Kosakensklavin
Einfluss bei Hofe ist lange nicht so groß, wie Ihr vielleicht glaubt. Ich fürchte, dass ich wenig tun kann.“
Jetzt legte Tanja die angebissene, süße Mandel auf den Teller zurück und mischte sich ein.
„Wie konntet Ihr meinem Bruder dann ein ähnliches Geschäft anbieten, Ossip Arkadjewitsch? Wolltet Ihr nicht das Leben meines Vaters retten, wenn Andrej Euch Sonja auslieferte?“
Ihr Ton war hart und keineswegs höfisch, und Baranow war versucht, eine zornige Antwort zu geben. Doch um Sonja in Sicherheit zu wiegen, hielt er sich zurück.
„Nun - ich hätte nichts unversucht gelassen um Sonja zu befreien“, versuchte er sich herauszureden.
Tanja ließ sich nicht damit abspeisen.
„Ihr habt also etwas versprochen, das Ihr nicht halten könnt? Wie nennt man das doch? Einen Betrug, nicht wahr?“
Baranow ärgerte sich nicht schlecht. Diese Person war von einer unglaublichen Frechheit. Wieso ließ er sich so etwas in seinem eigenen Haus bieten?
„Eine Kriegslist“, sagte er, seine Wut unterdrückend. „Auch Kosaken haben schon dergleichen angewendet. Es ist nichts Unehrenhaftes dabei.“
„Das bedeutet, Ihr seid gar nicht in der Lage, Andrej zu helfen?“, wollte Tanja mit hochgezogenen Augenbrauen wissen.
„Ich fürchte, nein .“
Sie erhob sich und fasste Sonja am Arm.
„Dann verschwenden wir hier unsere Zeit“, sagte sie kühl. „Wir werden morgen früh weiter nach St. Petersburg reiten. Gute Nacht, Ossip Arkadjewitsch. Wir danken für Eure Gastfreundschaft.“
Verblüfft starrte er auf die beiden Frauen, die sich vom Tisch erhoben hatten und den Raum verließen. Der aufgestaute Zorn ließ sich nun nicht mehr
zurückhalten - es war aus mit der Galanterie.
„Sonja!“, rief er herrisch. „Dein Platz ist hier. Noch bin ich dein Bräutigam.“
Sie wandte sich nur kurz zu ihm um.
„Nein, Ossip Arkadjewitsch, das seid Ihr nicht mehr. Ich löse die Verlobung. Lieber will ich arm sein, als einen Lügner und Betrüger zu heiraten.“
Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte, sprang er auf und fegte mit einer wütenden Armbewegung Teller und Schüsseln vom Tisch.
„Verfluchte Hure“, knirschte er. „Das wird sie bitter bereuen.“
Kapitel 34
„Du warst großartig“, sagte Tanja, als sie die Tür des Schlafzimmers hinter sich zuzog. „Jetzt versteck dich hinter dem Fenstervorhang.“
„Hinter dem . Wieso das denn?“
„Tu, was ich sage. Schnell!“
„Aber .“
Sonja unterbrach sich, denn es waren schwere Schritte auf der Treppe zu vernehmen. Panik erfasste sie, alle Schrecken, die sie in diesem Raum durchlitten hatte, kehrten in ihre Vorstellung zurück. Sie stand starr, unfähig, auch nur die kleinste Bewegung auszuführen.
„Meine Güte, ist das denn so schwer?“, schimpfte Tanja und schob sie gegen das Fenster. Mit geschickten Händen drapierte sie den Vorhang über ihre Freundin und hatte dann gerade noch Zeit, sich umzuwenden.
Baranow hatte die Tür aufgerissen, breitbeinig stand er auf der Schwelle, das Gesicht dunkelrot angelaufen.
„Raus mit dir, Kosakenhure!“
Tanja hob amüsiert das Kinn und lächelte ihn an.
„Sprichst du mit mir, Gutsbesitzer?“
Baranow näherte sich ihr drohend, die Adern an seinen Schläfen traten dick und bläulich hervor.
„Verschwinde hier. Ich habe mit Sonja zu reden. Wo ist sie?“
Tanja lachte und wich keinen Zentimeter zurück. Als er die Hand ausstrecken wollte um sie zu fassen und aus dem Raum zu stoßen, bückte sie sich blitzschnell. In ihrer Hand funkelte der kleine Dolch.
„Bleib ganz ruhig“, sagte sie leise.
Der Dolch hatte sich ein kleines Stück durch den Stoff seiner Hose gebohrt, genau dort, wo seine empfindlichste Stelle war. Baranow spürte den kalten Stahl und brüllte auf. Er wollte sie packen und zurückschleudern, doch Tanja hatte sich mit der linken Hand in seine Weste verkrallt.
„Bewege dich nicht, sonst findest du dich als Kapaun wieder!“
Die kühle Dolchklinge schob sich weiter vor und berührte seine Peniswurzel. Mit weit aufgerissenen Augen glotzte er ins Leere, spürte nur noch die harte Schneide, die in sein Gemächt vordrang, und erstarrte.
„Eine Kosakenhure weiß mit dem Dolch umzugehen“, flüsterte Tanja. „Tu also lieber was ich dir sage, Gutsbesitzer.“
„Was willst du?“, stammelte er angstvoll, während er fieberhaft überlegte, wie er sich aus dieser lächerlichen Lage befreien konnte.
„Dich belehren, Ossip
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