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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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in der festen Absicht, ihr ein »Ja« zu entlocken.
    »Was heißt da besser? Es ist ja keine Erkältung, die irgendwann vorbeigeht.«
    Ich versuche es mit einem kleinen Scherz. »Wäre Katerina noch in Thessaloniki, hätte ich dich zur Erholung hingeschickt.«
    »Das Angebot hätte ich auch auf der Stelle angenommen«, erwidert sie trocken. Dann ergänzt sie mit einem Seufzer: »Wenn sie noch an ihrer Doktorarbeit sitzen würde, müsste sie jetzt nicht Schlange stehen für eine feste Arbeitsstelle.«
    Sie denkt nur an Katerinas schwierige Lage und sieht nicht, dass die Finanzierung einer Doktorarbeit bei den drastischen Zulagenkürzungen auch kein Zuckerschlecken gewesen wäre.
    Rasch trinken wir unseren Morgenkaffee, Adriani in Gedanken versunken und ich in Schweigen gehüllt. Als ich in den Seat steige, ist meine Stimmung im Keller. Doch ich habe die Rechnung ohne mein Handy gemacht. Es klingelt, während ich von der Spyrou-Merkouri-Straße in die Michalakopoulou abbiege.
    »Wo sind Sie?«
    »Auf dem Weg ins Büro.«
    »Kommen Sie sofort zu mir.«
    Mir gefällt weder Gikas’ Tonfall noch die Tatsache, dass er so früh auf dem Posten ist. Nur ein Gedanke tröstet mich: Im Falle eines weiteren Mordopfers hätte er mich umgehend zum Tatort geschickt. Steht kein weiteres Verbrechen an, bleibt nur die Option »Besprechungsrunde im Ministerium«. Darauf bin ich auch nicht gerade scharf, aber verglichen mit einem weiteren abgeschlagenen Kopf ist es das kleinere Übel.
    Zu meiner großen Überraschung finde ich Gikas alleine vor. »Hoher Besuch ist angesagt«, meint er bei meinem Eintreten.
    Bevor er auf meinen fragenden Blick eingeht, lässt er Stathakos durch Koula herbeizitieren. Dann wendet er sich an mich. »Zwei führende Köpfe aus London«, erläutert er. »Der eine ist der stellvertretende Leiter der dortigen Antiterrorabteilung und der andere ein Inspektor vom M15, dem Security Service.«
    »Wer hat sie eingeladen?«
    »Der Polizeipräsident, aber mit Sicherheit auf Anweisung des Ministers.«
    »Wieso denn? Handelt es sich nachweislich um einen Terroranschlag?«
    Er lacht auf. »Kostas, Kostas! Manchmal wundere ich mich, wie Sie die Polizeischule geschafft haben. Wo Sie doch sonst so tüchtig sind«, ergänzt er, um seine Bemerkung abzumildern.
    »Warum?«
    »Aber begreifen Sie denn nicht? Seit die eu und der iwf uns die iio -Milliarden-Hilfe gewährt haben, versuchen wir, uns verzweifelt zu revanchieren - durch Kuschen. Bei jeder Gelegenheit bemühen wir uns um Anerkennung. Genau so läuft es auch mit dem Minister. Er erwartet, dass die Briten ihm auf die Schulter klopfen: Bravo, alles richtig gemacht! Ob jetzt die beiden Morde wirklich Terrorakte sind oder nicht, ist dabei zweitrangig. Wenn ja, dann liegt der Minister richtig. Wenn nicht, liegt er auch richtig, weil er vorauseilend gehorsam war. Wissen Sie, in Zeiten wie diesen ist vorauseilender Gehorsam bare Münze wert.«
    Ich komme nicht dazu, ihm zu zeigen, dass selbst ich jetzt begriffen habe, denn Stathakos unterbricht das Weiterbildungsseminar. Er tritt mit zwei dicken Aktenordnern unter dem Arm ein.
    »Was ist das denn?«, fragt ihn Gikas.
    »Die Akten zu den beiden Mordfällen. Der Polizeipräsident hat sie telefonisch bei mir angefordert.« Weiter sagt Stathakos nichts dazu, die Siegermiene kann er jedoch nicht ganz unterdrücken.
    Die ganze Truppe steigt in Gikas’ Wagen. Während der Fahrt Richtung Katechaki-Straße bleiben wir stumm, jeder aus anderen Gründen. Gikas, weil ihm sauer aufgestoßen ist, dass der Polizeipräsident ihn umgangen und die Akten direkt bei Stathakos angefordert hat. Stathakos, weil er vorausahnt, dass er in der Besprechungsrunde im Mittelpunkt stehen wird. Und ich, weil der Tag genauso weitergeht, wie er angefangen hat: Schon zu Hause war die Stimmung mies, und nun kann es nur noch schlimmer werden.
    »Machen Sie schnell, Sie werden schon erwartet.« Die Sekretärin des Ministers empfängt uns mit einer Ungeduld, die offensichtlich die angespannte Stimmung ihres Chefs widerspiegelt.
    Der Minister, der Polizeipräsident und die beiden Briten sitzen locker plaudernd um den Konferenztisch. Bei unserem Eintreffen stehen alle auf, auch der Minister, der sodann die Vorstellungsrunde übernimmt. Die beiden Briten wirken auf den ersten Blick sympathisch. Der großgewachsene und dunkelhaarige Inspektor vom M15 muss Mitte dreißig sein. Er schüttelt uns mit einem breiten Lächeln die Hand und scheint ehrlich erfreut, uns

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