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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Stock, und wieder erwacht der Samurai in ihm.
      Sobald ich aus dem Altenheim trete, klingelt mein Handy.
      »Hast du Lust auf einen Kaffee?« höre ich Katerinas Stimme.
      »Dein Vorschlag kommt wie gerufen. Ich habe gerade einen fürchterlichen Termin hinter mir und überlegte schon wie ich mich am besten abreagieren könnte.«
      »Wo bist du jetzt?«
      »In Nikea.«
      »Schön. Dann bieg von der Pireos- in die Ajion-Assomaton-Straße ein. Ich warte im Cafe an der Ecke Ermou- und Ajion-Assomaton-Straße.«
      Mit einem Schlag höre ich das Gras wachsen. »Was gibt's denn?« frage ich sie.
      »Nichts Unangenehmes«, entgegnet sie und legt auf.
     
     

* 39
     
    Katerina erwartet mich in dem kleinen Cafe, das auf der dem Theseustempel zugewandten Seite des Ajion-Assomaton-Platzes liegt. Vor ihr steht ein Kaffee-Frappe mit einem Strohhalm. Sobald sie mich herankommen sieht, steht sie auf und drückt mir einen Kuß auf die Wange. Erleichtert stelle ich fest, daß sie sich gut gelaunt und mit einem Lächeln auf den Lippen zeigt. Mir ist bewußt, daß ich übertrieben reagiere, aber in der letzten Zeit habe ich so viele Hiebe einstecken müssen, daß ich sofort das Schlimmste befürchte.
      Kaum habe ich Platz genommen, erscheint ein kahlgeschorener Kellner mit einem silbernen Knopf im rechten Nasenflügel und fragt nach meinen Wünschen. Ich bestelle einen süßen Mokka, und er unterzieht sich nicht einmal der Mühe, mir zu erklären, daß das Lokal so etwas nicht führt. »Kaffee-Frappe, Espresso, Filterkaffee, Cappuccino und Cappuccino freddo«, zählt er knapp auf. Ich bestelle einen Espresso, da ich Kaffee mit Eisstückchen hasse.
      »Deine Idee mit dem Kaffee hat mich gerettet«, sage ich lachend. »Den hatte ich jetzt wirklich nötig.«
      »An einem Tag ein Morgenkaffee in Nea Philadelphia, am nächsten ein Nachmittagskaffee auf dem Ajion-Assomaton-Platz, der Kaffeeklatsch wird uns noch richtig zur Gewohnheit, wie bei Busenfreundinnen.«
      »Nun ja, Busenfreundinnen sind wir ja nicht gerade, aber dicke Freunde allemal.«
      »Weißt du, warum ich unter vier Augen mit dir reden wollte? Ich wollte dir erzählen, wie ich mir meine Zukunft vorstelle. Mama und Fanis werden es am Samstag hören wenn wir alle zusammen essen, aber du solltest es als erster erfahren.«
      »Warum ich zuerst?«
      Vor Adriani leuchtet mir ein, aber auch vor Fanis? Eigentlich müßte ich vor Stolz fast platzen, aber ich fürchte mich davor, was mich nun erwartet.
      »Ich mache es einfach so wie immer: Dir habe ich zuerst gesagt, daß ich Jura studieren möchte, und du warst der erste, dem ich von meinem Doktorat erzählt habe.« Ja, das stimmt, aber damals war es nichts Besonderes für mich. »Jetzt sag bloß, es ist dir gar nicht aufgefallen«, meint sie, da sie mich nachdenklich sieht.
      »Aufgefallen schon, aber ich habe es mir anders erklärt.«
      »Wie denn?«
      »Ich dachte, du wolltest zuerst mit dem Finanzier deines Studiums darüber reden.«
      »Ich habe es dir nicht erzählt, weil du der Geldgeber warst, sondern weil mir deine Meinung wichtig war«, entgegnet sie ein wenig pikiert.
      Doch im Grunde verläuft unsere Unterhaltung in der angenehmen Gewißheit, daß wir über Dinge sprechen, die ein gutes Ende gefunden haben und von denen wir wissen, daß wir sie ein für allemal hinter uns haben.
      »Jedenfalls freue ich mich im nachhinein, daß meine Meinung zählte und nicht mein sicheres Beamtengehalt. Obwohl - heute würde es mich gar nicht stören, wenn du zuerst mit Fanis darüber gesprochen hättest.«
      »Au weia, guter Gott! Du auch?« sagt sie lachend.
      »Was meinst du?«
      »Auch du siehst mich als verheiratete Frau, ganz wie Mama.« Ihre Miene wandelt sich schlagartig. »Nun, gehen wir zu den ernsten Dingen über. Heute war ich im Justizministerium und habe mich erkundigt, welche Unterlagen für eine Bewerbung nötig sind.«
      »Und die Universität?«
      »Nur nichts überstürzen, eins nach dem anderen. Ich muß eine gute Rechtsanwaltspraxis finden, um ein Praktikum zu machen.«
      »Und die Universität?« wiederhole ich meine Frage. Seltsam, irgendwie ist mir der Gedanke einer Universitätslaufbahn ans Herz gewachsen, und nun fällt es mir schwer, mich davon zu trennen.
      »Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und festgestellt, daß es mir nicht liegt. Vielleicht hat es mir kurzfristig geschmeichelt, Übungen mit den Studenten zu

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