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Kosakensklavin

Kosakensklavin

Titel: Kosakensklavin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Brot und schaute dabei düster aus dem Fenster. Sonja spürte deutlich, dass auch sie sich sorgte.
    „So Gott will, wird er mit dem Väterchen gemeinsam zurückkehren“, meinte Tanja schließlich und legte das Brot zu den anderen auf den Tisch. „Andrej ist klug und mutig - nur manchmal geht sein heißes Blut mit ihm durch. Er hat sich den Aufständischen angeschlossen gegen den Willen des Väterchens. Bösen Streit hatte es gegeben, als Andrej damals davonritt, um gegen die Zarin zu kämpfen. Viele sind mit ihm geritten, trotz der Warnung des Väterchens - und so sind wir alle in den Augen der Zarin zu Aufrührern geworden.“
    Sonja begriff. Deshalb war Andrej so überstürzt davongeritten. Er machte sich Vorwürfe und wollte unter allen Umständen verhindern, dass sein Vater in Gefangenschaft geriet oder gar getötet wurde.
    „Andrej würde sein Leben für den Vater geben“, fügte Tanja hinzu. „Wir können nichts tun - lass uns jetzt die Brote backen.“
    Die Babuschka hatte den Brotofen angeheizt, der einige Schritte weit vom Haus entfernt lag, ein niedriger halbkugelförmiger Bau, den Sonja erst nur für ein Häufchen Steine gehalten hatte. Jetzt kehrte die Alte das verbrannte Holz aus dem Ofen und reinigte die heißen Steine mit einem feuchten Lappen, der an einem langen Stiel befestigt war. Sonja sah nachdenklich dabei zu - damals auf dem Landgut ihrer Eltern hatten die Bauern das Brot auf genau die gleiche Weise gebacken. Sie half dabei, die Brote in den Ofen zu schieben, und hatte plötzlich das ungewohnte Gefühl, etwas sehr Sinnvolles und Wichtiges getan zu haben. Ganz im Gegensatz zu Tanja, die mürrisch dreinschaute und erleichtert aufatmete, als die Babuschka den Ofen endlich verschloss.
    „Geht ins Haus, meine Täubchen“, sagte die Babuschka. „Ich habe euch Kwass und Blinij hingestellt. Esst ruhig.“
    Sonja lächelte der Alten zu und erntete ein freundliches Kopfnicken. Die Babuschka hatte sich verändert. Sie hatte voller Erstaunen gesehen, dass Sonja sich freiwillig und gern an allen Arbeiten beteiligte und sogar Freude daran hatte. Ihr mürrischer Ton Sonja gegenüber war verschwunden, hin und wieder richtete sie jetzt das Wort an sie, stellte Fragen, erklärte geduldig was sie nicht verstand, und am gestrigen Abend hatte sie sogar Geschichten erzählt. Begeistert hatte Sonja den Märchen und Sagen gelauscht, die von wilden Kosakenkämpfen berichteten, von geraubten mongolischen Prinzessinnen, von Waldgeistern und von der Baba Jaga, der Hexe. Ja, es gefiel ihr zunehmend in diesem kleinen Kosakendorf - wäre nicht die Angst vor der ungewissen Zukunft und die Sorge um Andrej gewesen - sie hätte hier glücklich sein können.
    Auch an diesem Abend saßen sie mit der Babuschka zusammen auf der Veranda, erzählten und lachten, bis die alte Frau müde wurde und hinauf in die Schlafstube ging. Es war dämmrig geworden, Tanja sah belustigt zu Sonja hinüber, die immer wieder zum Dorfausgang hinüberschaute, als erwartete sie jemanden.
    „Du denkst an Andrej?“
    Sonja fuhr zusammen und fühlte sich ertappt. Ja, sie musste es zugeben -Andrej beherrschte ihre Träume. Sie sehnte sich ebenso sehr nach ihm, wie sie das Wiedersehen fürchtete. Sie hasste ihn, den Verführer, der sie zu so unsagbar sträflicher und wundervoller Lust getrieben hatte, und zugleich bangte sie um sein Leben.
    Tanja lächelte zufrieden und fasste ihre Hand. „Es ist Zeit“, flüsterte sie. „Gehen wir.“
    Sonja spürte, wie ein leichter Schauer sie durchrieselte, zugleich jedoch erfüllte sie Begehrlichkeit. Was würde Tanja ihr dieses Mal zeigen? Sie hatte die vergangenen Nächte gemeinsam mit Tanja in ihrem schönen Zimmer verbracht und die Liebeslektion ihrer Lehrerin mehrfach wiederholt. Jedes Mal war das Erlebnis aufregender und sinnlicher gewesen. Nun aber schien etwas Neues an der Reihe zu sein.
    Geduckt schlichen sie an den Häusern vorbei, nur in wenigen Fenstern brannte noch ein mattes Licht. Hunde schlugen an, beruhigten sich jedoch wieder, wenn sie sich entfernten. Ein Vollmond war am Himmel aufgestiegen, und sie mussten Deckung hinter Büschen und Sträuchern nehmen, während sie am Fluss entlang zu einer niedrigen Scheune hinüberliefen. Insekten sangen ihr Lied, Fledermäuse glitten lautlos an ihnen vorüber und warfen verwischte Mondschatten auf die Wiesen. Die Scheunentür knarrte, als Tanja sie ein Stück aufzog. Für einen Augenblick glommen die grünen Augen einer überraschten Katze auf, dann

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