Kosakensklavin
und Offiziere in aussichtslose Kriege schicken. Doch wenn ein Wesen, das sie liebte, leiden musste, war sie voller Mitleid.
Sonja setzte sich auf einen der vergoldeten Sessel und sah in die Augen ihrer Zarin. Sie waren gütig und voller Anteilnahme. Sie entschloss sich, die ganze Wahrheit zu sagen.
„Ich habe nur eine einzige Bitte an Euer Majestät“, sagte sie. „Sie betrifft den Mann, den ich liebe.“
Katharina war Mitte Dreißig, ihr Amt ließ ihr nicht viel Zeit für die Liebe, und doch war sie ein unverzichtbarer Teil ihres Daseins. Eine Liebesgeschichte rührte sie zutiefst, besonders, wenn sie unglücklich endete.
„Du sprichst doch wohl nicht von Fürst Baranow?“, fragte sie ungläubig.
„Nein. Ich rede von Andrej Bereschkoff, dem Anführer der Dnjepr Kosaken.“
Die Zarin wechselte einen verblüfften Blick mit Potjomkin und begriff, dass er offensichtlich Bescheid wusste, denn er grinste. Verärgert zog sie die Augenbrauen zusammen. Sie liebte es nicht, wenn sie die Letzte war, die über einen Sachverhalt informiert wurde.
„Habe ich recht gehört: du liebst den Anführer der Dnjepr Kosaken? Der gleiche, der dich aus der Obhut deines Bräutigams entführt hat?“
„Ja, Euer Majestät. Er hat auf Leben und Tod um mich gekämpft, mich in sein Haus aufgenommen und ... und ... mich sehr glücklich gemacht.“
„Ein Kosak?“, unterbrach die Zarin kopfschüttelnd. „Einer dieser wilden Gesellen, die meine Dörfer überfallen und die Höfe in Brand gesteckt haben?“ Potjomkin hatte unmerklich die Hand auf den Nacken der Zarin gelegt und strich leise über ihre bloße Haut.
„Ein stattlicher Bursche, das ist wohl wahr. Ich habe gesehen, wie man ihn in die Festung brachte“, sagte er.
„Er hat schwarzes Haar?“
„Schwarz und lockig“, berichtete Potjomkin und sah rasch zu Sonja hinüber, die über diese Entwicklung der Unterredung ziemlich erstaunt war. „Und wenn mich nicht alles täuscht, dann sind seine Augen noch schwärzer als sein Haar.“
Sonja hatte das Gefühl, etwas zu Andrejs Gunsten sagen zu müssen.
„Er hat sich freiwillig in Gefangenschaft begeben, um seinen Vater auszulösen, Majestät. Er hat längst beschlossen, ein treuer Verbündeter Eurer Majestät zu sein.“
„Ein Rebell“, sagte Katharina verärgert. „Ich werde niemals begreifen, warum dieses Volk gegen mich rebellieren musste. Ich habe versucht, ihre Not zu lindern, ihnen die Freiheit zu geben - zum Lohn dafür erheben sie sich gegen mich.“
Sonja sah erschrocken, dass Katharinas Züge hart wurden. Dieser Aufstand hatte sie tief getroffen.
„Ich bitte Euch um das Leben von Andrej Bereschkoff‘, sagte sie leise und flehend. „Übergebt ihn nicht dem Henker - er hat es nicht verdient.“
Die Zarin zog zerstreut einige Papiere aus einem Stapel und überflog sie. Scheinbar interessierte sie das Thema Bereschkoff nicht mehr. Sonja sah verzweifelt zu Potjomkin hinüber, der hob die Schultern um anzudeuten, dass die aktuelle Stimmung der Zarin für dieses Anliegen wohl nicht die beste war.
„Ich werde mir Gedanken machen“, sagte Katharina schließlich und sah Sonja eindringlich an. „Auch um deine Zukunft werde ich mich kümmern, Sonja Borisowna. Fürst Baranow war sicher nicht der geeignete Ehemann für dich, das war mir von vorn herein klar. Aber es gibt andere .“
„Majestät, ich will keinen anderen“, rief Sonja unglücklich und sprang von ihrem Stuhl auf. „Ich liebe Andrej, und wenn er sterben muss, dann will auch ich nicht mehr leben!“
Die Miene der Zarin war undurchdringlich, nur ein leises Zucken ihrer Wangen verriet, dass sie nicht gleichgültig war.
„Du wirst hier im Palast einen Raum beziehen und warten, was beschlossen wird“, sagte sie. „Die Audienz ist beendet. Geh!“
Sonja verließ den Raum wie betäubt. Als sich die breiten weißen Flügeltüren langsam hinter ihr schlossen, wandte sie noch einmal den Kopf. Sie konnte gerade noch einen schmalen Blick auf die Zarin erhaschen, die immer noch am Schreibtisch saß. Potjomkin neigte sich über sie, hatte eine Hand in ihr Dekollete vergraben und küsste sie dabei inbrünstig auf den Mund.
Kapitel 41
„Ich will ihn sehen!“
Potjomkin ging wie ein gefangener Tiger im Arbeitszimmer umher, blieb hin und wieder stehen und versuchte auf Katharina einzureden. Umsonst. Sie war zärtlich und voller Hingabe, ging auf alle seine Liebkosungen willig ein - doch in der Sache blieb sie hart.
„Wozu willst du diesen Kerl
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