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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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meinen Assistenten und mir hin- und herzupendeln. In seinem Büro gefällt er sich in der Rolle des Hauptdarstellers, doch hier merkt er, daß er nur Komparse ist.
      »Warum setzen Sie sich nicht in einen Einsatzwagen? Dann ist Ihnen wohler«, sage ich, als ihn seine Unrast wieder zu mir führt.
      »Habe ich Ihnen doch erklärt. Vielleicht kreuzt das Superhirn auf.«
      »Wenn das tatsächlich eintritt, dann werden wir das an der Journalisten-Vorhut merken.«
      »Da haben Sie recht«, meint er. Schließlich habe ich in all den Jahren doch etwas von ihm gelernt.
      Stavropoulos hat sich über der Leiche aufgerichtet und bedeutet den Krankenträgern, sie wegzuschaffen.
      »Was wollen Sie wissen? Sie kennen doch schon alles«, meint er mürrisch, während er seine Handschuhe abstreift.
      »Die Waffe?«
      »Dieselbe. Die Tatzeit kennen Sie auch schon.«
      »Einzig und allein den Mörder kenne ich noch nicht.«
      »Da kann ich Ihnen auch nicht helfen.« Er beginnt, seine Utensilien zusammenzupacken. »Ich schicke Ihnen morgen den Bericht, wenn Sie die technischen Details lesen wollen. Aber die interessieren Sie wahrscheinlich nicht.«
      Er grüßt mit einem kurzen Kopfnicken und geht zu seinem Wagen. Da sehe ich, wie Dermitsakis aus dem Eingang des Wohnhauses tritt und rasch auf mich zukommt. »Habt ihr seine Frau angetroffen?« frage ich.
      »Soviel wir erfahren haben, ist er geschieden. Seine Exfrau ist Amerikanerin und in ihre Heimat zurückgekehrt.«
      »Eltern?«
      »Sind beide am Leben, aber auf Samos.« Er hält inne und blickt mich schelmisch an. Ich würde ihn am liebsten ohrfeigen, denn jetzt ist nicht die Stunde für Spielchen. Aber ich beschränke mich auf ein knappes »Sag schon«.
      »Wir haben einen Augenzeugen.«
      »Und wieso sagst du mir das erst jetzt? Wo sind wir denn? Bei einem Fernsehquiz? Wartest du darauf, daß ich richtig rate und den Gewinn einstreiche?« Er merkt, daß er mir auf den Schlips getreten ist, und blickt mich unschlüssig an. »Wer ist dieser Zeuge?«
      »Eine Zeugin, Frau Karasavva. Sie wohnt in der ersten Etage.«
      »Los, komm.«
      Der Krankenwagen mit Alibrandis' Leiche fährt langsam aus der Garage. Da erblicke ich Gikas, der immer noch im Einsatzwagen sitzt. Seine Miene besagt, daß er sich zu Tode langweilt, und ich beschließe, ihn nach Hause zu schicken. Untätig herumzusitzen, während alle anderen umherhetzen, ist nicht nur öde, sondern auch beschämend.
      »Weit und breit kein Minister, Sie sollten lieber nach Hause fahren«, sage ich zu ihm. »Sobald wir fertig sind, rufe ich Sie an und berichte Ihnen die Kernpunkte.«
      »Sie täuschen sich. Er ist auf dem Weg hierher, zusammen mit einer Eskorte von Tv-Teams.« Wir blicken uns an, und jeder Kommentar ist überflüssig.
      »Ich unterhalte mich jetzt mit einer Augenzeugin.«
      »Hat sie den Mörder gesehen?«
      »Sage ich Ihnen, sobald ich sie vernommen habe, aber   eher unwahrscheinlich. Ich bin sicher, daß er seinen Helm aufhatte.«
      »Kein Wort zum Minister über die Zeugin. Der ist im stande und vernimmt sie selbst, damit er vor den Journalisten eine gute Figur macht.«
      Ich frage mich, wie lange die Flitterwochen zwischen mir und Gikas, die mit der Entführung der El Greco begonnen haben, noch andauern werden. Ehrlich gesagt, fühle ich mich ein wenig unwohl. Wir standen zwar stets auf derselben Seite von Gesetz und Ordnung, doch Verbündete waren wir nie. Andererseits gebe ich mich keiner Selbsttäuschung hin: Diese Allianz ist vorläufig und den Tiefschlägen geschuldet, die Gikas in letzter Zeit einstecken mußte. Viel braucht es nicht, um den Willen eines Menschen zu beugen. Einmal das Übergehen der Polizei bei dem Befreiungsschlag auf der El Greco, dann die Tatsache, daß er zum ersten Mal einen Minister vor der Nase hat, mit dem er absolut nicht kann. Mit allen bisherigen Ministern ist Gikas zurechtgekommen. Der einzige, den er nicht unter Kontrolle bekommt, ist der aktuelle. Nicht, weil er unbestechlich wäre und über den Dingen stünde, sondern weil er so blöd ist, daß er es nicht versteht, sich Gikas zum Verbündeten zu machen.
      Frau Karasavva öffnet uns höchstpersönlich die Wohnungstür. Sie ist Mitte Vierzig und elegant, aber nicht auffällig gekleidet. Sie ist von Kopf bis Fuß gefärbt und geschminkt, aber durchaus dezent, und begegnet uns höflich, ohne zu übertreiben. »Ich kam gerade vom Einkaufen zurück,

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