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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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machen, aber weder der Unterricht noch die Theorie, noch die Forschung liegen mir im Blut. Dieser Kreis hat sich mit der Doktorarbeit geschlossen. Aber da ist noch etwas, was du wissen mußt.«
      »Und zwar?«
      »Ich werde mich nicht als Richterin bewerben, sondern als Staatsanwältin. Sowie ich mein Praktikum beendet habe, werde ich zur Prüfung als Beisitzerin antreten.«
      Ich erinnere mich an ihre Argumentation, als wir uns über die Richterschaft unterhielten. »Katerina, du hattest mir doch erklärt, wie schwierig es für Frauen sei, Richter zu werden. Staatsanwältin ist noch schwerer.«
      »Kann sein, aber mir ist eins klar geworden: Das liegt mir, und darum will ich kämpfen. Aber ich hoffe, daß sich die Dinge vereinfachen, bis ich soweit bin, eine solche Lauf bahn einzuschlagen.«
      »Bis dahin werde ich in Rente sein«, sage ich lachend. »Jedenfalls haben wir zu Unrecht Kaffee bestellt. Das hätten wir anders begießen müssen.«
      »Wir werden es alle zusammen am Sonntag begießen. Die anderen sind ja auch noch da.« Und sie drückt mir einen zweiten Kuß auf die Wange.
      Plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, den ich gerne abklären würde. »Hat Sissis dir bei deiner Entscheidung geholfen?« frage ich.
      »Die Erfahrung, die ich durchgemacht habe, hat mir geholfen«, antwortet sie sofort. »Als ich mir alles noch einmal von Anfang an durch den Kopf gehen ließ, habe ich erkannt, daß sich meine Prioritäten verschoben haben. Sissis hat mir anderweitig geholfen, nicht was meine beruflichen Pläne angeht.«
      Es freut mich, das zu hören, denn sosehr ich Sissis auch mag, so ginge es doch ein wenig zu weit, würde er sich auch in die Zukunft meiner Tochter einmischen. Gerade will ich einen zweiten Espresso bestellen, um das angenehme Treffen zu verlängern, da hält mich mein Handy davon ab. Ich drücke auf den Knopf und höre Gikas' Stimme.
      »Er hat noch einen umgebracht«, verkündet er kurz angebunden.
      Es scheint mein Schicksal zu sein, daß jede angenehme Erfahrung, die ich mache, durch eine schallende Ohrfeige ausgeglichen wird. »Wen?« frage ich ergeben, weil ich so etwas schon erwartet habe.
      »Alibrandis, den Werbeleiter von Mediastar.«
      »Wieder unterwegs?«
      »Nein, bei ihm zu Hause. Er kam von seiner Arbeit zurück und fuhr auf den Parkplatz des Wohnhauses. Vermutlich hat er ihm dort aufgelauert, denn er sprang zwischen den Wagen hervor, hat ihm zwei Kugeln verpaßt und ist abgehauen.«
      »Wieder mit dem Motorrad?«
      »Das ist noch unklar. Alibrandis wohnte in der Stratigou-Dangli-Straße in Cholargos, in der Nähe des Papaflessa-Platzes. Ich habe sofort einen Einsatzwagen von der Polizeiwache Cholargos hinbeordert. Und Vlassopoulos mit Dermitsakis. Die warten dort auf Sie.«
      »Was gibt's?« fragt Katerina ruhig, als ich auflege.
      »Er hat den Werbeleiter eines Fernsehsenders getötet.«
      »Was ist das bloß für ein Mensch? Unfaßbar wie ein Phantom...«
      »Jedenfalls ein Mühlstein an unserem Hals«, entgegne ich und stehe auf. Ich greife nach dem Portemonnaie, doch sie hindert mich daran.
      »Fahr schon, ich übernehme das.«
      Ich setze mich in den Mirafiori, den ich hinter den Fernlinienbussen geparkt habe, und steuere auf den Syntagma-Platz zu.
     
     

* 40
     
    Ich komme als letzter vollkommen durchgeschwitzt abgehetzt an und finde alle fieberhaft beschäftigt vor. Die noch an Ort und Stelle liegende Leiche wurde Stavropou los' kundigen Händen übergeben. Alibrandis ist vornüber gestürzt, sein Kopf zeigt zum Eingang des Wohnhauses und die Tür zum Fahrersitz seines BMW steht offen.
      Zu meiner großen Überraschung finde ich Gikas am Ort des Verbrechens vor. Das stößt mir sauer auf, denn so etwas sehe ich in all den Jahren unserer Zusammenarbeit zum ersten Mal. Das ist eine seiner wenigen guten Seiten: Er läßt mich in Ruhe meine Arbeit machen, ohne mir im Weg herumzustehen. Er bemerkt meinen scheelen Blick und fühlt sich genötigt, mir seine Anwesenheit zu erläutern.
      »Ein Vögelchen hat mir zugezwitschert, daß der Minister gleich anrauschen wird, und ich will ihm zeigen, daß wir den Fall sehr ernst nehmen und allesamt vor Ort sind. Andernfalls halte ich ihn für fähig, höchstpersönlich die Ermittlungen in die Hand zu nehmen, und dann gute Nacht.«
      Er entfernt sich, um mich meine Arbeit tun zu lassen, und beginnt ziellos zwischen Stavropoulos, der Spurensicherung,

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