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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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behauptet, er brauche keines, da er immer wie ein Stein ins Bett falle.
    Sie geben zum ersten Mal ein Essen im Familienkreis, und zwar in zwei Raten: Gestern waren Fanis’ Eltern zu Gast, und heute sind wir an der Reihe.
    »Wir konnten einfach nicht alle gleichzeitig bekochen«, erklärt Katerina. »Ihr, wir und die Schwiegereltern wären schon sechs gewesen, dazu noch Fanis’ Tante Margarita und ihr Mann… Erstens haben wir gar nicht so viele Stühle, zweitens kann man mit unserer Küchenausstattung keine acht Gäste verköstigen, und drittens bin ich für ein so großes Gelage noch nicht geübt genug. Ein Essen für vier kriege ich gerade noch hin…«
    Ich werfe einen Blick auf Adriani, die sich dem abendlichen Anblick des Parks hingibt, um nicht zu wiederholen, was sie Katerina seit der Studienzeit vorhält: »Wenn du bei mir kochen gelernt hättest, dann wärst du mit so was nicht gleich überfordert.«
    »Das Ganze hat auch sein Gutes«, bemerkt Fanis.
    »Und zwar?«, fragt Katerina.
    »Meine Verwandten hätten deinen Vater mit ihren Fragen nach seiner Arbeit bei der Polizei und mit ihrer Besserwisserei nur genervt.«
    Zustimmendes Schweigen allerseits bestätigt, dass er recht hat. Und ich bin dankbar, dass mich Katerinas und Fanis’ dürftige Wohnungsausstattung vor dem öden Kreuzverhör bewahrt hat.
    Katerina geht in die Küche, um das Essen aufzutragen. Adriani springt hilfsbereit auf, doch Katerina bedeutet ihr, ruhig bei uns sitzen zu bleiben. Sie möchte alles alleine vorbereiten, und zwar nicht, um damit ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren, sondern weil sie es nicht anders gewohnt ist, seit sie nicht mehr zu Hause lebt. Adrianis Hausfraueninstinkt erfasst die Lage sofort, und sie lenkt ein.
    Fanis führt uns auf den Balkon. Er ist zwar klein, aber einigermaßen breit. Mir fällt auf, dass der Balkon üppiger ausgestattet ist als die Wohnung. Inmitten von Bäumchen und Stauden stehen hier ein Marmortisch mit schmiedeeisernem Gestell, einige Gartenstühle mit Sitzkissen und ein altmodischer hölzerner Liegestuhl.
    »Und wer kümmert sich um das alles?«, fragt Adriani.
    »Katerina und ich im Verhältnis von eins zu drei«, antwortet Fanis mit einem Lachen.
    »Was meinst du damit?«
    »Einmal gießt Katerina, dreimal ich. Sie hat ja auch den Küchendienst übernommen, während ich nur den Frühstückskaffee zubereite.«
    Als wir wieder ins Zimmer zurücktreten, ist der Couchtisch gedeckt, und Katerina trägt gerade den ersten Gang auf. »Das ist Artischockensouffle«, erklärt sie leichthin, doch mit einem Seitenblick auf ihre Mutter. »Und danach gibt’s Kalbfleisch an Zitronensoße mit Reis.«
    Adriani hält sich mit Bemerkungen zum Menü zurück und wartet geduldig, bis alles serviert ist und Fanis die Weingläser gefüllt hat. Gleich nach dem ersten Bissen kommen von Fanis und mir lobende Worte. Das Souffle ist zwar leicht versalzen, aber angesichts der Tatsache, dass Katerina ewige Zeiten von Spaghetti mit Fertigsoße gelebt hat, ein kleines Wunderwerk.
    »Bravo, liebe Katerina! Du hast kochen gelernt«, meint Adriani. Sie sagt nicht, das Essen sei lecker, sondern nur, dass Katerina kochen gelernt habe. Das kann in Adrianis Sprachduktus zweierlei heißen: entweder dass noch Jahre vergehen werden, bis sie eine gute Köchin ist, oder dass sie es trotz der Selbstlernmethode ganz gut hingekriegt hat.
    »Wer hat dir das Soufflerezept gegeben?«
    Katerina lacht auf. »Aber Mama, die Wochenendbeilagen der Tageszeitungen sind voll von Kochrezepten!«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Daher habe ich dir ein kleines Geschenk mitgebracht.«
    Sie öffnet ihre Handtasche und zieht ein blaues Schulheft hervor. »Das ist eine Sammlung von Rezepten deiner früheren Lieblingsspeisen. Handgeschrieben!«
    Katerina schlägt das Heft auf, und ich werfe einen Blick hinein. Alles ist in der ebenmäßigen Schönschrift verfasst, die zu Adrianis Zeiten in der Dorfschule unterrichtet wurde. Das geht auch Katerina zu Herzen, und so springt sie auf und fällt ihrer Mutter um den Hals.
    »Danke, Mama!«, sagt sie mit einem unterdrückten Schluchzen. Dann reißt sie sich zusammen und meint scherzhaft: »Jetzt, da wir öfter zu Hause essen, kann ich das gut gebrauchen.«
    »Macht ihr eine Abmagerungskur?«, necke ich sie, da sie sonst jeden zweiten Abend auswärts essen gehen.
    »Nein, Papa, eher eine Fastenkur. Da ich als Referendarin keinen Groschen verdiene, leben wir von Fanis’ Gehalt. Im Zuge der Sparmaßnahmen

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