der rückwärtigen Seite über den hölzernen Zaun zu steigen. Bei diesem nassen Wetter würde wohl kaum jemand die Nase ins Freie stecken. Es war nicht schwer, im Schutz der Gebäude zum Wohnhaus zu schleichen, sich hochzuhangeln und über das Dach einzudringen. Er kannte den Weg, hatte sich auch damals, als er mitten in der Nacht aus dem Gutshaus geflohen war, auf diese Weise gerettet.
    Er ließ die Stute noch ein Weilchen grasen und wollte sie gerade antreiben, als eine Bewegung im Eingangstor des Gutshofs entstand. Der nasse Wächter trat einige Schritte zur Seite, buckelte und verbeugte sich mehrfach. Zwei Pferde wurden sichtbar, eine Reisekutsche, keine russische, sondern eine Kutsche englischer Bauart. Andrej erkannte die schemenhaften Umrisse dreier Personen im Inneren der geschlossenen Kutsche, und er begriff, dass Baranow einer von ihnen sein musste. Warum sonst würde dieser Lakai sich so verbiegen, wenn nicht sein Herr in der Kutsche saß?
    Andrej starrte auf das Gefährt. Zwei Diener hockten oben auf den Sitzen, dazu war Gepäck auf dem Dach verstaut, also war eine längere Reise geplant.
    Jetzt brach ein schwacher Sonnenstrahl durch die Wolken, ließ die Scheiben der fahrenden Kutsche für einen Augenblick spiegelnd aufblitzen, dann aber erhaschte er ein scharf gestochenes Bild der Insassen. Zwei Frauen, die eine schwarzhaarig, die andere rotblond! Sie waren es!
    Die Erkenntnis, dass er recht vermutet hatte, traf ihn wie ein Schlag. Schmerz durchzuckte ihn, lähmte seinen Körper, wollte ihm für einen Augenblick den Atem nehmen. Sie hatte ihn verraten. Ausgerechnet an Baranow. Sie war nichts als eine schamlose Hure, die von einem zum anderen zog. Warum sollte sie einem armen Kosaken treu bleiben, der sich noch dazu freiwillig in den Kerker sperren ließ? Sie hatte sich darauf besonnen, dass sie eine adelige Dame war, und ein reicher Bräutigam auf sie

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