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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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kugelsichere Weste und steht aufrecht und stattlich zwischen zwei Mitgliedern der Antiterroreinheit. Er trägt den Kopf hoch und blickt fest geradeaus, stolz und beinah herausfordernd. Jetzt, da er die Livree des Kammerdieners abgelegt hat, umgibt Bill Okamba die Aura eines Stammesführers.
    Mindestens ebenso auffällig sind die Beamten, die ihn begleiten: Sie sind bewaffnet und tragen Einsatzkleidung und Gesichtsmasken. Zwei halten Bill an den Oberarmen fest, und drei weitere bilden die Nachhut. Selbst Bin Laden würde man auf dem Weg zum Haftrichter kaum schärfer bewachen.
    Sämtliche Fernsehsender wurden eingeladen, das Spektakel aufzuzeichnen. Mit Sicherheit werden morgen die europäischen und us-amerikanische Medien vom Erfolg der griechischen Polizei berichten, und der Minister und der Polizeipräsident heimsen die Lorbeeren ein.
    »Ich wette, Stathakos hat die ganze Nacht lang Aufnahmen des fbi studiert, um den Auftritt zu inszenieren«, bemerkt Vlassopoulos.
    Das Schauspiel beansprucht mich so sehr, dass ich mein Handy erst beim fünften Klingeln höre.
    »Sag mal, Papa, was legt ihr denn diesem armen südafrikanischen Schlucker zur Last, dass es für einen Termin beim Haftrichter reicht?«, höre ich Katerinas aufgebrachte Stimme.
    Na toll, denke ich mir, vorhin hatte sich schon Adriani abfällig über die Polizei geäußert, und jetzt stellt auch noch meine Tochter unsere Vorgehensweise in Frage.
    »Hat dich die ganze Dritte Welt unter Vertrag genommen?«, frage ich lachend.
    »Mich doch nicht! Weißt du, wer den Südafrikaner vor Gericht vertritt?«
    »Nein, wer?«
    »Leonidis. Hast du schon von ihm gehört?«
    »Ja, ich kenne ihn sogar persönlich.«
    Leonidis gilt als der Papst unter den griechischen Strafverteidigern. Er ist an die sechzig, eine gepflegte Erscheinung und stets wie aus dem Ei gepellt. Sobald er vor Gericht auftritt, zittern seine Kontrahenten. Die Zeugen übergießt er mit beißendem Spott, die Staatsanwälte piesackt er, und die Richter bringt er in Verlegenheit. Doch keiner traut sich, etwas gegen ihn zu sagen. Im Stillen beglückwünsche ich Sissimopoulos junior zu seiner ausgezeichneten Wahl.
    »Hör mal, Papa, weswegen ich eigentlich anrufe: Könntest du mir einen Gefallen tun?«, höre ich wieder Katerinas Stimme, aber diesmal klingt sie etwas sanfter.
    »Was für einen Gefallen denn?«
    »Könntest du Mama schonend beibringen, dass sie nichts für unseren Haushalt einkaufen soll? Wenn ich es ihr sage, ist sie bestimmt beleidigt, du kennst sie ja.«
    Damit meine Assistenten die Fortsetzung des Gesprächs nicht mithören, trete ich mit dem Handy auf den Flur hinaus. »Was kauft sie denn für dich ein?«
    »Gemüse vom Wochenmarkt, Fleisch aus der Fleischerei, Reis, Makkaroni und Waschpulver aus dem Supermarkt. Wenn ich abends nach Hause komme, sind Vorratskammer und Kühlschrank gut gefüllt.«
    »Gut, ich versuche es ganz diplomatisch.«
    »Das ist lieb von dir. Ich fürchte, irgendwann fühlt sich Fanis von ihrer Fürsorge erdrückt, und dann kracht’s.«
    Nach dem Gespräch kehre ich in mein Büro zurück. Adriani hat mir verschwiegen, dass sie für unsere Tochter einkauft. Ich kann ihr nicht einmal böse sein, denn meine Verwunderung ist stärker als mein Unmut: Wie bringt sie es bloß fertig, mit einem Haushaltsbudget gleich zwei Familien zu versorgen?
    Weiter kann ich nicht darüber nachgrübeln, da Gikas am Apparat ist. »In einer halben Stunde sind wir beim Minister«, meint er.
    »Beim Minister? Wieso? Okamba ist doch schon in den Händen der Justiz.«
    »Da sind ja noch die Banken. Er hat ein Treffen mit den Bankmanagern angesetzt, und wir kommen ihm als Wellenbrecher gerade recht.«
    Doch wenn man als Wellenbrecher dienen soll, muss man damit rechnen, nass zu werden. Die Botschaft ist klar: Der Minister fühlt sich in die Enge getrieben und sucht Verstärkung im drohenden Sturm der Entrüstung.
    Als wir sein Büro betreten, sitzt er im Kreise von vier Mittfünfzigern, allesamt edel gekleidet, gut situiert und körperlich und geistig durchtrainiert. Davon ist mir nur Stavridis, der Vorsitzende der Central Bank, persönlich bekannt. Die anderen sind Berkopoulos, der griechische Vizepräsident der First British Bank, Galakteros, der Vorsitzende der Ioanian Credit Bank, und der Franzose Serband. Den Namen der französischen Bank, deren Athener Niederlassung er leitet, habe ich wieder vergessen. Zwei von ihnen repräsentieren den Griechischen Bankenverband, Stavridis als

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