Kosmische Kreuzfahrt
Kombinationen an, aber sie fanden die Lösung nicht. Sie legten sich zum Schlafen nieder, aber er mied sie lange; trotz körperlicher Müdigkeit weigerte sich der Geist, seine Tätigkeit einzustellen, die Gedanken arbeiteten weiter. Endlich aber, nach Stunden, forderte die Natur ihr Recht.
8. Kapitel
Morey glaubte der erste zu sein; als er sieben Stunden später erwachte. Er kleidete sich an und wusch sich, und als er auf den Gang zwischen den kleinen Kabinen trat, vernahm er ein bekanntes Geräusch: Das vom Telektroskop verursachte, leise Summen des Motors, der das schwere Gerät bewegte. Neugierig ging er in das Observatorium und fand zu seinem Erstaunen Arcot bei der Arbeit.
„Hallo, was machen Sie hier?“ fragte er verwundert. „Wollen Sie sich zum Astronomen ausbilden, nachdem Sie als Pilot nichts mehr zu tun haben?“
Arcot blickte auf und säuberte seine ölverschmierten Hände an einem Putzlappen. „Ich habe mich als Techniker betätigt und eine kleine Veränderung am Telektroskop vorgenommen“, erwiderte er. „So, wie es war, nutzte es uns in der gegenwärtigen Situation wenig. Bei unserer Umlaufgeschwindigkeit sehen wir bei ständig geöffnetem Objektiv reichlich unklar. Ich habe mir daher erlaubt, eine Art Bremse einzubauen.“
„Und wozu soll das gut sein?“ fragte Morey skeptisch. „Spielt es denn überhaupt noch eine Rolle, ob wir unsere Umgebung einwandfrei beobachten können? Ich denke, wir haben keine Aussicht, uns aus unserer Gefangenschaft zu befreien? Oder ist Ihnen über Nacht die große Erleuchtung gekommen?“
„Vielleicht“, lächelte Arcot geheimnisvoll. „Wenn es überhaupt eine Rettung gibt, so kann sie nur von jenem hellen Lichtstrahl am Himmel kommen, den ich gerade ein wenig genauer betrachten will.“
„Was haben Sie vor?“ fragte Morey interessiert.
„Zuerst will ich sehen, eine Scharfeinstellung auf unser Lichtband zu bekommen“, sagte Arcot. „Kommen Sie, bedienen Sie die Feineinstellung, während ich alles für die Aufnahmen vorbereite.“
Bei der riesigen Kreisbahngeschwindigkeit war es nicht leicht, das Telektroskop genau auf den Lichtstrahl einzustellen, und es verging mehr als eine Stunde, bis die beiden Männer mit dem Erfolg zufrieden waren. Arcot machte die Aufnahmen und betrachtete die entwickelten Platten eingehend.
„Nun kommt der zweite, Teil. Die Feststellung der Entfernung. Mit allzu großer Parallaxe brauchen wir nicht zu rechnen. Helfen wir uns, indem wir die Berechnung von den beiden Scheitelpunkten unserer Umlaufbahn aus anstellen.“
Schweigend machten sie sich an die Arbeit, und als Wade und Fuller wenig später im Observatorium auftauchten, wurden sie damit beauftragt, die Gleichungen zu berechnen, ohne daß Arcot ihnen mitteilte, welchem Zweck sie dienen sollten. Schließlich lag das Resultat vor.
„Die Entfernung beträgt zwei Millionen Meilen“, sagte Arcot. „Ungefähr so weit, wie ich geschätzt hatte.“
„Wozu diese ganze Rechnerei?“ wollte Fuller wissen. „Was geht uns jener Stern an? Der eine, der uns interessiert, liegt direkt zu unseren Füßen.“
„Zugegeben“, nickte Arcot. „Aber wir wollen fort von ihm, und das gibt der Sache ein anderes Gesicht. Bei aller scheinbaren Unmöglichkeit sollte es doch eine Chance geben. Dann nämlich, wenn wir genau in der Mitte zwischen diesem und jenem Stern liegen. In diesem Falle würden such die gegenseitigen Anziehungskräfte aufheben, und wir wären frei. Gelänge es uns, lange genug in diesem schmalen anziehungslosen Raum zu bleiben, um den Raumverzerrer in Betrieb zu nehmen, so müßte es möglich sein, zwischen den beiden Sternen hindurchzuschlüpfen.“
„Eine tolle Hoffnung, die Sie da erweckt haben“, knurrte Wade sarkastisch. „Wie sollen wir denn in diesen neutralen Raum gelangen, wenn wir nicht einmal genug Kraft haben, das Schiff ein paar lumpige Meilen fortzubewegen?“
„Wenn der Prophet nicht zum Berge geht, muß der Berg zum Propheten kommen“, zitierte Arcot zwar falsch, traf damit aber genau das Richtige.
„Verraten Sie schon, was Sie vorhaben“, drängte Wade. „Wollen Sie Josuah schlagen? Er ließ die Sonne stillstehen. Glauben Sie etwa, Sie könnten ihre Stellung verändern?“
„Erraten“, nickte Arcot strahlend. „Nicht mehr und nicht weniger beabsichtige ich zu tun. Da wir uns nicht bewegen können, um die Mitte zwischen den beiden Sternen einzunehmen, bleibt nichts weiter übrig, als einen der beiden Sterne zur freundlichen
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