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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Einladungen auszusprechen. Üblicherweise trete ich in mein Büro und lasse hinter mir die Tür offen stehen, damit mir folgen kann, wer Lust dazu hat. Sie bleiben verlegen stehen und warten ungeduldig darauf, daß ich hinter meinem Schreibtisch Platz nehme und sie ihre Technik aufbauen können.
      Wie immer in dramatischen Augenblicken übernimmt Sotiropoulos die Rolle des Rädelsführers. »Was soll das, Kommissar?« fragt er mich mit standardmäßiger Angriffslust. »Werden wir jetzt von der Tagespresse auf dem laufenden gehalten?«
      Ich lächle ihm nett zu. »Wieso? Stört es Sie vielleicht, daß der Mörder Ihnen Ihre Vorrechte abgesprochen und die Printmedien vorgezogen hat?«
      Meine spitze Bemerkung führt zu einer Protestwelle, die sich in lauten Ausrufen und verschiedenen Kommentaren äußert. »Glauben Sie nicht, daß wir ebenfalls informiert werden sollten?« höre ich eine Frauenstimme aus dem Hintergrund, die ich nicht zuordnen kann.
      »Ihre Beschwerden bitte an den Mörder. Er hat die Presseerklärung abgegeben.«
      »Jetzt sagen Sie bloß, der Chefredakteur der Politia hätte vor der Veröffentlichung des Schreibens nicht Ihre Zustimmung eingeholt.«
      »Wo leben Sie, Sotiropoulos? Die Zeit, da die Presse die Zustimmung der Polizei benötigte, um etwas zu veröffentlichen, ist seit mehr als dreißig Jahren vorbei. Um genau zu sein, in diesem Jahr sind's einundreißig.«
      »Aber er hat Sie jedenfalls benachrichtigt.«
      »Er hat uns angekündigt, daß er das Schreiben veröffentlichen wird. Was hätten wir tun sollen? Jeden Sender einzeln anrufen und der Zeitung die Vorreiterrolle stehlen? Die Polizei respektiert die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung unter den Massenmedien. Daher nimmt sie eine strikt neutrale Haltung ein.«
      Es folgt eine kleine Pause, denn sie finden kein Gegenargument und suchen nach einem anderen Durchschlupf.
      »Hat es auch vorher Warnungen gegeben, die nicht an die Öffentlichkeit gedrungen sind?« fragt mich Koronis, ein hochbegabter Radioredakteur.
      »Die gab es«, entgegne ich sogleich. Es hat keinen Sinn, damit hinter dem Berg zu halten, denn sie werden es ohnehin erfahren.
      »Und warum haben Sie uns nichts davon gesagt?« fragt Sotiropoulos.
      »Weil wir der Meinung waren, dadurch dem Fortgang der Ermittlungen zu dienen.«
      »Hier werden Menschen planmäßig ermordet, und Sie lassen die öffentliche Meinung im ungewissen?«
      »Wir haben es hier nicht mit einem Terroranschlag zu tun, über den wir ganz Griechenland informieren müßten, die Betroffenen sind frühzeitig benachrichtigt worden.«
      »Und was haben Sie jetzt vor?« fragt mich eine Journalistin mit feuerrotem Haar, die jeden Abend in den Nachrichten mit ärmelloser Weste und Militärstiefeln auftritt.
      Ich entgegne ihr das Nächstliegende. »Den Mörder fangen, was sonst?«
      Einige grinsen, und Sotiropoulos dreht sich um und blickt sie schräg an, doch sie mißt dem keine Bedeutung bei, weil sie nicht die Allerhellste ist.
      »Haben Sie ein neues Indiz?« fragt wieder Koronis.
      »Die neuen Hinweise sind wie folgt.« Ich warte, bis das Gemurmel abklingt, und fahre fort: »Von der Waffe habe ich Ihnen bereits berichtet. Es hat sich auch beim dritten Mord bestätigt, daß es sich um eine Luger-Pistole, Baujahr 1942, handelt. Ebenso wissen wir aufgrund der Aussagen von Augenzeugen, daß der Mörder ein junger Mann von kräftiger und athletischer Statur zwischen fünfundzwanzig und dreißig ist. Leider verfügen wir über keine Personenbeschreibung, da er stets mit Helm unterwegs war. Wir haben das für den Mord an der Jannakaki benutzte Motorrad an der Kreuzung Sarandaporou-Souliou-Straße gefunden. Es handelt sich um eine als gestohlen gemeldete Harley-Davidson Sportster. Sie ist in das kriminaltechnische Labor der Polizei gebracht worden, und wir warten auf die Expertise.«
      Über den Mittäter führe ich nichts an, da ich dem Mörder-Duo meine Karten nicht offenlegen will. Zudem geben sich die Reporter mit den zusätzlich von mir angeführten Hinweisen zufrieden.
      »Glauben Sie, daß das Morden weitergeht?« fragt mich Sotiropoulos.
      Da das Telefon läutet, komme ich nicht dazu, ihm zu antworten. Ich hebe den Hörer ab und höre Gikas' Stimme: »Lassen Sie alles liegen und stehen und kommen Sie nach oben. Der Minister will uns sprechen.«
      »Entschuldigt, Leute. Der leitende Kriminaldirektor ruft zu einer dringlichen

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