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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Hand hält, verbergen sich vielleicht die einzigen Aufnahmen des Mörders, und ich komme nicht an sie heran. Eine logische Lösung wäre, ihm ein paar Ohrfeigen zu versetzen und ihm die Kamera wegzunehmen, aber Gewalt hat keinen Platz mehr - weder an den griechischen Schulen noch im Korps der Polizei.
      »Jannakis, ich nehme dir die Kamera nicht fort, du hast mein Wort«, sage ich zum Dreikäsehoch so sanft es meine strapazierten Nerven gestatten. »Ich schaue mir nur die Fotos an und gebe sie dir gleich wieder zurück.«
      »Nein!«
      In meiner Verzweiflung und während die griechische Mutter weiterhin ihren Bengel anfleht, rufe ich das Labor an und verlange Efthymoglou, den Fotospezialisten. Vielleicht weiß er Rat.
      »Ich habe hier eine Digitalkamera, die möglicherweise einige sehr wichtige Aufnahmen enthält, aber der Knirps dem sie gehört, rückt sie nicht raus. Was soll ich denn jetzt tun?«
      »Sie verpassen ihm zwei Backpfeifen und nehmen sie ihm weg.«
      »Daran habe ich auch schon gedacht, aber das geht nicht.«
      »Dann rufen Sie die Sondereinheit der Bereitschaftspolizei.«
      »Sie finden das wohl witzig, Efthymoglou?«
      Er reißt sich zusammen und fragt mich nun ernst: »Ist es ein Markengerät?«
      »Welche Marke hat die Digitalkamera Ihres Sohnes?« frage ich die Friseuse.
      »Canon.«
      Efthymoglou hat mitgehört und beeilt sich, mir die Sache zu erläutern. »Man benötigt nicht die ganze Kamera. Es reicht, wenn Sie die Speicherkarte herausnehmen.«
      »Hör mal, Jannakis, ich will nicht die ganze Kamera. Mir reicht die Speicherkarte, die drinsteckt.«
      »Nein!«
      »Na gut, wenn du nicht willst, dann behältst du ihn eben. Die Polizisten werden dann halt deine schönen Fotos nicht sehen können und auch nicht sagen: Bravo, den Jannakis könnten wir bei der Polizei gut als Fotografen gebrauchen.«
      »Hörst du?« ruft seine Mutter. »Du hast dann zwar die Kamera, aber eine Uniform wirst du nie anprobieren können.«
      Ich mache Anstalten zum Aufbruch mit dem Hintergedanken, daß mir, wenn auch dieser Trick nicht greift, nur die Backpfeifen bleiben. Während ich einen Schritt in Richtung Tür mache, höre ich Jannakis' Stimme hinter mir.
      »Na gut, hier!« Und er hält mir die Kamera hin.
      »Ihr Sohn ist auf dem besten Wege, ein perfekter griechischer Bürger zu werden!« sage ich zu Anna.
      Die Friseuse strahlt vor Stolz, aber ich habe die Bemerkung anders gemeint. Neun von zehn griechischen Bürgern sagen, wenn man etwas von ihnen verlangt, zunächst einmal »Ausgeschlossen!«. Doch wenn man ihnen die kalte Schulter zeigt, laufen sie hinter einem her und betteln, einem den Gefallen tun zu dürfen, um den man sie gebeten hatte.
      Anna trägt Jannakis auf, die Fotografien aufzurufen, und ich sehe, daß er die Kamera mit erstaunlicher Geschwindigkeit bedient.
      »Da, die sind es«, meint er und zeigt sie mir auf dem winzigen Bildschirm.
      Ich sehe die rote Vespa und dahinter einen riesenhaften Kerl, der sich mit beiden Händen den Helm vom Kopf zieht. Jannakis zeigt mir die folgende Aufnahme, wo der Typ den Helm abgenommen hat und in der Hand hält. Wie sagt das Sprichwort so schön? Kinder und Narren sagen die Wahrheit.
      Plötzlich überkommt mich Angst. »Sind Sie sicher, daß der Typ Sie nicht gesehen hat, als der Kleine die Fotos gemacht hat?«
      »Aber nein«, entgegnet mir die Friseuse entschieden. »Wir waren weit weg. Jannakis hat seinen Zoom ausprobiert.«
      Ich halte Jannakis dazu an, die Speicherkarte herauszunehmen, und verspreche ihm, sie morgen zusammen mit einer neuen als Geschenk zurückzugeben.
      »Vielen Dank«, sage ich zu Anna. »Sie haben uns sehr geholfen.« Sie strahlt vor Freude.
      Draußen rufe ich Efthymoglou von meinem Handy aus an. »Ich habe die Speicherkarte und bring sie dir. Ich brauche die Aufnahmen deutlich und gut erkennbar. Das Gesicht auf der Fotografie ist das des Mörders.«
      »Wann brauchen Sie sie?«
      »Am besten gestern, Efthymoglou. Stell keine dummen Fragen.«
      Um mich abzusichern, rufe ich Gikas an. »Die Fotos zeigen das Gesicht des Mörders. Sprechen Sie mit dem Labor, sie sollen die Abzüge unbedingt bis morgen fertig haben.«
     
     

* 44
     
    loben: a) jmdn., sein Tun, Verhalten o. ä. mit anerkennenden Worten (als Ermunterung, Bestätigung o. ä.) positiv beurteilen u. damit seiner Zufriedenheit, Freude o. ä. Ausdruck geben; b) lobend etw. sagen;

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