Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
die Banken ihren gesellschaftlichen Auftrag mehr als erfüllt. Sie haben Geld in Umlauf gebracht, um den Markt in Schwung zu bringen, sie haben die Unternehmen finanziell gestützt und mit Krediten die Lebensqualität und Kaufkraft der Bevölkerung gehoben. Daher ist eine solche Attacke unangebracht.«
»Was soll das jetzt wieder heißen? Haben die Banken plötzlich ein soziales Gewissen?«, fragt mich Adriani, die sich unbemerkt neben mich gesetzt hat. »Die vergeben nicht etwa Darlehen, um Zinsen zu kassieren und sich zu bereichern, sondern aus sozialem Engagement! Aha, deshalb auch die Daumenschrauben, wenn man mit den Raten und Zinsen in Verzug kommt! Also nicht, weil sie Geld verlieren, sondern weil ihr gesellschaftliches Engagement darunter leiden könnte!«
»Das zumindest geben sie vor. Du hast ja gehört, was er gesagt hat.«
»Unglaublich, wie die ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen!« So lautet Adrianis Kommentar.
Wenn sie all ihre Sprüche aufschreiben würde, könnten wir sie an die T-Shirt-Industrie verkaufen und uns eine goldene Nase damit verdienen.
25
Kredit, der, -e; [aus lat. creditum: das >Geglaubte<, >Anvertraute<]: Vertrauen in die Bereitschaft, einer Person, eingegangene Verbindlichkeiten zu erfüllen; Grundlage dafür ist die Bonität des Schuldners (Personalk.) oder ein von ihm gewährtes besonderes Unterpfand (Realk.); dieses kann an den Gläubiger übergeben (Lombardk. oder Faustpfand) oder überschrieben werden (Hypothek). Rechtsgrundlage des K.-geschäftes ist i. d. R. der K.-vertrag (-* Darlehensvertrag), in dem sich der K.-geber verpflichtet, dem K.-nehmer von einem best. Zeitpunkt an für eine best, oder unbest. Zeit zu den vereinbarten Bedingungen (Verzinsung, Laufzeit, Tilgung) einen K. zu gewähren. Der K.-nehmer verpflichtet sich u. a. zur rechtzeitigen Rück- und Zinszahlung. K. auch Geschäftsvertrauen, guter kaufmännischer Ruf. kreditieren: leihen, stunden, gutschreiben, jmdm. Kredit geben.
Als ich den Lexikoneintrag noch einmal lese, werden mir zwei Dinge klar: Erstens fallen der Täter, der sich an den Banken rächen will, und Griechenland unter die Kategorie der Kreditnehmer, denen man kein Vertrauen mehr entgegenbringt. Und zweitens ereilt sowohl den Täter als auch Griechenland aus diesem Grund nun das gleiche Schicksal. Der Täter hat das Gefühl, von seiner Bank um allen Kredit gebracht worden zu sein. Und nun sinnt er auf Rache. Griechenland hat das Gefühl, seinen moralischen und politischen Kredit beim Internationen Währungsfonds und bei der eu verspielt zu haben. Daher werden uns jetzt Gehälter und Zulagen gekürzt, und gleichzeitig peitscht man die Rentenreform durch.
Pfändung, die; im Zivilprozess eine Rechtshandlung, durch die zur Sicherung oder Befriedigung des Gläubigers dem Schuldner der Besitz oder die Verfügungsmacht über einen Gegenstand entzogen wird. Bewegl. Sachen werden vom Gerichtsvollzieher gepfändet, der sie in Besitz nimmt. Geld, Wertpapiere und Wertsachen sowie Gegenstände, deren weiterer Verbleib beim Schuldner die Begleichung der Schuld gefährden würde, hat der Gerichtsvollzieher sogleich wegzuschaffen. Andere Gegenstände sind durch Anbringung eines Siegels zu pfänden und bis zur Verwertung beim Schuldner zu belassen.
Der Täter muss sich von der Zwangsvollstreckung bedroht gefühlt haben, und die mögliche Schande hat ihn zu der Verzweiflungstat getrieben, ganz Athen mit Plakaten vollzukleistern.
Diese Gedanken gehen mir im Kopf herum, seit ich um fünf Uhr aus dem Schlaf hochgeschreckt bin und nicht wieder einschlafen konnte. Mit dem Dimitrakos unter dem Arm bin ich ins Wohnzimmer übergesiedelt, wo jetzt Adriani hereinschaut, die wie immer gegen sieben aufgestanden ist.
»Alles in Ordnung?«, fragt sie besorgt, denn jede Abweichung vom gewohnten Alltag irritiert sie.
»Ja, ja. Ich konnte nur nicht mehr einschlafen.«
»Wegen Katerina?«
»Ach was! Du hast alles richtig gemacht. Mach dir keine Gedanken wegen Fanis. Falls er beleidigt reagiert, kläre ich das mit ihm.«
Sie legt ihre Hand zärtlich auf meine Schulter. »Ich wusste, dass du einverstanden wärest.«
»Klar, aber sag mir beim nächsten Mal Bescheid, damit ich nicht so ahnungslos reinrassle.«
»Du hast recht, in Zukunft mache ich das«, versichert sie mir, doch ich weiß jetzt schon, dass sie das nicht tun wird.
Mein erster Gang führt mich in die Cafeteria des Präsidiums hinunter, wo ich mir mein tägliches Frühstück - Kaffee und Croissant -
Weitere Kostenlose Bücher