Kosmische Kreuzfahrt
schien beschämt. „Ich bedaure meine Tat, ihr Männer von der Erde“, sagten seine auf Arcot konzentrierten Gedanken. „Ich kann zu meiner Entschuldigung nur anführen, daß ich mir über die verheerende Wirkung eurer Waffen nicht im klaren war. Daß ich den Strahl auf ein angreifendes Schlachtschiff richtete, hatte seinen Grund. Dieses Schiff war nämlich mit einer ganz neuen, geheimen Waffe ausgerüstet, deren Wirkung absolut tödlich sein soll. Die Vernichtung der Stadt war nicht beabsichtigt. Ich wollte nur die Fabrik zerstören, die diese neue Geheimwaffe herstellte. Was wollte ich im Grunde denn mehr, als die Bewohner meines Planeten schützen.“ Seine Stimme klang bitter, als er fortfuhr. „Ich habe lange genug mit diesem Volk gelebt. Jeder einzelne von ihnen wird als Verräter geboren, List und Betrug gelten bei ihnen als erlaubt. Sie hatten die Vernichtung tausendmal verdient, aber dennoch – ich kann nur noch einmal sagen, daß ich nicht die Absicht hatte, die Stadt zu zerstören.“
Arcot nickte schweigend. Er wußte, daß Torlos die Wahrheit sprach. In einer telepathischen Unterhaltung kann es keine Täuschung des anderen geben, da die Gedanken selbst und keine Worte aufgenommen werden.
„Torlos, ich glaube, daß du dir noch immer keine richtige Vorstellung von der Gewalt dieser Strahlen machst. Ich kann dir verraten, daß wir mit diesen Strahlen eine Sonne aus ihrer Bahn zwangen und sie auf eine andere stoßen ließen. Wie du eine Stadt vernichtet hast, so könnten wir ganze Planeten zerstören. Wenn ich dich also warne, so geschieht es in deinem eigenen Interesse. Halte dich in Zukunft von unseren Waffen und allen Geräten fern, die du nicht kennst.“
Torlos blickte Arcot zerknirscht an. „Ich werde mich deinen Wünschen fügen, Arcot“, versprach er feierlich.
„Gut“, nickte Arcot, „dein Versprechen genügt mir. Wir betrachten dich von nun an als unseren Freund. Freunde haben keine Geheimnisse voreinander. Willst du uns nun erzählen, warum Nansal gegen Sator Krieg führt? Wie lange kämpfen die beiden Planeten schon miteinander? Warum bekämpfen sie sich? Was brachte den Krieg zum Ausbruch?“
Torlos lehnte sich zurück, sein Gesicht war von tiefem Ernst überschattet. „Ihr sollt die Geschichte vernehmen“, sprachen seine Gedanken. „Es ist eine Geschichte, deren Ursprung viele Jahrhunderte zurückliegt, eine Geschichte, in der alle häßlichen Eigenschaften eine Rolle spielen, die in lebenden Wesen wohnen können.“
12. Kapitel
„Vor Hunderten von Jahren“, so begann Torlos, „lebte auf Nansal ein weiser und in allen Schichten beliebter Lehrer mit Namen Noras. Er entwickelte eine Lebensphilosophie, die auf idealen, ethischen Grundsätzen beruhte. Gruppen junger Menschen sammelten sich um ihn, nahmen seine Lehre auf und gingen hinaus als Verkünder der neuen Lehre, die sich bald über den ganzen Planeten verbreitete. Kaum gab es noch Nansaler, die dieser Lehre ablehnend gegenüberstanden, aber wie eine winzige Wunde einen ganzen Körper vergiften kann, so ist auch eine kleine Gruppe imstande, die Moral einer ganzen Rasse zu untergraben. Jene Nansaler, die sich gegen Norus’ Lehre auflehnten, taten dies, weil ihr bisheriges Leben auf Lug und Trug aufgebaut war. Einer von ihnen, Sator mit Namen, ein intelligenter, wenn auch gewissenloser Bursche, hatte das erste Raumschiff erbaut. Als ihm klar wurde, daß sein Einfluß unter der neuen Lehre bald schwinden würde, verließ er mit seinen wenigen Anhängern Nansal, um sich auf dem zweiten Planeten unseres Sonnensystems niederzulassen. Bei der Landung zerschellte das Schiff, Sator fand den Tod. Hunderte von Jahren hörten die Bewohner Nansals nichts von den Geflohenen, und sie nahmen an, sie wären alle umgekommen. In dieser Zeit herrschte Frieden und Wohlstand auf Nansal.
Die mit Sators Schiff gelandeten Menschen, die nicht ums Leben gekommen waren, nannten ihren Planeten Sator. Sie verstanden es, ihr Leben seinen Bedingungen anzupassen, sie vermehrten sich, eine neue Rasse entstand. Leider eine Rasse, deren Regierung und deren Gesetze Falschheit und Betrug, Täuschung und List als erlaubt ansahen. Höchstes Ansehen genoß bei ihnen, wer nicht einmal davor zurückschreckte, seine nächsten Angehörigen, seine besten Freunde zu belügen und zu betrügen. Nach langer Zeit gelang es ihnen, das Geheimnis der Raumfahrt erneut zu lösen, sie begannen mit der Schaffung eitler mächtigen Flotte. Eines Tages fuhren sie mit
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