Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
Plakatwerbung und Zeitungsinserate?« fragt Gikas.
»Wie sollten wir, Herr Kriminaldirektor!« protestiert Galakteros empört. »Sie haben ja keine Ahnung! Kein Model läßt sich mehr für ein Plakat fotografieren. Alle sind in Angst und Schrecken versetzt und gehen nicht einmal ans Telefon.«
Doch wenn man vom Teufel spricht... Prompt klingelt mein Handy. Ich verlasse meinen Platz und gehe ans andere Ende des Raums, um das Gespräch entgegenzunehmen.
»Wo sind Sie, Herr Kommissar?« fragt mich Dermitsakis.
»In einer Besprechung.«
»Können wir reden?«
»Ja, aber nur kurz.«
»Seit Sie weg sind, ruft ständig eine gewisse Anna, eine Friseuse, für Sie an.«
Wenn ich jemanden gesucht habe, um mein Mütchen zu kühlen, so habe ich ihn nun gefunden. »Mir stehen die Haare mit oder ohne Friseuse zu Berge. Und Dauerwelle brauche ich auch keine. Was ist denn das für ein Blödsinn!« zische ich empört.
»Gehen Sie nicht auf mich los, mich trifft keine Schuld«, rechtfertigt er sich. »Nur, diese Friseuse ruft alle zehn Minuten an und erzählt mir, daß ihr Sohn irgendwelche Fotos gemacht hat, die Sie unbedingt sehen sollten. Aber sie kann nicht selbst kommen, da sie ihren Frisiersalon nicht verlassen kann, und daher bittet Sie sie, bei ihr vorbeizukommen.«
Hm, eine Friseuse, die mir Fotos zeigen will, die ihr Sohn geschossen hat. In der letzten Zeit bin ich mit keiner Friseuse auf einem Ausflug gewesen, daher wird es sich vermutlich nicht um Erinnerungsschnappschüsse handeln. Sie will mir etwas anderes zeigen, das sie für wichtig hält, und bei der derzeitigen Lage der Dinge kann ich es mir nicht leisten, selbst die entlegenste Möglichkeit zu übergehen.
»Wo liegt ihr Frisiersalon?«
»In der Gramou-Straße 9, in Papagou.«
»Hast du ihre Nummer?«
»Ja. 6588713.«
»Gut, ich rufe sie an.«
Ich lasse die anderen in erregtem Tonfall weiterdiskutieren und trete aus dem Büro, während ich Gikas gleichzeitig ein Zeichen gebe. Ich wähle die Nummer des Frisiersalons von einem Festnetzapparat, und eine Frauenstimme meldet sich.
»Frau Anna, bitte.«
»Am Apparat.«
»Kommissar Charitos.«
Nach einer kurzen Pause höre ich die verängstigte Stimme der Friseuse. »Ich weiß nicht, ob es richtig war, daß ich Sie angerufen habe, aber ich habe ein paar Aufnahmen, die mein Sohn gemacht hat, die Sie meiner Meinung nach interessieren könnten.«
»Was für Fotos sind das?«
»Das möchte ich Ihnen lieber nicht am Telefon sagen. Ich wäre ja zu Ihnen ins Büro gekommen, aber ich kann den Frisiersalon und mein Kind nicht allein lassen.«
»Einverstanden, ich komme sofort.«
Gikas ist herausgetreten und wartet auf das Ende des Gesprächs. »Was gibt's?« fragt er unruhig.
»Eine Friseuse aus Papagou will mir Fotos zeigen, die ihr Sohn gemacht hat.«
»Was für Fotos?«
»Keine Ahnung, aber ich vermute, daß es sich um die Vespa des Täters handelt. Die Frage ist nur, wann er sie fotografiert hat. Bevor er die Abbildung im Fernsehen gesehen hat oder danach? Dann könnte er jede beliebige rote Vespa, die ihm unterkam, geknipst haben.«
»Gut, gehen Sie. Wir sind hier ohnehin überflüssig. Die liegen sich hier gehörig in den Haaren. Wenn der Täter sie sehen könnte, würde er sich die Hände reiben.«
Ich verspreche Gikas, ihn anzurufen, sobald sich etwas Außergewöhnliches ergibt, und breche ohne Abschiedsgruß auf, da ich - vor allem dem Minister gegenüber - keine Erklärungen abgeben will. Er ist dermaßen in die Enge getrieben, daß er im Handumdrehen mit einem Journalistentroß auftauchen könnte, noch bevor ich in Papagou angelangt bin.
* 43
Der Mirafiori steht in der Sonne und glüht vor sich hin. Glücklicherweise sind die Entfernungen nicht groß. Ich gelange erst auf den Messojion- und dann über den Kyprou-Boulevard in den Bezirk Papagou. An zwei Kiosken frage ich mich durch, wo die Gramou-Straße zu finden ist. Am ersten hat man keine Ahnung, am zweiten erklärt man mir, sie sei eine Parallelstraße rechterhand zum Kyprou-Boulevard, gleich nach dem Metaxa-Platz. Nach einer kleinen Runde um den Platz finde ich sie auf Anhieb.
Der Frisiersalon liegt in der Mitte der Gramou-Straße und heißt Annie's Art. Warum sollten die Gattinnen pensionierter Offiziere der Streitkräfte oder auch der Polizei wie Gikas' Ehefrau, die in diesem Stadtteil wohnen, Englisch
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