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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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als ich die Schüsse hörte«, erzählt sie, sobald sie uns ins Wohnzimmer gebeten hat.
      »Wie viele waren es, Frau Karasavva?«
      »Fragen Sie mich das im Ernst, Herr Kommissar? Ich bin zu Tode erschrocken, hätte ich da die Schüsse zählen sollen? So schnell ich konnte, bin ich weitergegangen. Da ich zwei volle Einkaufstüten in den Händen hielt, konnte ich nicht rennen. Am Eingang zum Garagenbereich lief er mir plötzlich über den Weg und rannte mich dabei über den Haufen, so daß mir die Tüten aus der Hand fielen und ich mich am Geländer festhalten mußte, um nicht zu stürzen. Dann sah ich Herrn Alibrandis daliegen und rief sofort die Funkstreife.«
      »Haben Sie das Gesicht des Täters sehen können?« Ich bin sicher, daß dies nicht der Fall war, und meine Annahme wird prompt bestätigt.
      »Nein, er trug einen Helm.«
      »Können Sie ihn uns beschreiben? Mit Ausnahme des Gesichts, versteht sich.«
      »Groß und kräftig.«
      »Wie kräftig?«
      »Schauen Sie sich unten den Eingang zur Garage an. Den hat er ganz ausgefüllt.«
      »Das ist eine exakte Beschreibung. Und die Größe?«
      »Ich bin eins fünfundsechzig. Meiner Schätzung nach ist er an die zwanzig Zentimeter größer als ich.«
      »Wie war er gekleidet?«
      »Rabenschwarz. Selbst der Helm war schwarz.«
      »Haben Sie vielleicht gesehen, was er danach tat? Ist er weggelaufen, hatte er ein Auto oder ein Motorrad irgendwo in der Umgebung geparkt?«
      »Gegenüber hatte er eine Vespa stehen. Mit der ist er weggefahren.«
      »Sind Sie sicher, daß es eine Vespa war?«
      »Ja. Meine Tochter hat auch so eine, nur in blau. Die aber war hellrot, oder eher so eine Art kirschrot, glaube ich.«
      Ich suche nach weiteren Fragen, finde aber keine mehr.
      Sie ist eine von den Zeugen, die genau beschreiben, nicht unnötig schwatzen und nicht auf Sensationen aus sind. Als ir uns gerade zum Abschied erheben wollen, ist von draußen das Geräusch heranrasender Wagen zu hören.
      Was ist denn da los?« wundert sich die Karasawa und tritt auf die Veranda.
      Ich folge ihr, obwohl ich weiß, welcher Anblick mich erwartet. Die schwarze Limousine des Ministers hat neben dem Einsatzwagen angehalten, in dem Gikas saß. Hinter dem Minister trifft eine motorisierte Division der üblichen Forrtbewegungsmittel der Medienmeute ein: Kleintransporter, Vans und Jeeps. Der Minister ist ausgestiegen, steht zwischen seiner Limousine und dem Einsatzwagen und unterhält sich mit Gikas. Der deutet auf den Garagenbereich und bricht dann, wie es scheint, mit ihm zu einem Rundgang auf. Gikas versucht dabei, die Medienmeute auf Distanz zu halten.
      »Bitte nicht die Aufnahmeteams, nur der Herr Minister«, ruft er, als sie am Eingang anlangen.
      »Lassen Sie nur, lassen Sie nur, sie stören mich überhaupt nicht«, meint der Minister, und die Medienmeute stürmt hinterdrein. Zum Glück hat die Spurensicherung schon ihre Arbeit getan, sage ich mir. Wenn ihnen allerdings etwas entgangen sein sollte, können sie das nun unmöglich nachholen. Denn die werden alles in Grund und Boden trampeln.
      »Ist das nicht der Minister für öffentliche Ordnung?« fragt mich die Karasawa.
      »In der Tat.«
      »Und was will er hier?«
      »Sich aus erster Hand über den Fall informieren.«
      »Na, dann ist ja alles in Butter«, bemerkt sie verächtlich. »Hier geht alles drunter und drüber, und er denkt nur an seinen Auftritt in den Abendnachrichten.«
      Der Konflikt mit dem Minister kommt Gikas zugute. Zum ersten Mal ist er der Mentalität der kleinen Leute so nah. Ich steige die Treppe hinunter zum Garagenbereich.
      »Benachrichtige alle Polizeiwachen per Funk«, sage ich zu Dermitsakis. »Wir suchen eine Vespa, Farbe hell- bis dunkelrot. Vermutlich hat er sie irgendwo zwischen Cholargos und Ajia Paraskevi stehen lassen, es könnten aber auch andere Gegenden sein.«
      Beim Verlassen des Wohnhauses sehe ich, wie der Minister die Vorbereitungen der Aufnahmeteams geduldig abwartet, um vor der Garageneinfahrt eine Presseerklärung abzugeben. Gikas schleicht sich davon und bleibt an meiner Seite stehen. Offenbar will der Minister die öffentliche Aufmerksamkeit mit keinem anderen teilen und Gikas mit seiner Anwesenheit den eventuellen Fauxpas des Ministers keinen Segen erteilen.
      »Heute abend haben wir ein weiteres Opfer des Serienkillers, der die Werbebranche heimsucht, zu beklagen. Den Angehörigen des

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