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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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der Tür, und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Schließlich haben sie sich sogar meinen Enkel vorgenommen. Der ist zwölf und geht in die erste Klasse Gymnasium. Eines Tages lauerten sie ihm nach der Schule auf und meinten zu ihm: >Sag deinem Papa, er soll mal schön aufpassen, sonst bist du bald ein Waisenkind.<«
    Die Ignatiadou atmet tief durch, da sie bis hier ohne Pause geredet hat. Doch auch jetzt stelle ich keine Zwischenfragen und warte auf die Fortsetzung.
    »Nach dem Vorfall mit meinem Enkel bin ich auf eigene Faust zu der Inkassofirma gegangen. Eines Morgens habe ich dort an die Tür geklopft. Als ich mich vorstellte, wurde ich direkt zu dem Mann geführt, der gestern umgebracht wurde. >Können Sie nicht etwas dazulegen, um Ihren Schwiegersohn vor dem Gefängnis zu bewahren?<, fragte er mich. Ich sagte, außer meiner Wohnung hätte ich kein Eigentum, und die hätte ich meiner Tochter mit in die Ehe gegeben. >Dann soll Ihre Tochter die Wohnung verkaufen, damit die Bank ihr Geld bekommt und ihr eure Ruhe habt<, entgegnete er. >Dann sitzen sie doch auf der Straße!<, wandte ich ein. Seine Antwort lautete: >Wie man sich bettet, so liegt man.< Schließlich habe ich ihn gebeten, wenigstens meinen Enkel in Ruhe zu lassen. >Die Kinder büßen für die Sünden der Eltern<, so ist das Lebens war sein letzter Kommentar, und dann hat er mich vor die Tür gesetzt.«
    Den Tränen nahe, hält sie inne, dann beißt sie sich auf die Lippen. »Schließlich hat meine Tochter die Wohnung verkauft, Herr Kommissar, um endlich Ruhe zu haben. Das ist doch einfach eine Riesenschweinerei. Jedes Mal, wenn ich den Typen in unserem Viertel sah, fiel mir das alte Sprichwort ein: >Böse Hunde sind zäh.< Aber siehe da: Er ist doch krepiert.«
    Er weiß, wo er zuschlagen muss, sage ich mir. Keines der vier Opfer war beliebt, und allen hat man den Tod gewünscht. Zum Glück sind diejenigen, die tatsächlich töten, wesentlich weniger als diejenigen, die anderen den Tod wünschen. Sonst hätten wir in der Mordkommission keine ruhige Minute mehr.
    Ich bedanke mich bei der Ignatiadou, die sich erleichtert von uns verabschiedet, da sie ihre Geschichte gleich zweimal erzählen konnte.
    Nun bleibt noch der Kioskbesitzer in der Samou-Straße übrig. Reglos wie alle seine Standeskollegen sitzt er in seinem Lädchen. Anscheinend hat er mit meinem Besuch gerechnet, da er gar nicht überrascht reagiert.
    »Kannten Sie Fanariotis?«, frage ich ihn.
    »Nur vom Sehen, seinen Namen kannte ich nicht. Er kam immer wieder mal rüber und holte Zigaretten und Wirtschaftszeitungen. Mehr als das Nötigste haben wir nicht miteinander gesprochen, er hat bloß gezahlt und ist gleich wieder gegangen.«
    »Haben Sie gewusst, was er beruflich macht?«
    »Das haben alle gewusst, und auch, wie er sich Frau Loukia gegenüber verhalten hat. Mir war er unsympathisch, aber ich kann mir meine Kunden nicht aussuchen.«
    »Ist in den letzten Tagen etwas Ungewöhnliches in der Straße vorgefallen?«
    »Ungewöhnliches?«
    »Sind Ihnen ortsfremde Personen aufgefallen? Oder ist eine Person wiederholt aufgetaucht?«
    Er denkt nach. »Ja, wenn Sie mich so fragen…«, meint er dann.
    »Wer ist Ihnen aufgefallen?«
    »Eine Bettlerin«, entgegnet er. »Auf sie habe ich geachtet, weil ich mich gefragt habe, was sie sich von dieser Gegend verspricht. Hier ist kaum etwas los, es gibt keinen Durchgangsverkehr, und es sind nur wenige Fußgänger unterwegs. Wer sollte ihr Almosen geben? Nicht einmal zum Wochenmarkt verirren sich Bettler hierher. Doch sie hatte sich einen Platz an der Ecke zur Rongakou-Straße ausgesucht und war dort jeden Tag auf dem Posten.«
    Mit einem Schlag fällt mir ein, wo mir sonst noch eine Bettlerin untergekommen ist: vor Robinsons Apartment in Psychiko. Der Mitarbeiter des Wachdienstes hat sie erwähnt. Und auch die Frau aus dem Kurzwarenladen in der Nähe der Bar Meetings hat von einem Bettler gesprochen. Langsam wird mir klar, wie der Mörder die Wohnungen seiner Opfer beobachten ließ. Wenn die beiden Bettler tatsächlich seine Helfershelfer sind, dann gibt es mindestens zwei weitere Mittäter.
    »Können Sie sich vielleicht erinnern, wann die Bettlerin aufgetaucht ist?«
    Er hebt ratlos die Schultern. »Hm, in den letzten Tagen habe ich sie regelmäßig hier gesehen.«
    »Vormittags oder nachmittags?«
    »Nachmittags. Ob sie auch morgens hier war, kann ich nicht sagen.«
    »Können Sie sie mir beschreiben?«
    »Da gibt’s nicht viel zu sagen, eine

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