Kostas Charistos 5 - Faule Kredite
los.«
»Na ja, nichts Weltbewegendes: Stavropoulos ist mit dem Toten in die Gerichtsmedizin gefahren. Die Recherche in der Ippodamou-Straße hat nicht viel gebracht. Dort werden zwar immer wieder von Barbesuchern Fahrzeuge abgestellt, aber keinem Anwohner ist am späteren Abend etwas aufgefallen. Eins haben mir jedoch alle bestätigt: Die Bar hatte gehobenes und ruhiges Publikum, keiner fühlte sich gestört. Nicht einer hat über das Lokal gelästert.«
Denselben Eindruck hatte ich im Kurzwarenladen in der Athanassias-Straße gewonnen. Ich reiche Vlassopoulos die von Koula zusammengestellte Liste weiter. »Knöpf dir die ersten beiden vor, und reserviere uns dann einen Streifenwagen nach Koropi. Am auffälligsten ist dieser Varoulkos.«
Meine Planung wird heute jedoch permanent über den Haufen geworfen. Kaum ist Vlassopoulos gegangen, habe ich Gikas in der Leitung.
»Sofortiger Termin beim Minister.«
Als ich in den Fahrstuhl steige, ruft mich Sotiropoulos an.
»Hab ich’s doch gewusst, dass Sie sich bedeckt halten würden. Daher habe ich einen jungen Kollegen geschickt. Was halten Sie von einem kleinen Fingerzeig, so ganz unter uns?«
»Laut gut informierten Kreisen handelt es sich um ein und denselben Täter. Aber jetzt muss ich Schluss machen, Termin bei Gikas.«
»So ist das Leben. Einer baut Mist, und alle müssen den Kopf dafür hinhalten«, mokiert er sich zum Abschluss.
28
Sieben Personen haben um den Konferenztisch des Ministers Platz genommen. Zweimal ist eine Pärchenbildung zu beobachten: einmal zwischen Polizeipräsident und Stathakos und dann zwischen Gikas und meiner Wenigkeit. Der Minister und Anagnostou, der Ermittlungsrichter, fühlen sich weniger zueinander hingezogen, und ihre betrübten Mienen passen eher zu einer Beerdigung. Der Einzige, der vollkommen teilnahmslos wirkt, ist Gerichtsmediziner Stavropoulos an meiner Seite.
Aus dem Augenwinkel beobachte ich Gikas, der links von mir sitzt. Er blickt zutiefst besorgt drein, genauso wie die übrigen Teilnehmer, doch mit Sicherheit sagt er sich gerade: »Dass ihr mich übergangen habt, kommt mir jetzt zugute. Die Sache dürft ihr ganz alleine ausbaden.« Und das ist ihm in dem Fall nicht zu verübeln. Gikas ist vielleicht kein besserer Ermittler als die anderen, aber er hat die einmalige Gabe, sich selbst - und in der Folge auch mir - den Rücken freizuhalten.
»Wir sind in einer genauso ernsten wie misslichen Lage.« Der Minister findet die passende Einleitung für den Abgesang auf die Terroroption. »Für die ersten beiden Mordfälle gab es einen Verdächtigen. Die gegen ihn vorliegenden Tatsachen waren so belastend, dass er vom Ermittlungsrichter in Untersuchungshaft genommen wurde.« Nun schiebt er Anagnostou den Schwarzen Peter zu, da Okamba auf seine Anweisung hin inhaftiert wurde.
»Im Einklang mit der Staatsanwaltschaft, wohlgemerkt«, stellt Anagnostou klar und verteilt nun seinerseits die Verantwortung auf mehrere Schultern.
»Gewiss«, räumt der Minister ein. »Ab sofort gibt es jedoch ein weiteres Opfer, das uns darüber hinaus auf internationaler Ebene kompromittiert. Henryk de Moor war für die Ratingagentur Wallace & Cheney tätig. Die Tatsache, dass er nach der Festnahme des Hauptverdächtigen ermordet wurde, bringt uns in Erklärungsnöte, da es der Untersuchungshäftling nicht gewesen sein kann. Die Frage, auf die wir eine Antwort finden müssen, lautet daher: Haben wir die falsche Person festgenommen? Oder haben wir es mit zwei Tätern zu tun?«
Keiner der Anwesenden rafft sich zu einer Antwort auf. Alle halten sich bedeckt und warten darauf, dass ein anderer in die Bresche springt. Da die Polizei die Ermittlungen führt, hält sich der Haftrichter verständlicherweise zurück. Und warum sollten Gikas oder ich, da wir gar nicht in die Nachforschungen eingebunden waren, eine Meinung äußern? Der Polizeipräsident wendet sich schließlich Stathakos zu, als wolle er ihm als Hauptverantwortlichem das Wort erteilen.
Stathakos strafft sich und wiederholt die These, die er schon mir gegenüber vertreten hat. »Meiner Ansicht nach haben wir es mit zwei verschiedenen Tätern zu tun. Den einen haben wir schon, aber der zweite ist noch auf freiem Fuß und hat erneut zugeschlagen.«
»Ausgeschlossen«, meint Stavropoulos knapp und entschieden.
»Wieso?«, fragt ihn der Minister.
»Das will ich Ihnen gerne erklären, Herr Minister. Wenn aufeinanderfolgende Morde mit einer Schusswaffe vorliegen, kann die Ballistik
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