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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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seitlich und nicht - wie in all den anderen Fällen - von hinten getroffen hat.«
    »Wissen wir die ungefähre Tatzeit?«
    »Es kann nicht länger als drei Stunden her sein. Der Körper ist noch warm.«
    Also genau die Uhrzeit, da alle Leute Fußball guckten. Stavropoulos verabschiedet sich mit einem kurzen Kopfnicken. Danach bestelle ich meine Assistenten für den nächsten Tag um neun Uhr morgens an den Tatort.
    »Koula auch?«, fragt mich Dermitsakis.
    »Nein, Koula soll mir im Büro alles über dieses Inkassobüro Cashflow herausfinden.«
    Als ich in den Seat steige, sind die Reporter immer noch vor Ort. Einige nehmen Interviews auf, andere stehen vor den Kameras und geben ihre Einschätzung ab.
    Erst um drei Uhr morgens bin ich zu Hause. Die Kinder sind schon lange gegangen, und Adriani schläft den Schlaf der Gerechten.

36
     
    A m nächsten Morgen um neun läute ich an der Klingel der Inkassofirma Cashflow, die in der dritten Etage des Wohnhauses in der Samou-Straße liegt. Meine beiden Assistenten lasse ich noch einmal die Umgebung abklappern.
    An der Tür erscheint eine etwa fünfundzwanzigjährige Sekretärin mit verweinten Augen. Nachdem ich mich vorgestellt habe, verlange ich nach dem Leiter des Unternehmens.
    »Unser Chef liegt gerade in der Gerichtsmedizin«, entgegnet sie und bricht in Tränen aus.
    So habe ich gleich bei der Begrüßung erfahren, dass der Mörder den führenden Kopf der Firma abgeschlagen hat.
    »Wer könnte mir sonst weiterhelfen?«
    »Herr Alevras, er ist Vizechef.«
    Auf den ersten Blick hat die Firma die Ausmaße einer hundert Quadratmeter großen Vierzimmerwohnung. In den beiden ersten Durchgangszimmern, die auf die Straße hin liegen, fallen mir einige kahlgeschorene dreißigjährige Krawattenträger in kurzärmeligen Hemden auf. Sie wirken wie billige Imitate von fbi-Agenten aus us-amerikanischen Fernsehserien.
    Der Vizechef nennt seinen vollen Namen - Fotis Alevras - und drückt mir mit Trauermiene die Hand.
    »Was für ein Schlag!«, meint er. »Wie ein Blitz aus heiterem Himmel.«
    »War Kyriakos Fanariotis der Firmenchef?«, frage ich ihn.
    »Er war der Gründer und Inhaber, Herr Kommissar, oder - anders gesagt - die Seele des Unternehmens.«
    »Womit befasst sich Ihre Firma, Herr Alevras?«
    »Mit Inkasso«, meint er, als handele es sich um die selbstverständlichste Sache der Welt.
    »Was heißt das genau?«
    Hier stockt er und sucht nach Worten. »Wir unterstützen die Banken beim Einziehen von Forderungen.«
    »Und wie?«
    »Das läuft folgendermaßen: Alle Banken müssen mit notleidenden Krediten kalkulieren. Das sind Darlehen, die nach Einschätzung der Bank kaum einzutreiben sind. Solche Angelegenheiten landen bei uns, und wir kümmern uns gegen eine Provision um das Einziehen der Forderungen.«
    »Anders gesagt reicht man die Bankkunden, die Zahlungsschwierigkeiten haben, an Sie weiter. Und Sie versuchen, diese Kunden zur Zahlung der Kreditraten zu bewegen, indem Sie beispielsweise Druck ausüben.« Würde mich Tsolakis jetzt hören, bekäme ich die Bestnote.
    »Wir drohen ihnen nicht, wir schicken den säumigen Kunden nur fortgesetzt Mahnungen. Unsere Tätigkeit ist vollkommen legal.«
    »Ich habe auch nichts anderes behauptet. Mit welchen Banken kooperieren Sie?«
    Alevras blickt mich zögernd an. »Das fällt unter das Bankgeheimnis«, meint er schließlich.
    »Aber nicht doch, Herr Alevras. Darauf könnten Sie sich höchstens berufen, wenn ich die Daten der Bankkunden erfahren wollte. Sagen Sie mir lieber gleich, mit welchen Bankhäusern Sie zusammenarbeiten, da ich es früher oder später ohnehin erfahre. Sie verzögern nur die Aufklärung des Mordes an Ihrem Chef.«
    Wenig begeistert lenkt er schließlich ein: »Wir kooperieren hauptsächlich mit der Central Bank, manchmal auch mit der Ionian Credit Bank.«
    »Na also, geht doch. Ich hätte da aber noch eine Frage: Gibt es säumige Bankkunden, die besonders aggressiv reagieren? Die Widerstand leisten? Die Sie bedrohen?«
    »Die meisten ersuchen einfach um Fristverlängerung. Normalerweise gehen wir darauf ein, wenn wir das Gefühl haben, dass der Bankkunde es ehrlich meint. Doch es gibt auch solche, die ausfallend werden. Andere wiederum tauchen unter. Von mir werden Sie allerdings keine Namen erfahren, da verweise ich Sie tatsächlich an die Banken.«
    »Herr Alevras, müssen nicht alle, die ihre Schulden nicht bezahlen, ins Gefängnis?«
    »Wenn wir keinen Trauerfall hätten, würde ich jetzt laut

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