Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
lastenden Druck abzuwälzen, wendet er sich an mich. »Herr Gikas hat mich bereits informiert«, meint er. »Haben Sie vielleicht noch aktuelle Erkenntnisse hinzuzufügen?«
»Ich habe mit dem Personal von Mediastar gesprochen.« Dabei blicke ich zu Renos Chelmis hinüber, dem dicken Glatzkopf im cremefarbenen Anzug, dem der Sender gehört. »Wie es scheint, hat Vassos Alibrandis weder Dro-hungen erhalten noch sich verfolgt gefühlt. Die wahrscheinlichste Version ist: Der Täter hat herausgefunden wann sein Opfer normalerweise nach Hause kam, und den geeigneten Augenblick abgewartet, um ihn zu ermorden.«
»Und natürlich hat's keiner gesehen«, spottet der Minister.
»Nicht ganz«, mischt sich Gikas ein. »Wir haben eine Hausbewohnerin als Zeugin, die ihm unmittelbar nach dem Mord am Eingang zum Garagenbereich begegnet ist. Sie hat uns eine exakte Täterbeschreibung geliefert. Von ihr haben wir erfahren, daß er mit einer hell- bis dunkelroten Vespa geflohen ist, nach der wir nun suchen.«
»Ich möchte Ihnen bekanntgeben, daß Mediastar von heute an die Ausstrahlung von Werbespots einstellen wird, bis der Täter gefaßt ist und wir sicher sein können, daß kein Menschenleben mehr in Gefahr ist«, erklärt Chelmis.
Darauf folgt ein Schweigen, das zwischen Verstimmung und Verlegenheit schwankt, und alle Blicke richten sich auf Chelmis.
»Wenn ein Sender jetzt die Ausstrahlung von Werbespots unterbricht, wird er auch nach dem Ende dieses Unheils keinen Anteil mehr vom Werbekuchen bekommen«, erklärt Galakteros kühl und nicht direkt an Chelmis, sondern an die gesamte Runde gerichtet.
Chelmis springt, wie von einem Stromschlag getroffen, von seinem Sitz auf. »Also, was wollen Sie eigentlich? Soll ich weiterhin Werbung senden, wenn führende Mitarbeiter des Senders ermordet werden? Damit mir die Zuschauer das Kainsmal des rücksichtslosen Spekulanten, der über Leichen geht, aufdrücken?«
»Ich bedaure, aber wir alle sitzen im selben Boot. Keiner kann es mir nichts, dir nichts verlassen«, entgegnet Galakteros kalt.
»Herr Galakteros sieht das absolut richtig«, sekundiert der Vorsitzende der Industriellenvereinigung. »Dadurch stürzen Sie sich nicht nur selbst ins Verderben, sondern aUch eine ganze Reihe von Unternehmen, deren Verkaufszahlen von ihrer Produktwerbung abhängen. Wie sollen sie Ihnen in Zukunft vertrauen, wenn Sie im entscheidenden Moment der Forderung eines Serienmörders nachgeben?«
»Meine Herren, ich bitte Sie... Lassen Sie uns kühlen Kopf bewahren«, versucht der Minister die Gemüter zu beruhigen, aber seine Worte verhallen ungehört.
»Ich bitte Sie, es reicht!« unterbricht ihn Galakteros. »All das ist der Unfähigkeit der Polizei geschuldet, die Ihnen untersteht, Herr Minister!« fügt er empört hinzu.
»Also, was wollen Sie eigentlich? Sollen wir noch mehr Opfer beklagen, nur weil Sie auf die Werbung Ihrer Produkte nicht verzichten wollen?« Delopoulos folgt Chelmis' Beispiel und springt ebenfalls auf. »Das sind doch alles leere Drohungen, meine Herren. Hier stehen die beiden Sender mit den höchsten Einschaltquoten vor Ihnen. Wenn Sie die ausschließen, wo wollen Sie dann werben? In den Sendern, die kaum drei Prozent der Zuschauer erreichen?«
»Hör zu, Jorgos«, sagt Chelmis zu Galakteros. »Bis hierher und nicht weiter. Sie entscheiden über die Programme, die wir senden. Sie entscheiden darüber, wieviel und wann wir bezahlt werden. Wollen Sie uns zu guter Letzt nun auch noch erpressen?«
»Zu Recht nennt Sie dieser Irre Großaktionär. Nicht ich bestimme in meinem Unternehmen, sondern Sie«, fügt Delopoulos hinzu. »Sie sind der Großaktionär.«
Der Vorsitzende der Industriellenvereinigung sieht, daß seine Drohungen bei den Sendern nichts fruchten, und legt sich nun mit der politischen Macht an, die ihm offenkundig eher zupaß kommt.
»Sollte sich die Ansicht durchsetzen, vorläufig auf die Ausstrahlung von Werbung zu verzichten, werden viele Arbeitsplätze verlorengehen. Die Unternehmen können ihr Personal unmöglich halten, wenn die Verkaufszahlen in den Keller rutschen.«
»Ich habe heute eine Recherche in Auftrag gegeben, wie viele Journalisten und wieviel Personal aus den Bereichen Technik und Verwaltung wir entlassen müssen, um zu überleben«, fordert ihn Chelmis heraus und bestätigt Sotiropoulos' Befürchtungen.
»Wieso beschränken Sie sich nicht eine Zeitlang auf
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