Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Katalysator haben? Meiner hatte gerade mal zweitausend Kilometer drauf!«
»Hast du den Schützen gesehen?«
»Ich hab im Rückspiegel jemanden auf einer riesigen Maschine gesehen, der sich zwischen den Fahrspuren hingeschlängelt hat. Der wird noch dran glauben müssen, habe ich mir gesagt. Nur, daß dann sie dran glauben mußte-«
»Hast du den Mord gesehen?«
»Gesehen hab ich nichts. Plötzlich habe ich zwei Schüsse gehört und einen mächtigen Aufprall gespürt. Zum Glück war ich angeschnallt. Dann habe ich gesehen, wie das Motorrad an mir vorübersauste.«
»Hast du mitgekriegt, auf welchem Weg er davonfuhr?«
»Nein, inzwischen war ja der Unfall passiert, und daher hatte ich andere Sorgen.«
Die Frage nach dem Fluchtweg des Täters beantwortet uns der Fahrer, der sich auf der linken Fahrspur befand. »Er tauchte plötzlich aus dem Nichts zwischen mir und dem Smart auf der Mittelspur auf. Ein paar Meter fuhren wir parallel, dann hat er sich dem Smart genähert. Ich hörte Schüsse, und der Smart scherte aus der Fahrspur aus. Er gab Gas, fuhr daran vorbei und bog in die erste Straße rechts ein.«
»In die Parnassidos-Straße«, meint ein Beamter aus dem Streifenwagen, der offensichtlich aus der Gegend stammt. •Vermutlich ist er die Lefkosias-Straße hochgefahren, dann in die Sarandaporou-Straße eingebogen und auf Nimmerwiedersehen verschwunden.«
»Was für eine Statur hatte er?«
»Ein Kleiderschrank, viel zu groß für sein Motorrad, und noch dazu im Hochsommer ganz in Schwarz gekleidet.«
»Trug er einen Helm?«
»Aber, Herr Kommissar, wer sollte so blöd sein, jemanden umzubringen, ohne einen Helm aufzusetzen?« fragt der Fahrer des Ford Escort ärgerlich.
Nein, keiner. Der Blöde bin ich, weil ich eine solche Frage stelle, aber man weiß nie, wozu es gut ist. »Haben Sie darauf geachtet, was für ein Motorrad er fuhr?«
»Ja, eine Harley-Davidson.«
Ich weise die Einsatzwagen an, in der Umgebung danach zu suchen. Höchstwahrscheinlich hat er sie irgendwo stehen lassen, weil er nicht riskieren will, sie jetzt noch einmal zu benutzen, wo hundert Augenpaare sie gesehen haben.
Ich gehe auf Stavropoulos zu, der in der Zwischenzeit eingetroffen ist und sich mit der Leiche befaßt. Er hat Jannakakis Kopf vom Steuer hochgehoben, und einer seiner Assistenten hält die Leiche fest, während er die Wunde untersucht. Er wendet sich um und wirft mir einen schrägen Blick zu. »Die ganze Welt ist ein einziges Bagdad«, bemerkt er.
»Gut, und weiter?«
Er zuckt mit den Achseln. »Auf den ersten Blick sieht die Wunde genauso aus wie bei den anderen, aber das heißt nicht zwingend, daß es sich um dieselbe Pistole handelt. Alle 9-mm-Patronen verursachen ähnliche Schußwunden, die zum sofortigen Tod führen.«
»Er muß jedenfalls ein beherzter Schütze sein«, bemerkt Vlassopoulos.
»Woraus schließt du das?«
»Er hat sie im Fahren getötet, Herr Kommissar. Er hat nicht auf Rot gewartet.«
»Um in der ausbrechenden Panik um so leichter entkommen zu können.«
»Ja schon, aber das erfordert Entschlossenheit.«
Auf dem Bürgersteig erwartet mich eine Fünfzigjährige, einfach gekleidet und ungeschminkt. Man stellt sie mir als Augenzeugin vor, die den ganzen Mord beobachtet hat.
»Ich war in die Kirche gegangen, um eine Kerze anzuzünden«, meint sie und deutet auf die Pentikosti-Kirche ein Stück weiter. »Ich bin zu Fuß hingegangen, und alles ist genau vor meinen Augen passiert. Er kam von hinten herangebraust, fuhr in die Mitte der Straße, näherte sich dem Wagen und beugte sich hinüber, als wollte er mit der Fahrerin sprechen. Im selben Augenblick zog er eine Pistole aus der Jackentasche und schoß zweimal, während er mit der Linken den Lenker des Motorrads festhielt. Danach hat er die Pistole wieder eingesteckt, Gas gegeben und ist nach rechts davongebraust.«
Im Grunde hat sie dasselbe gesehen wie der Fahrer des Ford Escort, nur aus einem anderen Blickwinkel. »Möchten Sie noch etwas hinzufügen?« frage ich höflich.
»Ja, mir ist da noch etwas aufgefallen.«
»Was denn?«
»Die Pistole«, antwortet sie, ohne zu zögern. »Es war eine Pistole mit einem langen und schmalen Lauf. Wissen Sie, eine von denen, die man zuweilen in alten Kriegsfilmen sieht.«
Das war's, Vlassopoulos hat gewonnen. Es handelt sich um das dritte Opfer desselben Mörders. Stavropoulos
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