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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Sfyroeras und zieht sein Handy hervor. Peranthitis tut es ihm gleich. Am Ende der jeweiligen Gespräche schauen beide besorgt drein.
    »Das höre ich zum ersten Mal«, sagt Peranthitis.
    »Was denn?«, fragt Gikas.
    »Es war kein Scheck einer griechischen Bank, sondern ein internationaler Bankscheck.«
    »Ja, bei uns war es genauso«, ergänzt Sfyroeras. Lykouropoulos öffnet seine Aktentasche, zieht einen Scheck hervor und legt ihn vor Gikas auf den Tisch. »Wahrscheinlich so ähnlich wie der hier.«
    Es handelt sich um das übliche Scheckformular einer britischen Bank, das keinerlei besondere Merkmale aufweist.
    »Gab es Schwierigkeiten bei der Auszahlung?«, frage ich.
    »Nein, unserer wurde bereits eingelöst«, sagt Peranthitis.
    »Bei uns ist er gerade eingereicht worden, aber wir rechnen mit einer problemlosen Auszahlung«, entgegnet Sfyroeras. »Die New Commonwealth Bank ist eine Großbank.«
    Bald kann ich mich wohl als Experte des internationalen Bankwesens bezeichnen.
    Gikas geht zu seinem Apparat und bittet Lasaridis, den Leiter der Abteilung für Wirtschaftskriminalität, in sein Büro.
    »Wir haben sogar den Umschlag mit dem Absender aufgehoben«, meint Peranthitis. »Das machen wir immer so, denn falls der Inserent sich darüber beschwert, dass seine Anzeige verspätet gedruckt wurde, kann das Datum des Poststempels angeführt werden.«
    Er zieht den Umschlag und den Text des Inserats aus seiner Aktentasche. Sowohl die Adresse als auch die Anzeige wurden an einem Computer ausgedruckt. Der Text ist, genau wie auf den Plakaten, im A4-Format gedruckt und in Großbuchstaben geschrieben. Auf dem Umschlag stehen die Adresse der Zeitung sowie Name und Anschrift des Absenders.
    »Wollen wir den Absender überprüfen?«, fragt mich Gikas.
    »Natürlich, aber die Angaben sind mit großer Sicherheit falsch.«
    Gikas wendet sich an die Zeitungsleute: »Über eine Sache muss ich mich doch wundern: Wie kommen Sie dazu, eine anonyme Anzeige zu schalten, die Ihnen per Post zugeschickt wird und die den Banken großen Ärger bereiten könnte?«
    Peranthitis zuckt die Achseln. »Ein bezahltes Inserat drückt nicht die Meinung der Redaktion aus. Es gibt Fälle, in denen wir von einer Veröffentlichung absehen, und zwar wenn die Anzeige beleidigenden Inhalts ist oder zu strafbaren Handlungen aufruft.«
    »Wird in diesem Inserat nicht zu einer strafbaren Handlung aufgefordert?«
    »Nein, Herr Kriminaldirektor. Jedermann kann vorschlagen, den Banken die Zahlungen zu verweigern. Es bleibt ja jedem einzelnen Kreditnehmer überlassen, ob er dem Aufruf folgt oder nicht. Zahlt er nicht, haben die Banken juristische Mittel, ihre Forderungen durchzusetzen.«
    »Sagt Ihnen der Name Richard Severin Fuld etwas, Herr Kriminaldirektor?«, wendet sich Sfyroeras an Gikas.
    »Nein.«
    »Richard Severin Fuld war Vorsitzender der Investmentbank Lehman Brothers zum Zeitpunkt ihres Zusammenbruchs. Fuld hat vor dem Untersuchungsausschuss des amerikanischen Kongresses ausgesagt, seine Bank hätte selbst einem Orang-Utan Kredit gewährt, wenn er darum angesucht hätte. Ich kann Ihnen meinerseits versichern: Auch wir hätten das Inserat eines Orang-Utans geschaltet, wenn er uns eins zugeschickt hätte. Heutzutage gibt es keine Zeitung, die nicht in finanziellen Nöten steckt und verzweifelt nach Einnahmequellen sucht. Hierzulande haben die Fernsehsender zweihundert Millionen Euro Werbeeinnahmen eingebüßt. Da können Sie sich ausmalen, wie es bei der Presse aussieht.«
    »Bei uns ist das Inserat jedenfalls nicht erschienen«, brüstet sich Lykouropoulos.
    Peranthitis wirft ihm einen ironischen Blick zu. »Ja, aber nur, mein lieber Stathis, weil zu eurem Konzern auch eine Bank gehört. Wir stecken nicht mit den Banken unter einer Decke und haben daher auch nicht die Möglichkeit, unbegrenzt Kredite zu kriegen wie ihr.«
    Der Schlagabtausch findet durch Lasaridis’ Eintreffen ein Ende. Gikas überreicht ihm den Bankscheck und fragt nach seinem Eindruck. Lasaridis blickt ihn prüfend an und hebt schließlich die Schultern.
    »Es ist ein ganz normaler Bankscheck, wie er von Kreditinstituten überall auf der Welt ausgestellt wird.«
    »Meinen Sie, wir könnten den Aussteller ermitteln?«
    »Ausgeschlossen, Herr Kriminaldirektor.«
    »Wieso ausgeschlossen?«
    »Weil jedermann einen Bankscheck gegen Barzahlung kaufen kann. Selbst wenn die Bank die Personaldaten des Ausstellers festgehalten hätte, so werden sie mit neunundneunzigprozentiger Sicherheit

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