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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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keiner das Angebot wahr. Alle stehen sie mit dem Rücken zur Wand und blicken mich eingeschüchtert an. Sie erinnern mich an die Arbeitslosen der fünfziger Jahre, die in genau dieser Haltung auf der Straße warteten, bis jemand auf sie zukam, der einen Auftrag oder eine Stelle zu vergeben hatte.
    »Ihr habt nichts verbrochen und daher auch nichts zu befürchten«, sage ich beschwichtigend. »Mich interessiert auch nicht, ob ihr legal oder illegal in Griechenland seid. Das ist nicht meine Aufgabe. Ich möchte euch nur um eure Mithilfe bitten. Danach könnt ihr ungehindert wieder gehen.«
    Diese kleine Rede halte ich jedes Mal, wenn ich mit Migranten zu tun habe. Eigentlich könnte ich gleich Kopien davon verteilen. Jedenfalls hat sie immer besänftigende Wirkung, und auch heute weicht langsam die Anspannung von den Gesichtern.
    »Dann frag, Boss«, sagt ein tiefschwarzer Typ zu mir.
    »Wer unter den Migranten kennt sich im Schwertkampf gut aus?«
    Sie suchen erst einmal Blickkontakt untereinander, denn so eine Frage haben sie nicht erwartet. Dabei wirken sie keineswegs ängstlich, sondern der Blickwechsel dient dazu, sich auf eine Person zu einigen, die meine Frage beantworten soll. Schließlich übernimmt ein großer, athletischer Typ diese Aufgabe.
    »Was für Frage?« Verwunderung klingt bei ihm durch. »Alle aus Afrika kennen sich aus mit sword, Leute aus Marokko, Leute aus Dschazair…«
    »Was ist das für ein Land?«
    »Algerien«, erläutert ein anderer.
    »Leute aus Algerien, Sudan, Ethiopia, Senegal, Cote d’Ivoire«, zählt der Erste weiter auf. »Aber auch die aus Saudi Arabia und Mauritania…«
    »Im Sudan töten die Janjaweed ganze villages nur mit Schwert«, ergänzt wieder ein anderer.
    »Was sind das für Leute, die ganze Dörfer mit dem Schwert ausrotten?«
    »Janjaweed? They kill villagers who are against the government.«
    Aha, diese Dschandschawid bringen also Regierungsgegner um. Und wie soll man so einen Dschandschawid in Athen finden? Das ist so, als hätte man Dimitris Koufodinas, den Kopf des »17. November«, in Kairo zur Fahndung ausgeschrieben.
    Nachdem ich sie verabschiedet habe, schickt Dermitsakis den zweiten Schwung rein. Sie sind zu sechst, lehnen sich jedoch nicht gegen die Wand, sondern verteilen sich im ganzen Raum. Ich stelle dieselben Fragen und erhalte genau dieselben Antworten. Als ich beharrlich nachfrage, ob sie Migranten in Athen kennen, die gut mit dem Schwert umgehen können, erteilt mir ein Schwarzer mit strahlend weißer Kurta und Sandalen in fast fehlerfreiem Griechisch die gebührende Antwort.
    »Chef, wir nur reden über Brot, nicht über Schwert.«
    Diese Richtigstellung bringt mich schließlich so weit, meine Frage treffender zu formulieren: »Kennt ihr Migranten, die in Athen Schwerter verkaufen?«
    Sie verständigen sich durch Blicke und lassen dem Vorredner mit den guten Griechischkenntnissen den Vortritt.
    »Es gibt, Herr Kommissar. Aber was sie verkaufen, ist nur für…« Vergeblich sucht er nach dem richtigen Ausdruck und fügt, fast verschämt, auf Englisch hinzu: »… nur für decoration. Diese Schwerter nix schneiden, nicht mal marmelade.«
    Vielleicht schneiden sie keine Marmelade, aber wenn man sie gut schleift, kann man damit sowohl Lammkeulen zerteilen als auch Köpfe abhacken. »Wo gibt es solche Schwerter zu kaufen?«
    Der Typ zuckt mit den Schultern. »Läden in Evripidou-Straße oder Bürgersteig in Athinas- oder Sokratous-Straße, auf Theatrou-Platz, überall.«
    »Vielen Dank, Leute. Ihr habt mir wirklich geholfen.«
    Erleichtert verlassen auch sie mein Büro.
    Dermitsakis ordert in meinem Auftrag einen Streifenwagen, der uns mitten in die Athener Migrantenszene bringen soll. Zur Belohnung für seine brave Arbeit darf er mitkommen. Aber das ist nicht der einzige Grund. Ich tue es auch, um das Gleichgewicht zwischen ihm und Vlassopoulos zu halten. So vermeide ich Rangeleien und Knatsch zwischen den beiden.
    Inständig hoffe ich, diesmal von Versammlungen, Demonstrationen oder Protestkundgebungen verschont zu bleiben. Und mein Flehen wird erhört, denn auf dem ganzen Alexandras-Boulevard bis hinunter zur Patission-Straße hält uns bloß der dichte Verkehr auf. Wir lassen den Streifenwagen bei der Markthalle in der Athinas-Straße stehen und laufen die Sofokleous-Straße zu Fuß weiter. An der Ecke zur Sokratous-Straße stolpern wir über ein paar Schwarze, die ihre Tücher auf dem Boden ausgebreitet haben. Der eine verkauft Taschen, ein

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