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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Seat auf einen Parkplatz in der Nähe. Die Hitze hat die Vierziggradmarke erreicht, und die Tische draußen stehen verwaist in der prallen Sonne. Sotiropoulos und sein Begleiter haben im klimatisierten Lokal Platz genommen.
    Sotiropoulos’ Bekannter heißt Panos Nestoridis und ist Redakteur bei einem Wirtschaftsjournal. Sie sind etwa gleich alt, ansonsten jedoch sehr verschieden: Nestoridis umgibt das Flair des Geldes, mit dem er sich beschäftigt, während Sotiropoulos die Übellaunigkeit des Polizeireporters ausstrahlt, der sich tagein, tagaus mit Verbrechen beschäftigt.
    Ich bestelle Eistee gegen den Durst, Nestoridis wählt ein Kaffee-Frappe und Sotiropoulos einen Cappuccino.
    »Piaton hat mir gesagt, dass Sie meine Unterstützung brauchen. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Herr Sotiropoulos hat Ihnen sicher schon erzählt, dass ich mich mit der Plakataktion und den Inseraten beschäftige, in denen die Bürger zur Zahlungsverweigerung aufgerufen werden. Mein Wissen über das Bankenwesen reicht gerade mal dafür aus, meinen Kontoauszug zu lesen. Daher bin ich um jeden Hinweis froh, der mir auf die Sprünge helfen könnte.«
    »Der Initiator der Kampagne kennt sich auf jeden Fall aus.«
    »Woraus schließen Sie das?«
    »Wenn man das Inserat aufmerksam liest, fällt auf, dass er mit dem Boykottaufruf nur Leute mit Bausparkrediten, Verbraucher- und Urlaubskrediten anspricht. Dabei wendet er sich an Kreditkarteninhaber, also etwa neunzig Prozent aller Griechen, aber nicht an Unternehmer, da er weiß, dass die Banken sofort den Geldhahn zudrehen, wenn Firmenkredite nicht bedient werden. Und das würde den Unternehmen das Genick brechen.«
    »Wer könnte es dann sein?«
    Nestoridis hat die Antwort schon parat. »Entweder ein Bankangestellter, dem gekündigt wurde, oder ein Unternehmer, der das System sehr genau kennt. Eine dritte Kategorie wären Bausparer und Hypothekennehmer. Vielleicht war einer von ihnen nicht mehr in der Lage, die Raten zu tilgen, und die Bank hat ihm seine Immobilie gepfändet.«
    Ich wusste es doch! Schon mein erster Verdacht im Mordfall Sissimopoulos war in diese Richtung gegangen. Daraufhatte ich damals auch Sissimopoulos’ ehemalige bzw. Stavridis’ nunmehrige Sekretärin angesprochen. Doch dann wurde Bill Okamba festgenommen und mir der Fall entzogen. So verlief die Sache im Sand. Nun hat mich Nestoridis zu meinem Anfangsverdacht zurückgeführt.
    »Was würden Sie mir raten?«, frage ich Nestoridis.
    »Ich glaube, Sie sollten bei den Bankangestellten anfangen«, schaltet sich Sotiropoulos ein.
    »Wieso?«
    »Weil sie die kleinste Gruppe bilden. Wie viele leitende Bankangestellte werden schon rausgeschmissen? Wenn sie Mist bauen, werden sie normalerweise in eine andere Abteilung versetzt, aber nur selten entlassen.«
    »Piaton hat recht«, bekräftigt Nestoridis. »Ich würde auch sagen, fangen Sie erst mal damit an, und danach knöpfen Sie sich die Immobilienbesitzer vor.«
    »Und was ist mit den Unternehmern? Würden Sie diese Gruppe ganz weglassen?«
    »Die würde ich erst an dritter Stelle unter die Lupe nehmen, und auch nur die kleinen und mittelständischen Unternehmen, also kleinere Handelsfirmen, Gewerbetreibende oder ähnliche Sparten von Selbständigen.«
    »Warum nur die?«
    »Gut, dass Sie Polizist geworden sind«, spöttelt Sotiropoulos. »Als Unternehmer wären Sie bald ruiniert. Der Teilhaber einer Aktiengesellschaft würde niemals auf die Idee kommen, mit einer Plakataktion zum Bankenboykott aufzurufen, nur weil die Firmenaktien gefallen sind!«
    »Genau«, bestätigt Nestoridis. »Auch bei einer GmbH ist das Privatvermögen des Inhabers und der anderen Gesellschafter nicht betroffen, sollte die Firma pleitegehen. Es gibt Aktiengesellschaften und GmbHs, die bankrottgegangen sind, deren Teilhaber und Eigentümer jedoch dank ihres persönlichen Vermögens nach wie vor ein gutes Leben führen.«
    »Das ist der Grund dafür, dass solche Geschäftsleute fast nie im Gefängnis landen«, erklärt mir Sotiropoulos weiter. »Daran haben weder die Banken noch die Gläubiger ein Interesse, denn sie wissen, dass sie so keinen Cent bekommen. Aber wenn man sie frei herumlaufen lässt und unter Druck setzt, springt vielleicht doch etwas dabei heraus.« Er blickt mich lächelnd an. »Sie sehen nicht sehr überzeugt aus, dass ein Bankangestellter hinter der Sache steckt.«
    »Hm, wer auch immer dahintersteckt, das Motiv scheint Rache zu sein. Für mich stellt sich vor allem auch die Frage,

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