Kosakensklavin
starrten sich in die Augen. Dann bückte sich Andrej plötzlich, packte seinen Gegner um die Hüften, stemmte den Überraschten mit Riesenkräften empor und warf ihn zu Boden. Rasim fiel schwer auf den Rücken, wollte sich aufraffen, doch da spürte er schon den Fuß seines Gegners, der sich auf seine Kehle setzte.
Sonja konnte nicht hören, was Andrej zu ihm sagte, denn die Entfernung war zu groß, zudem brüllten die Kosaken vor Begeisterung, versicherten einander, sie hätten es ja gleich gewusst, und klopften sich lachend auf die Schultern. Niemand kümmerte sich jetzt mehr um die beiden Männer, die ihre Pferde einfingen und langsam zum Lagerplatz zurückkehrten. Das Duell war entschieden, Andrej war der Sieger - nun konnte man endlich in Ruhe essen. Die
Kosaken packten ihre Vorräte aus, suchten trockene Äste um ein Feuer zu entzünden, und die Wodkaflasche ging im Kreis herum.
Mit finsterer Miene streifte Rasim seine Bluse über und stopfte sie unter den breiten Ledergürtel. Als einer der Kameraden ihm tröstend auf die Schulter schlug, knurrte er ihn an und stieß ihn beiseite. Der Kampf war beendet, die Feindschaft nicht.
Andrej nahm seinen zerrissenen Kittel und begab sich damit an den nahen Bach, um seine Verwundungen zu waschen. Sonja schaute ihm nach. Zwischen den hellen Birkenstämmen konnte sie erkennen, wie er am Boden kniete und den Kittel in Streifen riss, um seinen Arm damit zu verbinden. Für einen kurzen Moment geriet sie in Versuchung, ihm nachzulaufen und ihre Hilfe anzubieten. Doch es wäre töricht gewesen, denn die Kosaken hätten daraus nur entnehmen können, dass sie eine Frau war. Nur Frauen liefen herbei, um verwundete Kämpfer zu versorgen.
Niemand kümmerte sich um sie - die Männer hockten am Boden, aßen Brot und Zwiebeln, Fleischbrocken wurden in einem Topf gebraten und verströmten einen ranzigen Geruch, die Bissen wurden mit Wodka hinuntergespült.
Als Andrej sich endlich erhob, um zum Lager zurückzukehren, zitterte sie vor Furcht. Die Männer waren betrunken. Einige hatten sich um das Mädchen geschart, die - ohne sich zu zieren - aus der Flasche trank, die man ihr reichte. Was würde Andrej jetzt tun? Würde er allen offenbaren, dass er keinen Diener, sondern ein Liebchen gewonnen hatte? Würde er ihr vor all diesen Männern die Kleider ausziehen und ein ähnlich grausames Spiel mit ihr treiben, wie Rasim es vorhin getan hatte?
Andrej bewegte sich langsam. Seine Wunden schienen ihm Schmerzen zu bereiten, obgleich er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Schweigend durchquerte er den Kreis der lachenden und schmatzenden Kameraden, nickte nur kurz, wenn man ihm einige anerkennende Worte zuwarf, dann trat er zu Sonja, die sich ängstlich gegen den Stamm der Birke drückte.
„Ich werde dich nicht fesseln“, sagte er leise. „Wenn du aber versuchst zu fliehen, töte ich dich.“
Sie antwortete nicht. Seine schwarzen Augen schienen durch sie hindurchzudringen, und sie verging fast vor Angst.
„Du gehörst mir, Bursche“, sagte er so laut, dass alle es hören konnten. „Von jetzt an hast du mir zu gehorchen.“
Kapitel 7
Baranow hatte eine unbändige Wut im Bauch. Diese dreckigen Kosaken hatten ihn wie einen räudigen Hund abgefertigt. Die Pistole hatte man ihm mit einem einzigen Peitschenhieb aus der Hand geschlagen, und als er dann den Degen zog, waren die Kosaken berserkerhaft auf ihn eingedrungen, hatten ihn mit ihren Krummsäbeln attackiert und ihn nach kurzem Kampf überwältigt. Wie die Hornissen waren sie von allen Seiten über ihn hergefallen - keine Rede von ehrlichem Kampf Mann gegen Mann. Schließlich hatte er am Boden gelegen, und man hatte ihm die Kleider vom Leib gezerrt. Nackt wie ein Säugling fand er sich mit zusammengebundenen Händen vor seinen Peinigern, die ihm Fußtritte in den Hintern verpassten und von ihm verlangten, er solle niederknien und um sein Leben bitten. Dabei hatte einer von ihnen mit dem Krummsäbel an seinem Geschlecht herumgespielt, und Baranow hatte eine scheußliche Angst, sie könnten ihm den Schwanz und die Hoden abschneiden und ihn anschließend verbluten lassen. Deshalb war er tatsächlich vor ihnen auf die Knie gefallen und hatte sie mit erhobenen, gefesselten Händen um Gnade angefleht. Auch versprach er ihnen viel Geld, wenn sie ihn und Sergej ungeschoren ließen. Sergej, dieser sture Kerl, hatte ebenso nackt und gefesselt dagestanden, doch er hatte sich geweigert, vor seinen Peinigern niederzuknien - lieber
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