Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
Sicherheitsbehörde wirst, steht ohnehin nicht zur Debatte. Daher sind all diese Tricks heiße Luft.«
      Er reagiert beleidigt und straft mich zu meiner großen Freude mit eisigem Schweigen.
      Immer noch fahren wir die Fylis-Straße entlang, bis wir in einer verlassenen Gegend anlangen, deren Straßen keine Schilder mehr tragen. Nach einer Kurve bleibt der Wagen vor einem zweistöckigen Neubau stehen. Es ist weit und breit das einzige Gebäude im Niemandsland. Die Haustür ist verschlossen und codegesichert. Stathakos steckt seine Karte hinein und tippt seinen Code ein. Die Tür geht langsam auf, und wir treten in einen großen Flur. Neben dem Eingang liegt ein Kabuff, in dem zwei junge Männer in Zivil sitzen.
      »Kommissar Charitos, zur Vernehmung«, sagt Stathakos knapp.
      Wie es scheint, hat er sie vorab informiert, denn der eine junge Mann erhebt sich und sagt: »Kommen Sie, Herr Kommissar.«
      Wir treten in den Fahrstuhl, doch statt hochzufahren begeben wir uns ins Kellergeschoß, wo die Zellen liegen. Der junge Beamte sagt dem Wachmann in Polizeiuniform: »Kommissar Charitos, zur Vernehmung.«
      Der Wachmann öffnet die Gittertür und führt mich in einen Raum neben dem Eingang zu den Häftlingszellen. Der Raum erinnert mit seinen vier nackten Wänden aus hellg rauem Beton eher an eine Naßzelle. Fenster gibt es keine, und die Naßzelle wird von einer an der Decke klebenden Neonröhre erleuchtet. In der Mitte steht ein Schreibtisch, ebenfalls nackt und kahl. Direkt gegenüber wurden fünf Holzstühle plaziert. Ein ekliger, muffig-abgestandener Geruch erfüllt den Raum.
      Kaum habe ich mich fertig umgesehen, führt der Wachmann auch schon fünf Burschen herein, die auf den ersten Blick keinerlei Gemeinsamkeiten aufweisen. Zunächst einmal unterscheiden sie sich im Alter - sie sind zwischen dreiundzwanzig und gut über dreißig -, dann im Körperbau: Zwei von ihnen sind baumlange Kerle und ähneln dem »Mörder des Großaktionärs«. Der dritte, der vom Aussehen her der Älteste, ist großgewachsen und schlank, trägt einen Vollbart und wirkt wie ein Ingenieur oder Jurist. Der vierte muß Mitte zwanzig sein, er ist mittelgroß und knochig, aber durchtrainiert, und sein finsterer Blick ist mörderisch. Der letzte, kleingewachsen und dünn, scheint der Jüngste zu sein. Der dritte sieht aus wie der Planungsstratege, der vierte wie der Mörder der Truppe, sage ich mir, doch der Augenschein trügt manchmal. Die Hände aller fünf sind gefesselt.
      »Nehmen Sie ihnen die Handschellen ab«, sage ich zum Wachmann.
      Der reagiert verunsichert und ringt nach einer Antwort. »Wir haben strenge Anweisungen«, entgegnet er verlegen.
      »Tun Sie's, auf meine Verantwortung.«
      Doch hier drin habe ich nicht viel zu sagen, und der Wachmann geht nach draußen, um sich Rat zu holen. Ich nütze die Wartezeit, um sie in aller Ruhe der Reihe nach zu mustern. Diese fünf und der eine, der bei der Befreiungsaktion getötet wurde, hatten dreihundert Personen in ihrer Gewalt, darunter auch meine Tochter und meinen zukünftigen Schwiegersohn. Jetzt, wo ich sie vor mir sehe, beeindrucken sie mich kein bißchen. Ich frage mich, ob es daran liegt, daß seither einige Zeit vergangen ist, oder eher daran, daß es Katerina wieder gutgeht. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß jede Festnahme auch eine Entmystifizierung mit sich bringt, die den Täter zuweilen in ein armes Würstchen verwandelt. Von den fünfen ist derjenige mit dem Mörderblick der einzige, der mich seinerseits beharrlich und feindselig mustert. Der »Professor« gibt sich gelassen und mißt mich mit seinen Blicken, um herauszufinden, was ich im Schilde führe. Die beiden Hünen tuscheln leise miteinander, während der Blick des Jüngsten auf den Fußboden geheftet bleibt.
      Die Tür öffnet sich wieder, und der Wachmann bedeutet mir, nach draußen zu kommen, wo Stathakos auf mich wartet.
      »Was sagt der Wachmann mir da? Du willst, daß man ihnen die Handschellen abnimmt?«
      »Ja, ich will, daß sie sich entspannen.«
      »Entspannen? Du willst, daß diejenigen, die in Bosnien Unheil angerichtet und dreihundert Passagiere in Geiselhaft gehalten haben, sich entspannen sollen?«
      Ich bemühe mich, meinen Ärger im Zaum zu halten, denn wenn wir uns in die Haare geraten, wird alles nur noch schlimmer. »Hör mir zu, Loukas, mir liegt sehr viel an einer Information, von der absolut nicht sicher ist, ob ich sie von ihnen kriege,

Weitere Kostenlose Bücher