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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Sitzung«, sage ich zu ihnen und erhebe mich.
      Es ist eines der wenigen Male, daß ich mein Büro vor ihnen verlasse.
     
     

* 35
     
    Sie haben, unter dem Vorsitz des Ministers, rund um den rechteckigen Konferenztisch im Ministerbüro Platz genommen. Die meisten von ihnen kenne ich von Gikas' vorgestriger Einladung. Ein weiterer ist hinzugekommen: der Vorsitzende des Griechischen Industriellenbundes. Er tritt gleichzeitig mit mir in den Raum. Der Minister schickt sich zu einer Vorstellungsrunde an, beschränkt sich jedoch nach der Aussage »Wir kennen uns bereits« auf ein kurzes Kopfnicken in unsere Richtung. Kaum haben wir Platz genommen, bläst der Vorsitzende des Griechischen Industriellenbundes zum Generalangriff.
      »Der Vorfall von heute ist inakzeptabel, und dafür tragen Sie die ganze Verantwortung. Das habe ich bereits dem Herrn Minister erläutert.«
      Gikas nimmt den kühlen, formellen Gesichtsausdruck des leitenden Kriminaldirektors an, den er uns gegenüber selten aufsetzt. »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, Herr Vorsitzender.«
      »Es ist offensichtlich, worauf er sich bezieht.« Galakteros, der Vorsitzende des Griechischen Werbefachverbandes, gibt sich ebenso kämpferisch wie der Industriellenvertreter. »Auf die Veröffentlichung des Täterschreibens. Wie ist es möglich, daß Sie das nicht unterbinden konnten?«
      Seit vielen Jahren ist Gikas mein Vorgesetzter. Manchmal betrete ich sein Büro mit dem Gefühl, von Kindesbeinen an für ihn zu arbeiten. Noch nie jedoch habe ich ihn im verbalen Kreuzfeuer erlebt. Hätte man mich gestern nach meiner Meinung gefragt, hätte ich darauf getippt, daß er einen Rückzieher macht. Doch seine Reaktion straft mich Lügen. Gikas blickt Galakteros mit derselben eisigen Miene wie vorhin an.
      »Wenn ich mich recht erinnere, ist die Pressezensur nach dem Fall der Junta abgeschafft worden. Ergo sehe ich nicht, wie ich die Publikation des Schreibens hätte untersagen können.«
      »Wir verlangen ja nicht, daß Sie Zensur ausüben. Wir verlangen, daß Sie den Zeitungen zuvorkommen«, ergreift der Industriellenvertreter erneut das Wort.
      »Hätten Sie mich informiert, dann hätte ich die Zeitungsredaktion persönlich gebeten, das Schreiben nicht zu veröffentlichen«, sekundiert der Minister.
      Unter anderen Umständen hätte Gikas vielleicht eine Rechtfertigung gestammelt. Heute jedoch ist er dem Minister noch etwas schuldig, weil er die Polizei vom Einsatz auf der El Greco ausgeschlossen hat. Daher geht er zum Gegenangriff über, um es ihm heimzuzahlen.
      »Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Sie einem Publikationsverbot beipflichten würden, daher habe ich gar nicht gewagt, so etwas anzuregen. Ich mußte vielmehr befürchten, auf das schärfste getadelt zu werden.«
      »Ich spreche ja nicht von einem Publikationsverbot, sondern von einer freundlichen Bitte«, entgegnet der Minister angestrengt.
      »Die Zeitung, die das Schreiben abgedruckt hat, steht meines Wissens der Opposition nahe. Können Sie sich vorstellen, was eine freundliche Bitte hier bewirken könnte?« fragt Gikas den Minister, worauf diesem die Argumente ausgehen.
      Da die Diskussion in eine Sackgasse zu geraten droht, beschließe ich, den Mund aufzumachen. Mir ist klar, daß sie mich von oben herab behandeln werden, weil sie mich als untergeordneten Zuträger sehen, der darüber hinaus den Mund zu halten hat. Doch das entmutigt mich nicht im geringsten.
      »Selbst wenn die Veröffentlichung unterblieben wäre, hätte das nichts an der Tatsache geändert, daß der Mörder bereits drei Opfer auf dem Gewissen hat und nicht aufhören wird, bis die Werbespots eingestellt werden.«
      »Es ist Ihre Aufgabe, den Mörder an weiteren Taten zu hindern. Dafür sind wir nicht zuständig«, entgegnet mir der Industriellenvertreter kühl. »Unsere Aufgabe ist es, Waren zu produzieren und für sie zu werben.«
      »Seit heute morgen ist die ganze Branche in Aufruhr«, ergänzt Galakteros. »Die Telefone unseres Verbandes und mein Handy laufen heiß. Die Werbefirmen wollen von uns wissen, was sie tun und ob sie die Produktion von Werbesendungen bis zur Festnahme des Mörders einstellen sollen.«
      »Offenbar hat die eine Hälfte bei Ihnen und die andere bei uns angerufen, um herauszufinden, ob wir weiterhin Werbespots senden werden oder nicht«, meint Delopoulos zu Galakteros.
      »Ich habe jedenfalls die Buchhaltungsabteilung angewieSen, bis auf

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