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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Festung bis in die letzte Ritze bewacht wird .“
    Bogdan schob ihn von sich, und er sah, dass der Vater grinste.
    „Träumer“, sagte er. „Der Mann, der aus dieser Festung ausbricht, muss erst geboren werden. Lass dir etwas Besseres einfallen, Andrej.“
    „Wir werden verhandeln.“
    Bogdan nickte nachdenklich.
    „Sie haben Pugatschoff hierher gebracht. Seit Wochen wird er verhört, obgleich sein Tod sicher ist. Aber sie bearbeiten ihn ohne Pause, wollen ihn zum Geständnis bringen, zur Reue, er soll klein wie eine Maus sein, wenn man ihn öffentlich hinrichtet.“
    Andrej schwieg. Die Erinnerung daran, dass er einmal an diesen Betrüger geglaubt hatte, lag ihm schwer im Magen.
    „Es wird ein großes Fest sein, wenn man ihn dem Henker übergibt“, fuhr Bogdan fort. „Und er wird nicht allein sterben, etliche seiner Kameraden werden sein Los teilen.“
    Die beiden sahen sich in die Augen und Andrej wusste, was Bogdan damit sagen wollte. Der Tag, an dem Pugatschoff sein Ende fand, würde auch ihr letzter Tag sein.
    „Verhandeln“, sagte Bogdan düster.
    Die Hoffnung war gering.

  Kapitel 40
    Sonja stand vor dem Winterpalast am Ufer der Newa und sah mit starrem Blick hinüber zu der mächtigen Festung. Eine warme Augustsonne ließ die kleinen Wellen des Flusses silbern schimmern, Boote glitten vorüber, weiße Segel leuchteten und füllten sich mit der matten Brise. Hinter ihr am Uferkai rollten Karossen vorüber, Reiter bewegten sich an ihr vorbei, eine junge Frau rief nach ihrem Kind, das die Ufertreppen hinabgelaufen war, um im Wasser zu spielen.
    Was für ein Hohn diese satte, friedliche Stimmung war. Das Leben in der großen Stadt lief in den üblichen, wohlgeordneten Bahnen, Händler trieben ihre Schiffe vorüber, Soldaten patrouillierten, Lakaien trugen Sänften vorüber, in denen reich gekleidete Damen und Herren saßen.
    Drüben aber in der Festung saßen Menschen in tiefen Kerkern, wurden gequält und gepeinigt und warteten auf ihr Ende. Sie spürte die eiserne Kette der Uferbefestigung in ihren Händen und erschauerte. Mit solch einer Kette hatte man auch Andrej gebunden, nachdem zehn oder mehr Soldaten über ihn hergefallen waren und ihn fast getötet hatten.
    Sie schluchzte in hilfloser Verzweiflung. Den ganzen Morgen über hatte sie versucht, eine Audienz zu erhalten. Umsonst. Sergej hatte nicht Unrecht. Sie war gebrandmarkt durch das, was ihr widerfahren war. Alte Bekannte, an die sie sich mit ihrem Anliegen wandte, ließen sich verleugnen oder hatten plötzlich dringende Angelegenheiten, die sie in Anspruch nahmen. Sogar Artemisia Wolkonskaja, die sie damals so um ihre Verlobung mit Baranow beneidet hatte, ließ ihr ausrichten, sie sei krank und könne sie leider nicht empfangen.
    Das Hofprotokoll war eisern - ohne eine Empfehlung wurde niemand zur Zarin vorgelassen. Minister und Generäle gingen bei ihr ein und aus, Botschafter, Gelehrte, Berater und Künstler. Es wurden auch einfache Leute empfangen, die der Zarin ein Anliegen vortragen wollten - doch nur nach strenger Prüfung der zuständigen Beamten und langer Wartezeit. Für eine ehemalige Hofdame, die noch nicht einmal in männlicher Begleitung war, gab es nach dem Willen dieser Leute keine Audienz. Zumal sie nicht bereit war, ihr Anliegen zu offenbaren und darauf bestand, nur mit der Zarin selbst darüber reden zu wollen.
    Sie putzte sich die Nase und rang sich dazu durch, Sergej um Vermittlung zu bitten. Er würde sich vermutlich weigern, aber sie würde ihn mit Bitten und Versprechungen schon überzeugen. Es ging um Andrejs Leben - dafür war sie sogar bereit, ihren hochnäsigen Bruder um Verzeihung zu bitten. Wenn er ihr nur eine Audienz bei der Zarin verschaffte.
    Sie straffte die Schultern, wandte sich um und ging mit entschlossenem Schritt zum Palast hinüber. Da plötzlich schnaubte dicht neben ihr ein Pferd, der Reiter riss am Zügel und fluchte, das Tier stieg mit den Vorderhufen, und er hatte Mühe, es in seiner Gewalt zu halten.
    „Zum Teufel - so gebt doch Acht!“
    Sie war erschrocken zur Seite gesprungen, jetzt sah sie ärgerlich zu dem Mann empor, der sie fast über den Haufen geritten hätte.
    „Habt Ihr nicht reiten gelernt?“
    „Sonja Woronina!“, rief der Mann. „Verzeiht mir, ich war in Eile.“
    Er schwang sich aus dem Sattel, noch bevor Sonja sich besonnen hatte, woher sie ihn kannte. Er war von wuchtigem Körperbau, hatte ein breites Gesicht und eine scharfe Nase. Als er jetzt auf sie zutrat um ihr die

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