Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Tag unterwegs. Kommt und geht in Kafenion, kommt und geht, ganze Tag«, sagt der Erste.
»Wisst ihr, wo er wohnt?«, hakt Dermitsakis nach. Sie blicken sich an und zucken die Achseln. »Wir ihn nur sehen in Kafenion«, erwidert der Zweite.
Als ich in meinem Gedächtnis nach weiteren Fragen krame, klingelt mein Handy. »In einer halben Stunde sind die Zeitungsleute bei mir im Büro. Seien Sie rechtzeitig hier.«
»Du rührst dich hier nicht weg, bis du diesen Hamed aufgetrieben hast«, sage ich zu Dermitsakis. »Ich muss ins Präsidium, Gikas war dran.«
Dann rufe ich abermals Vlassopoulos an und lasse mich von ihm mit dem Streifenwagen an dem verlassenen Haus in der Symbaraki-Straße abholen.
22
Ich bin der Meinung, wir sollten bis zur Kypselis-Straße hochfahren und anschließend über die Ydras auf die Evelpidon. Doch Vlassopoulos fürchtet, wir könnten in den Gassen des Stadtteils Kypseli hängenbleiben, und ist für die Derigny-Straße, um über die Patission auf den Alexandras-Boulevard zu gelangen.
»Ihr Navigationsgerät würde bestimmt meine Route ansagen«, meint er lachend.
Kurz darauf liefert uns ein Stau in der Derigny-Straße den schlagenden Beweis dafür, wie bescheuert mein Navigationsgerät ist.
»Mach die Sirene an«, sage ich zu Vlassopoulos. »Der Streifenwagen hat zwar keinen Navi, dafür ist er mit dem Martinshorn gesegnet.«
Wortlos folgt er meiner Anweisung, doch auf einer Straße, die beiderseits zugeparkt ist und nur eine schmale Fahrspur in der Mitte hat, kann auch die Sirene wenig ausrichten. Während sich Vlassopoulos verzweifelt durch die Lücken kämpft, denke ich an Gikas, der gerade die Zeitungsherausgeber empfängt und mich seinen Zorn für mein Zuspätkommen bestimmt noch spüren lassen wird.
Schließlich gelingt es uns, bis zur Tritis-Septemvriou-Straße vorzudringen. Vlassopoulos biegt nach links, und ab der Ajiou-Meletiou-Straße folgt er meinem Routenvorschlag.
Der Verkehr in der Kypselis-Straße hält uns nur noch kurz auf, die Evelpidon ist gut befahrbar, und in null Komma nichts haben wir die Hinterfront des Areopags in der Nähe des Präsidiums erreicht.
Kaum bin ich in der fünften Etage angelangt, höre ich schon Koulas Stimme: »Kommen Sie schnell, der Chef ist stinksauer!«
Anstelle der angekündigten zwei Zeitungsleute finde ich gleich drei vor. Der Erste heißt Sfyroeras, der Zweite Peranthitis und der Dritte Lykouropoulos. Sie haben unter Gikas’ Vorsitz am Konferenztisch Platz genommen.
»Diese Kampagne gegen die Banken ist höchst beunruhigend. Wenn sie nicht gestoppt wird, könnte das sehr unangenehme Folgen haben«, sagt Gikas. »Wir sind auf Ihre Mithilfe angewiesen, um das Schlimmste zu verhindern.«
»Was meinen Sie mit >das Schlimmste«, fragt Lykouropoulos.
»Dass beispielsweise aufgebrachte Bürger die Banken stürmen und ihre Konten auflösen.«
Peranthitis lacht auf. »Kommen Sie, Herr Kriminaldirektor. So etwas passiert in Ländern, wo Kundschaft und Banken eine normale Geschäftsbeziehung haben. In Griechenland gehen die Uhren anders. Bei uns lebt der Durchschnittsbürger auf Pump, Kreditsummen betrachtet er als einen Teil seiner Einkünfte. Man wird doch nicht die Hand beißen, die einen füttert.«
»Sie mögen ja recht haben, aber vergessen Sie eins nicht: Bis jetzt sind zwei Vorstandsvorsitzende ermordet worden, wobei der eine im Ruhestand, der andere aktiv war«, werfe ich dazwischen.
»Aber Sie haben doch, wenn ich mich nicht täusche, dafür gerade einen Verdächtigen gefunden«, hält Sfyroeras dagegen.
»Wir haben zwar die Banden >17. November< und Revolutionärer Kampf< ausgehoben, doch es tauchen immer wieder neue Terrorgruppen auf. Es gibt keine Garantie, dass nicht auch in diesem Fall eine Nachfolgeorganisation die Aktionen der früheren Gruppierung weiterführt.«
Auf Gikas’ Argument fällt ihnen keine Antwort ein.
»Gehen wir der Reihe nach vor«, meint Gikas. »Wie ist diese Anzeige zu Ihnen gelangt? Hat sie jemand persönlich abgegeben? Stammt sie von einer Werbeagentur?«
»Bei uns ist sie mit der Post gekommen«, erklärt Peranthitis. »Im Umschlag waren der Anzeigentext und ein Scheck in Höhe der Kosten eines ganzseitigen Inserats. Zur Sicherheit, vermute ich mal, war die Summe sogar ein wenig höher.«
»Genau so ist es bei uns auch gewesen«, bekräftigt Sfyroeras.
»Von welcher Bank war denn der Scheck?«, frage ich.
»Das weiß ich nicht, aber ich kann es gleich für Sie herausfinden«, meint
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