Kosakensklavin
sah auf die feinen Löckchen in ihrem Nacken und spürte, wie seine Begierde sich schon wieder regte.
Geduld, sagte er sich. Wir sind bald im Dorf, und dann habe ich Zeit genug, ihren dicken Panzer zu durchbrechen. Ich werde ihr schon zeigen, wer ich bin. Wenn ich sie erst entjungfert habe, dann wird sie aufhören, die Nase hoch zu tragen.
Der Wald endete abrupt, und die Kosaken ritten im Galopp in die Ebene hinein, die sich vor ihnen öffnete. Ein breiter Flussarm, von Schilf und Weidenbäumen gesäumt, durchzog das Land wie ein dunkelgrünes Band, Schafe und Kühe weideten an seinem Ufer, Stuten grasten neben ihren Fohlen. Sonja erblickte in der Ferne eine Ansammlung hölzerner Dächer, ähnlich einem Bauerndorf. Nur schienen diese Häuser größer und breiter zu sein, als die ärmlichen Hütten der leibeigenen Bauern in ihrer Heimat. Beim Näherkommen stellte sie fest, dass die Siedlung von einer hölzernen Palisade umgeben war, die sich zum Fluss hin öffnete. Frauen in bunten Gewändern standen am Ufer, große Körbe mit Wäsche neben sich. Auf den breiten Ufersteinen lagen einzelne Kleidungsstücke, die eben noch mit Händen und Steinen bearbeitet worden waren. Jetzt sahen die Frauen den heranreitenden Kosaken entgegen, winkten ihnen zu, Kinder sprangen aus dem Wasser, wo sie eben noch gebadet hatten, und liefen ihren Vätern und älteren Brüdern entgegen.
Die Begrüßung war herzlich. Einige der Männer hoben ihre Kinder in den Sattel und ritten mit ihnen durchs Dorf, andere stiegen ab, um die eine oder andere Frau zu umarmen. Sonja fiel eine ungewöhnlich schöne, junge Frau auf, die in ein langes gesticktes Gewand gekleidet war und einen Kopfputz trug, von dem blinkende Goldmünzen auf ihre Stirn hingen. Ihre dunklen Augen ruhten auf Andrej, und während etliche der jungen Kerle auf sie zuliefen, um sie stürmisch zu begrüßen, lächelte sie ihm zu.
Sonja hatte sich während des Rittes große Mühe gegeben, Andrej mit Hass und Verachtung zu strafen, denn sie gab ihm die Schuld daran, dass sie solch beschämende, erniedrigende Lust empfunden hatte. Jetzt aber spürte sie einen Stich im Herzen. Wer war diese Frau? War Andrej vielleicht gar verlobt oder verheiratet?
Während sie durch die Siedlung ritten, staunte Sonja über die schönen Schnitzereien an Dächern und Veranden der Häuser. Diese Kosaken waren keine armen Schlucker, sie besaßen Vieh, vermutlich trieben sie auch Handel und waren zu Wohlstand gekommen. Welchen Grund hatten sie wohl, Landgüter zu überfallen, Menschen zu entführen und sich gegen Mütterchen Zarin zu erheben? Sie konnte es nicht begreifen.
Das Haus, vor dem Andrej sein Pferd zügelte, war das größte im Dorf. Eine breite Holztreppe mit einem kunstvoll geschnitzten Geländer führte auf die Veranda, dicke gedrehte Säulen stützten das Obergeschoss ab, das den offenen Vorraum überdachte. In die Fenster waren viele kleine Glasscheiben eingesetzt, im Obergeschoss entdeckte Sonja sogar geschnitzte Klappläden. Sie war verblüfft - bisher hatte sie geglaubt, dass Kosaken in armseligen, schmutzigen Hütten hausten und weder Tisch noch Bett besäßen. Doch dieses Haus war mindestens so geräumig wie das Gutshaus, in dem sie aufgewachsen war.
Andrej war inzwischen abgestiegen und hatte die Stute dicht an die Verandatreppe herangeführt. Sonja begriff, dass sie am Ziel waren und rutschte ebenfalls vom Rücken der Stute herab.
„Andrjuscha! Mein Falke! Mein Augenstern!“
Eine schwarz gekleidete, alte Frau hatte auf der Veranda gesessen. Jetzt erhob sie sich mühsam von ihrem Hocker und eilte, sich am Geländer abstützend, zur Treppe. Während Sonja noch stand und sie betrachtete, war Andrej ihr schon entgegengelaufen und schloss sie in die Arme.
„Babuschka! Hast du gar geglaubt, die Zaristen könnten mich festhalten? Unnötige Sorgen hast du dir gemacht!“
Wider Willen war Sonja gerührt, als sie sah, wie zärtlich Andrej die alte Frau an sich drückte, sie sogar ein wenig in seinen Armen emporhob und sie dann behutsam wieder auf die Füße stellte. Dieser gewissenlose Verführer, dieser gnadenlose Kämpfer konnte zart und liebevoll mit seiner alten Großmutter sein. Das passte nicht zu dem Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, und sie musste ihr Herz festhalten, damit es nicht weich wurde.
„Ach, Andrjuscha“, seufzte die Alte und zog das dunkle Tuch um ihren Kopf wieder fest. „Wir sind vor Sorge um dich ganz krank gewesen. Vor allem Tanja hat keine Nacht
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