Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
Präsident und Galakteros als sein Stellvertreter, die anderen beiden verkörpern offensichtlich das ausländische Bankenkapital.
Zu meiner Überraschung fehlt der Polizeipräsident unter den geladenen Gästen, doch der Minister liefert die Erklärung dafür.
»Polizeipräsident Arvanitopoulos kann leider nicht teilnehmen, da er mit der Strafverfolgung des Verdächtigen befasst ist, der wegen der Morde an den beiden Bankmanagern inhaftiert wurde. Wie Sie sehen, sind wir unermüdlich für Sie im Einsatz«, fügt er mit einem Lächeln hinzu.
Wenn er Lob oder Dank erwartet hat, sieht er sich getäuscht, denn die vier Banker verziehen keine Miene. Schließlich ergreift Stavridis das Wort.
»Gewiss, Herr Minister, sind wir sehr zufrieden, dass bereits jemand unter Mordverdacht festgenommen wurde. Doch leider bereitet uns noch etwas anderes Kopfzerbrechen, nämlich dieser Paranoiker, der ganz Athen mit Plakaten zupflastert und die Bürger zum Boykott ihrer Darlehens- und Kreditrückzahlungen aufruft. Können Sie sich vorstellen, was das für Folgen für uns hat?«
»Wenn auch nur ein Teil unserer Kunden diesem Aufruf folgt, dann haben wir ein Riesenproblem«, ergänzt Galakteros.
»Für Ihre Sorgen habe ich vollstes Verständnis«, räumt der Minister ein. »Inzwischen ist die Stadt von den Plakaten gesäubert.«
»Dann sind da noch die beiden Zeitungsinserate.«
»Diesbezüglich können wir leider nichts tun.«
Bislang spielt sich das Gespräch zwischen den beiden Bankmanagern und dem Minister ab. Die Übrigen sind bloß Zeugen, die man für die Absegnung des Protokolls braucht.
»Wieso sollten Sie nichts tun können?«, protestiert Galakteros. »Wie ist es denn möglich, dass solche Inserate erscheinen und die Justiz nicht von sich aus tätig wird? Ist das kein Offizialdelikt?«
»Die Justiz übt keine Zensur aus, Herr Galakteros«, entgegnet der Minister. »Sie greift nur ein, wenn das Gesetz übertreten wird, und hier ist das nicht der Fall. Die Regierung kann der Justiz nichts vorschreiben. Außerdem haben auch Sie Rechtsmittel zur Verfügung, um die Zeitungen zu verklagen.«
»Und das Urteil erfolgt in fünf Jahren, was?«, stichelt Galakteros.
»Sie können in relativ kurzer Zeit eine einstweilige Verfügung erwirken.«
»Ja schon, Herr Minister«, gibt Stavridis klein bei. »Aber wir können noch etwas ganz anderes, nämlich den beiden Zeitungen unsere Werbung kündigen. Doch dann stehen wir im Kreuzfeuer der Kritik. Wir leben ja leider in einem Land, in dem die Massenmedien alles und jedes zu einem Skandal aufbauschen. Verstehen Sie, was das für uns heißt?«
»Wir leben aber auch in einem Land, in dem der Bürger alles, was er selbst nicht leisten möchte, vom Staat erwartet«, kontert der Minister.
»Glauben Sie, dass es zwischen den Morden an den beiden Managern und der Kampagne gegen die Banken einen Zusammenhang gibt?«, fragt Berkopoulos den Minister, nachdem er die Diskussion bisher stillschweigend verfolgt hat.
Der Minister blickt kurz zu Gikas hinüber. »Nur indirekt«, entgegnet der. »Vermutlich ist es die Aktion eines Trittbrettfahrers. Jemand hat sich von den Morden an den Vorstandsvorsitzenden dazu inspirieren lassen, die Banken generell ins Visier zu nehmen. Unsere bisherigen Indizien deuten jedenfalls auf zwei verschiedene Täter hin.«
»Es handelt sich bestimmt um jemand, der sich an den Banken rächen möchte«, werfe ich dazwischen.
Der Minister und die vier Bankpräsidenten blicken mich erstaunt an. Vielleicht, weil sie meine Gegenwart erst jetzt bemerken oder weil meine Worte sie verblüffen. Der Einzige, der keine großen Augen macht, ist Gikas. Er kennt meine Theorie ja schon.
»Aber wer will sich denn rächen? Was haben wir ihm getan?«, wundert sich der französische Banker. Er spricht mit starkem Akzent und betont alle Wörter auf der Endsilbe.
»Meiner Meinung nach ist es die Tat eines Ihrer Kunden, der durch seine Bank geschädigt wurde. Beispielsweise jemand, der seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte und dessen Vermögen von der Bank gepfändet wurde. So jemand nimmt die Morde zum Anlass, um einen Rachefeldzug zu starten.«
Alle blicken mich an, doch keiner rührt sich. »Sie haben recht, Herr Charitos«, sagt Stavridis schließlich. »So ist es wohl wahrscheinlich.«
In diesem Augenblick fällt mir auch ein, woran ich mich seit gestern zu erinnern versuche. »Sehr hilfreich wäre, wenn Sie uns eine Aufstellung aller Pfändungen geben könnten,
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