Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
c) Gott, das Schicksal o. ä. preisen u. ihm danken. Lobeshymne, die (oft iron.): überschwengliches Lob; *eine L./-n auf jmdn., etw. singen/anstimmen. Lobhudelei, die (abwertend): übertriebenes, unberechtigtes Lob, mit dem man sich bei jmdm. einschmeicheln will.
menschlich: i.a) den Menschen betreffend; zum Menschen gehörend, für ihn charakteristisch; b) menschenwürdig, annehmbar, den Bedürfnissen des Menschen entsprechend. 2. tolerant, nachsichtig; human. 3. Sprichw.: Irren ist menschlich.
Menschlichkeit, die: i.a) das Sein, Dasein als Mensch, als menschliches Wesen; b) menschliche Haltung und Gesinnung. 2. gütiges, tolerantes Wesen.
Der Fernsehabend war geprägt von Lobeshymnen, wahrer Menschlichkeit und Protesten. Bis Mitternacht defilierten Politiker jeder Couleur über den Bildschirm und überboten einander mit Lobpreisungen für die Direktoren der Fernsehsender, die es trotz der gewaltigen Verluste wagten, die Werbesendungen abzusetzen, um zur Festnahme des Serien mörders beizutragen. Zwischen die Lobgesänge der Politiker zwängten sich Sendeleiter wie Delopoulos und Chelmis mit Zurschaustellung wahrer Menschlichkeit. Sie unterstrichen, daß für sie das Leben und die körperliche Unversehrtheit der beim Fernsehen und in der Werbebranche arbeitenden Menschen wichtiger waren als ihre Gewinne. Über die Entlassungen, die als Rechnung am nächsten Tag folgen mußten, verloren sie kein Wort.
Nun trinke ich meinen Kaffee im Wohnzimmer und versuche, mit dem Dimitrakos-Lexikon in der Hand, die verschiedenen Sorten des Lobens und der Menschlichkeit zu ordnen. Ich gestatte mir diese kleine Abweichung von meinen beruflichen Pflichten, da ich auf den Anruf aus dem Fotolabor warten muß.
Der erste Eindruck, den mir die Einträge im Dimitrakos vermitteln, ist: Ich kann das Loben keiner bestimmten Kategorie zuordnen, sondern muß die einzelnen Einträge miteinander verknüpfen. Gewiß hat das Lob der Politiker mit Ermunterung und Bestätigung zu tun. Andererseits jedoch tendiert es zur Übertreibung einer Lobeshymne und den v.i.p.s gegenüber zur Schmeichelei des Lobhudelns.
Eingeschränkter sind die Interpretationsmöglichkeiten bezüglich der Menschlichkeit von Chelmis und Delopoulos. Sicherlich versuchen sie durch ihre Entscheidung, die Werbesendungen vorläufig einzustellen, eine menschliche Haltung und Gesinnung zu vermitteln. Aber die »Humanitas«, von der Dimitrakos spricht, die »Menschenliebe als Grundlage des Denkens und Handelns«, und der »Humanismus«, das »Denken und Handeln im Bewußtsein der Würde des Menschen« haben damit noch lange nicht Einzug in die Werbewelt gehalten.
Die dritte Gruppe, die neben den Lobhudlern und den menschelnden Senderchefs über den Bildschirm defilierte, war das einfache Volk - Fußgänger, Autofahrer, Boutiquebesitzerinnen, Kunden im Supermarkt -, das gegen das Werbeembargo protestierte. Von Wut und Empörung über diesen Schlag gegen die Informationspflicht der Medien bis bin zu Verschwörungstheorien war alles zu hören. Die schönste Aussage jedoch stammte von einer jungen Boutiqueangestellten. »Diese ganzen Serien und die Nachrichten sind doch stinklangweilig. Das gucke ich alles einzig und allein, damit ich die Werbung nicht verpasse.«
Efthymoglou ruft mich gegen halb zehn an. »Wir sind soweit, Herr Kommissar.«
»Sind sie gut geworden?« frage ich, da ich meine Neugier nicht länger zügeln kann.
»Die Qualität ist gut, aber ob die Aufnahmen Ihnen auch etwas nützen, müssen Sie selbst beurteilen.«
Der Verkehr ist flüssig, doch in meiner Ungeduld reagiere ich auf alles genervt, als ob ich im Stau stünde. Als ich beim Labor anlange, werfe ich einen Blick auf meine Uhr und stelle fest, daß ich gerade mal eine Viertelstunde unterwegs war.
Bei meinem Eintritt erhebt sich Efthymoglou. »Kommen Sie«, meint er und führt mich vor einen großen Bildschirm. »Ich habe die Aufnahmen auf cd gebrannt, damit Sie sie am Monitor sehen können. Dann drucke ich sie aus, damit Sie sie verteilen können.«
Auf dem Bildschirm erscheint der Ausschnitt einer Straße mit einer Vespa. Hinter dem Motorrad steht ein junger Mann auf dem Bürgersteig, der die einhellige Beschreibung aller Zeugen bestätigt: Er macht den Eindruck eines riesenhaften Kerls, nicht sosehr aufgrund seiner Größe als vielmehr vom Körperbau her. Er muß sein halbes Leben in Bodybuilding- und Nahkampf-Studios verbracht haben. Er gehört zu
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