Kosmische Kreuzfahrt
die Beleuchtung der Instrumentenbretter erlöschen, und als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte Wade den Stern. Er glühte in einem dunklen Rot, so schwach, daß er kaum sichtbar war.
„Das ist er, Morey!“ sagte Wade. „Ein toter Stern, genau vor uns! Und nahe, verdammt nahe, wie es scheint!“
Das Schiff fiel mit rasender Geschwindigkeit der rotglühenden Masse entgegen.
Arcots Lippen wurden schmal. „Es gibt nur eine Möglichkeit’“, hörten sie ihn sagen. „Die Chancen, dem Stern zu entgehen, sind verspielt, da wir nicht mehr genügend Kraftreserven haben. Unsere einzige Hoffnung – daß es mir gelingt, das Schiff in eine Bahn um ihn zu bringen. Der Raumverzerrer arbeitet nicht mehr, die Spulen sind leer, das Schwerkraftfeld des Sterns hat sie erschöpft. Bleibt die Molekularkraft. Gebe Gott, daß sie ausreicht, uns in eine Bahn um den Stern zu tragen!“
Während er den Bug des Schiffes auf den Rand des Sterns richtete, schaltete er den Molekularantrieb ein, und der „Pionier“ schoß mit der um fünfeinhalb Schwerkräfte vergrößerten Schnelligkeit seinem Ziel entgegen.
Größer und wuchtiger wuchs das dunkle Rot vor ihnen auf. „Ich denke, ich werde es schaffen“, murmelte Arcot. „Ich werde den „Pionier“ in die Kreisbahn bringen können, aber wir werden der Oberfläche des Ungetüms beängstigend nahe sein.“ Arcots Stimme klang kühl und gelassen, mit sicheren Bewegungen handhabte er die Steuerorgane, aber die Männer lasen von seinem Gesicht die Spannung, die ihn gefangenhielt.
Arcot benötigte fast zwei Stunden und mußte alle fliegerischen Kniffe aufwenden, um das Schiff in eine Bahn zu bringen, die einigermaßen kreisförmig war. Als sie auf dieser Bahn dahinjagten, entdeckte Wade am Himmel über ihnen eine Reihe schwacher Lichtstreifen, die von der schwach rotglühenden Oberfläche des Sterns ausgingen. Einer dieser Streifen war auffallend hell, viel heller als die anderen. Die Streifen bewegten sich nicht, es sah aus, als habe jemand sie an das Himmelsgewölbe gemalt.
„Die Nebel“, sagte Arcot, den er darauf aufmerksam machte. „Der breite Strahl ist die Milchstraße, die wir gerade verlassen haben, der helle muß ein naher Stern sein. Sie erwecken den Eindruck von Strahlen, weil wir uns mit so großer Geschwindigkeit in einer verhältnismäßig kleinen Kreisbahn bewegen.“
„Schön und gut“, murmelte Fuller. „Reden wir von etwas anderem. Die Frage, die mir am wichtigsten erscheint – sind wir sicher in dieser Kreisbahn?“
„Mehr als sicher“, sagte Arcot sarkastisch. „So verdammt sicher, daß ich keine Ahnung habe, wie wir jemals wieder freikommen sollen. Mit aller Kraft unseres Schiffes vermögen wir uns nicht aus der Bahn um den Stern zu lösen. Wir sind gefangen!“
Er überließ die Steuerorgane sich selbst und stand auf. „Ich habe genug unter dieser verflixten Schwerkraft gearbeitet, ich bin müde wie ein Hund. Was halten Sie davon, daß wir eine Kleinigkeit zu uns nehmen und uns dann wie anständige Christenmenschen aufs Ohr legen?“
Fuller schüttelte den Kopf. „Mir ist weder nach Essen noch nach Schlaf zumute“, knurrte er schlechtgelaunt. „Ich traue dem Frieden nicht. Sie nennen diese Kreisbahn sicher, und wenn der Teufel es will, fallen wir auf das rotglühende Ding da unten.“
„Machen Sie sich keine Sorgen“, beschwichtigte Arcot. „Wir können genauso wenig auf unseren lieben Nachbarn hinabfallen wie seiner Bahn entkommen. Die Anziehungskraft, die uns gefangenhält, wird wettgemacht durch die Zentrifugalkraft unserer Kreisbahngeschwindigkeit. Energiemengen, um diese Kräfte zu überwinden, liegen jenseits der menschlichen Vorstellungskraft. Wir haben zwei Tonnen Materie verbraucht für die letzte Ladung der Spulen, die uns der rote Stern entriß. Nun brauchen wir für eine neue Ladung die gleiche Menge. Eine Reserve von vier Tonnen aber ist das Minimum, über das wir verfügen müssen. Das Ganze ist eine Rechnung, die nicht aufgeht. Wir besitzen einfach nicht genug Energien, um dieser unheimlichen Anziehungskraft zu entkommen, wie groß auch immer die Kraft sein mag, die in der von uns mitgeführten Materie liegt. Laßt uns also etwas für unser leibliches Wohl tun und das Problem beschlafen; vielleicht sind wir beim Erwachen klüger.“
Wade übernahm das Zubereiten der Mahlzeit. Schweigend aßen sie, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Wo war der Ausweg? Sie grübelten, stellten die waghalsigsten
Weitere Kostenlose Bücher