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Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Kostas Charistos 5 - Faule Kredite

Titel: Kostas Charistos 5 - Faule Kredite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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umgebracht wie die früheren Opfer. Abzuwarten bleibt, ob sich aus der Untersuchung des Wagens weitere Hinweise ergeben. Die Kriminaltechniker prüfen ihn gerade auf Herz und Nieren.«
    »Glauben Sie, Kommissar, dass der Bankensaboteur und der Mörder ein und dieselbe Person sind?«, fragt Sotiropoulos, der als Altlinker die Anrede »Herr« stets unter den Tisch fallen lässt.
    »Indizien deuten in diese Richtung, aber mit Sicherheit kann ich es noch nicht sagen. Nun, das wäre dann alles für heute.«
    Notgedrungen finden sie sich damit ab, und einer nach dem anderen entfernt sich. »War das wirklich alles?«, fragt Sotiropoulos, der wie immer als Letzter zurückbleibt.
    »Ich habe wirklich nichts verschwiegen, Sotiropoulos.« Die Bettlerin erwähne ich natürlich nicht.
    Von meinem Büro aus rufe ich Gikas an, um ihm Rede und Antwort zu stehen. »Nicht nötig«, meint er. »Um ein Uhr erzählen Sie das alles sowieso dem Minister, da höre ich es dann auch gleich.«
    Trotzdem informiere ich ihn unterwegs kurz, damit er sich später nicht beschwert, er hätte mich völlig umsonst in seinem Wagen von der Polizeidirektion Attika zum Bürgerschutzministerium kutschiert.
    Diesmal treffen wir nur den Minister und Arvanitopoulos, den Polizeipräsidenten, an. Dass Stathakos fehlt, könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich mittlerweile alle von der Terrorthese distanziert haben. Arvanitopoulos’ Miene lässt darauf schließen, dass Gikas und ich ihm ein Dorn im Auge sind.
    Der Minister lässt die Einleitungsfloskeln beiseite und erweist mir die Ehre einer direkten Anrede: »Herr Charitos, erstatten Sie mir detailliert Bericht. Und zwar nicht, weil ich von Ihnen hören will, was ich der Presse sagen soll, sondern weil ich wissen will, wo unsere Ermittlungen tatsächlich stehen. Zusammen mit dem gestrigen Opfer haben wir bereits vier Tote zu beklagen, dazu die Kampagne gegen die Banken. Wenn das so weitergeht, werden wir zur Zielscheibe berechtigter Kritik, noch dazu in einer Zeit, wo wir ohnehin schwer unter Beschuss stehen. Es wird die Anschuldigung laut, wir seien Lakaien der Troika. Bald wird man uns vorwerfen, der Bankensaboteur manipuliere uns, ganz wie es ihm passt.«
    »Bis gestern, Herr Minister, steckten wir in einer Sackgasse fest. Aber jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer.«
    »Da bin ich ja gespannt«, sagt der Minister.
    »Jetzt wissen wir nämlich, dass wir nicht zwei, sondern einen Täter jagen müssen. Der Mörder und der Bankensaboteur sind ein und dieselbe Person.«
    »Wie kommen Sie darauf, Kostas?«, fragt der Polizeipräsident.
    »Durch den gestrigen Mord. Bisher hat er die Vorstandsvorsitzenden zweier Banken, Sissimopoulos und Robinson, und den Vertreter einer Ratingagentur, also de Moor, als Opfer ausgewählt. Das heißt, er wollte Banken und Repräsentanten des Finanzmarktes treffen. Gestern jedoch hat er den Inhaber einer Inkassofirma ermordet. Das heißt, er ruft die Kreditnehmer nicht nur zum Zahlungsboykott auf, sondern er tötet darüber hinaus einen Vertreter genau der Branche, die den Schuldnern auf die Pelle rückt, wenn sie nicht zahlen können. Das heißt, die Aufforderung zum Zahlungsboykott wird von bewusst inszenierten Mordanschlägen begleitet.«
    »Kostas hat recht«, bemerkt Gikas. »Das Motiv ist damit meiner Meinung nach klar.«
    »Dieser Meinung schließe ich mich an«, pflichtet der Minister bei.
    »Andererseits müssen wir davon ausgehen, dass er Gehilfen hat. Die ersten beiden kannten wir schon: den Schwarzen, der die Plakataktion organisiert hat, und den Griechen, der die Aufkleber an die Jungs verteilt hat. Doch seit gestern ist noch eine Person dazugekommen, möglicherweise sogar zwei.«
    Hier lege ich eine kleine Kunstpause ein, um meinen Wissensvorsprung noch einmal zu genießen. Der Minister und der Polizeipräsident sind mächtig gespannt, um wen es sich dabei handeln könnte, während Gikas, der schon Bescheid weiß, befriedigt vor sich hin lächelt.
    »Also?«, fragt der Polizeipräsident ungeduldig, als wäre an der spannendsten Stelle ein Werbespot eingeblendet worden.
    »Zwei Bettler, ein Mann und eine Frau.«
    »Bettler?«, wundert sich der Minister.
    »Bei den Nachforschungen im Fall de Moor hat mir die Inhaberin einer Kurzwarenhandlung in der Nähe der Bar Meetings berichtet, dass sie an den Tagen davor mit einem Bettler gesprochen hatte. Als mir dann heute der Kioskbesitzer erzählte, dass in den vergangenen Tagen eine Bettlerin in der Samou-Straße aufgetaucht

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