Kosakensklavin
das Haar bis auf eine einzige Strähne geschoren, ein mächtiger Schnurrbart zierte das feiste Gesicht.
„Stenka - Iwan!“, brüllte er. „Was treibt ihr Teufelskerle? Habt euren Spaß während die Kameraden in Not sind!“
Die beiden Angesprochenen fuhren auf, Stenka zog sich die Hosen wieder hoch, Pawel löste rasch die Knoten seiner Kantschu von Sophias Brüsten.
„Wir haben einen Gefangenen gemacht“, sagte Stenka entschuldigend.
Der Glatzköpfige fasste Baranow näher ins Auge und grinste breit und zufrieden. Baranow hatte großes Pech - der Kosak kannte ihn, und vermutlich war er einer der Kerle, die die Kutsche überfallen hatten.
„Gut gemacht!“, lobte er. „Dann ist noch Hoffnung. Bindet ihn los und zieht ihm die Hosen an, wir schaffen ihn zu Andrej. Es schaut nicht gut aus - die verfluchten Zaristen hocken im Gutshaus und haben einige der unsrigen gefangen.“
Baranow musste mit auf den Rücken gefesselten Händen vor den drei Reitern herlaufen. Stenka hatte seine Jagdflinte an sich genommen, Kolja das lange Jagdmesser mit dem geschnitzten Horngriff, ein besonders wertvolles Stück, das
Baranow vor Jahren in Moskau erworben hatte. Sofia hatte in aller Eile ihre Kleider zusammengerafft und war damit in den Wald gelaufen, das Kleiderbündel vor die bloßen Brüste gepresst.
Der Weg war nicht lang, bald tauchten die Gebäude von Pereschkowo vor ihnen auf, von der Morgensonne beschienen und scheinbar völlig friedlich. Doch der Eindruck täuschte. Zwei tote Kosaken lagen vor der hölzernen Tordurchfahrt, im Hof standen zaristische Soldaten, die Flinten im Anschlag. Baranow erblickte drei gefesselte Kosaken, die man an die Torpfosten gebunden hatte, ein leichtes Ziel für die Flinten der Zaristen. Es war klar, dass die Lage der Kosaken nicht rosig war - der bloße Versuch, das Gut einzunehmen, hätte zur Folge, dass die drei Gefangenen von den Kugeln der Zaristen zerfetzt würden.
Jetzt aber, da Baranow in die Gewalt der Kosaken geraten war, hatte sich das Blatt gewendet. Er hätte sich ohrfeigen können. Seine Lüsternheit auf dieses Weib hatte alles verdorben. Wenn er lebend aus dieser Sache herauskam, dann sollte Sofia zu spüren bekommen, was sie angerichtet hatte. Etwas ganz Besonderes würde er sich für sie ausdenken, etwas, woran sie ihr Leben lang denken würde, die geile Person.
Die Kosaken hatten sich in einer Scheune unweit des Gutshauses gesammelt. Es waren nicht mehr als zwanzig verwegene Burschen, einige hatten Verwundungen davongetragen, jedoch schien ihr Mut ungebrochen. Baranow wurde mit Jubel empfangen, man klopfte Kolja und Stenka auf die Schultern, beutelte sie, weil sie ungehorsam gewesen waren, und nannte sie Hurenböcke und Teufelskerle. Dann zerrte man Baranow vor den Anführer, einen großen kräftigen Kerl, dem das dunkle Haar in die Stirn fiel. Schwarze Augen bohrten sich in Baranows Züge, und er spürte, wie ihm für einen Moment die Luft weg blieb. Verfluchtes Geschick. Es war der junge Kerl, der in seinem Keller gesessen hatte.
„Ossip Arkadjewitsch Baranow!“, sagte Andrej spöttisch. „Du warst Pilze suchen, wie man mir sagte?“
Baranow senkte wortlos den Kopf und versuchte die unbändige Wut zu verbergen, die bei dieser spöttischen Anrede in ihm hochflammte. Er hätte viel darum gegeben, diesen hochmütigen Kerl wie eine Wanze unter seinem Daumen zerquetschen zu können.
„Gestoßen wie ein Eber hat das Väterchen“, berichtete Kolja grinsend. „Da haben wir gedacht: stör’ das Hirschlein nicht, ein jedes Tierchen hat ein Recht auf sein Vergnügen. Ganz leise, auf Zehenspitzen sind wir geschlichen, haben uns seine Waffen genommen und zugeschaut, wie er gerammelt hat.“
Er begleitete seine Schilderungen mit den entsprechenden Körperbewegungen und erntete grölendes Gelächter. Drüben auf dem Gutshof berieten die Offiziere gerade über einen möglichen Ausfall, nun hob man die Köpfe und wunderte sich. Wieso waren diese verfluchten Kosaken auf einmal so guter Laune?
Andrej, sonst für jeden zünftigen Scherz zu haben, war ernst geblieben. Zu sehr hasste er diesen Mann, der Sonja in seiner Gewalt gehabt hatte.
„Deine Geilheit hat dich in eine böse Lage gebracht“, stellte er zufrieden fest. „Es gibt nur eine Möglichkeit für dich, deinen Kopf zu retten: Gib den Gefangenen frei, der in deinem Keller sitzt.“
Baranows Gehirn arbeitete wie ein Räderwerk, und er begriff, dass er eine Trumpfkarte im Spiel hatte.
„Der Gefangene ist
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