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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Enthauptungen seien Anschläge? Permanent wird von der Polizei und von der Politik die Terrorismusthese wiedergekäut. So weit kommt’s noch, dass man auch bei Rattengift Terroristen am Werk sieht!«
    »Ich sage es noch einmal, Herr Sotiropoulos: Wir behaupten nicht, es sei ein Terroranschlag. Aber wir können es eben auch nicht ausschließen.«
    Sotiropoulos erhebt sich demonstrativ von seinem Sitz und verlässt den Raum. Offenbar hat er dann vor meinem Büro in der dritten Etage eine Verschnaufpause eingelegt und auf mich gewartet, um Dampf abzulassen.
    Als ich ins Schlafzimmer zurückkehre, höre ich Adrianis regelmäßige Atemzüge und bin beruhigt. Schließlich hole ich das, was ich eigentlich gleich nach meiner Ankunft zu Hause tun wollte, erst kurz vor dem Einschlafen nach. Ich lege mich mit dem Dimitrakos-Lexikon aufs Bett und schlage es beim Eintrag »Bank« auf.
    Bank, die; -en (ital. banco, banca, eigentl. = Tisch des Geldwechslers): 1 .a) Anstalt zur gewerbsmäßigen Vermittlung des Geld-, Kredit- und Effektenverkehrs. Für kurzen kaufmännischen Kredit: Depositen- und Notenbank; beide besitzen eigenes Kapital und vermehren es: jene durch Annahme verzinsl. Geldeinlagen (-Depositen), diese durch Ausgabe von Noten (-Banknoten). Damit verbunden Girogeschäft: Annahme und Leistung von Zahlungen in Wechseln, Schecks usw. für den Inhaber des Girokontos, ohne diesem Kredit und Zinsen zu gewähren. Effektengeschäft: Kauf und Verkauf von Wertpapieren für eigene oder fremde Rechnung, b) Gebäude, in dem eine Bank untergebracht ist. 2. Spiel-B.: öffentl. Lokale, in denen bei Glücksspielen (- Hasard) um Geld gespielt wird.
    Erst am Ende des Eintrags stoße ich auf die Bedeutung von Bankier:
    Bankier, der; -s (franz. banquier, zu banque = Bank): Kaufmann, der Geld-, Kredit- und Effektengeschäfte macht.
    Ein Blick auf das Jahr der Veröffentlichung bestätigt mir: Es ist die Ausgabe von 1958. Jetzt, mehr als fünfzig Jahre später, versuche ich mir Sissimopoulos oder Robinson als Geldwechsler an ihren Tischchen vorzustellen - ein Ding der Unmöglichkeit. Eher noch könnte ich mir Sissimopoulos in der Rolle vorstellen, aber nur deshalb, weil ich ihn in Freizeitkluft gesehen habe. Auf Robinson passt das Bild überhaupt nicht. Nur die Erzählung von der Tempelreinigung, auf die der Dimitrakos verweist, ist die ganzen fünfzig Jahre gültig geblieben:
    Matth 21, 12-13: Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß die Tische der Geldwechsler um und die Stände der Taubenhändler und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: »Mein Haus soll ein Bethaus heißen«; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus. Dann suche ich noch im Eintrag »Wucher« nach brauchbaren Erläuterungen.
    Wucher, der: 1. ursprüngl. Ertrag des Bodens oder Kapitals, später nur für zu hohen Kapitalzins gebräuchl. 2. Praktik, beim Verleihen von Geld, beim Verkauf von Waren o. A. einen unverhältnismäßig hohen Gewinn zu erzielen.
    Wucherer, die durch das Verleihen von Geld einen unverhältnismäßig hohen Gewinn erzielen, gibt es auch heute.
    Nur, dass sie den Zinsbetrag nicht mehr in ihre Geldwechsler-Tischchen einkerben. Und was ist schließlich das Einritzen von ein paar Zinsen gegen die Geldwäsche im Stil der Coordination and Investment Bank?
    An dieser Stelle muss mich der Schlaf übermannt haben, denn als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das Wörterbuch auf den Boden gerutscht.

14
     
    Als ich die Augen aufschlage, liege ich allein im Bett. Das ist nichts Ungewöhnliches, da Adriani immer vor mir aufsteht. Sie ist im Wohnzimmer, wo sie sich der ersten Aktion ihres Alltags widmet: dem Saubermachen. Dann folgen die Einkäufe. Alle zehn Tage geht sie in den Supermarkt einkaufen, aber »nur das Nötigste«. Fleisch, Fisch und Gemüse holt sie täglich frisch aus den Läden unseres Viertels, damit die Zutaten nicht zu lange im Kühlschrank lagern. Das Kochen ist dann die dritte Handlung.
    Schon will ich mich freuen, dass Adriani den gestrigen Schock so schnell überwunden hat, als mein Blick auf die bis auf einen schmalen Spalt heruntergelassene Jalousie der Balkontür fällt, die den Blick auf das gegenüberliegende Wohnhaus verhindert. Adriani bemerkt, dass meine Augen daran hängenbleiben, und lässt das Staubtuch sinken.
    »Im Moment ertrage ich den Anblick nicht. Immer wieder sehe ich vor mir, wie er aus dem Fenster fällt.«
    »Jedenfalls geht es dir heute besser«, sage ich

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