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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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hatte ich nichts Besseres erwartet. Am ehesten hoffte ich auf ein Wunder, aber die gnadenreiche Madonna war anderweitig beschäftigt.
      »Ist was rausgekommen?« fragt mich Stathakos, als ich den Raum verlasse.
      »Nein. Sie behaupten, ihn nicht zu kennen.«
      »Selbst wenn sie ihn kennen, werden sie es dir nicht sagen«, meint er fast fröhlich. »Die brauchen eine andere Behandlung, um zu singen.«
      Ich habe keine Lust, das Gespräch fortzusetzen, und gehe zum Fahrstuhl.
      »Der Fahrer wird dich zurückbringen. Ich bleibe hier.«
      Keine üble Option. Wenigstens entgehe ich so seiner Gesellschaft.
     
     

* 46
     
    Vor den Polizeicomputern hole ich erst einmal tief Luft und steuere direkt auf Rosakis zu, einen Dreißigjährigen, der als Hacker begann, in Großbritannien umgeschult wurde und nun als unser Computer-As gilt.
      Er sitzt vor einem Bildschirm, der in zwei Hälften geteilt ist. Auf der linken Seite ist das Gesicht des Täters zu sehen. Alles andere - die Straße, die Vespa und der Körper des Bodybuilders - ist verschwunden. Auf der rechten Bildschirmhälfte taucht ein Gesicht nach dem anderen auf und verschwindet nach ein, zwei Minuten. Die aufgerufenen Gesichter scheinen dem des Täters zu ähneln, aber beschwören kann ich es nicht.
      »Wohin ist denn der Körper des Typen verschwunden?« frage ich.
      »Den hebe ich mir für später auf, damit ich nicht durcheinanderkomme«, entgegnet er, ohne den Blick vom Bildschirm zu lösen. »Wenn ich das passende Gesicht finde, füge ich den Körper hinzu, um zu sehen, ob sie zusammengehören. Das ist dann die Gegenprobe.«
      »Hast du was gefunden?«
      »An die zweihundert Personen hab ich gefunden, und hier liegt auch das Problem. Das eine Mal paßt das Gesicht, das andere Mal die Augen, aber es gibt keine völlige Übereinstimmung. Denken Sie nur: Erst dreimal war ich soweit, den Körper hinzuzufügen, um die Gegenprobe zu machen. War aber immer negativ.«
      »Wann kann man auf ein Resultat hoffen?«
      Er zuckt mit den Schultern. »Hm, vielleicht in den nächsten fünf Minuten, vielleicht muß ich die ganze Datenbank durchgehen, ohne fündig zu werden.«
      Ich überlasse ihn seiner freudlosen Aufgabe und kehre an die Dienststelle zurück, um zunächst einmal Gikas zu informieren. Meinen Mißerfolg bei den griechisch-orthodoxen Bosnienkämpfern hat er schon durch Stathakos erfahren.
      »Na ja, ich bin in keine Depression verfallen, denn ich hatte ohnehin keine großen Hoffnungen«, sagt er zu mir. »Uns war klar, daß die Idee an den Haaren herbeigezogen war.«
      »Schon, aber auch die Datenbank liefert bislang keinen Hoffnungsschimmer.«
      »Das ist eine reine Nervensache, ich weiß. Hoffen wir, daß sich Hinweise aus dem Publikum ergeben, wenn das Täterbild in Fernsehen und Presse veröffentlicht wird.«
      Diese Bemerkung ruft mir in Erinnerung, daß ich noch keine Hotline organisiert habe, um die Anrufe der Bürger entgegenzunehmen und ihre Hinweise aufzuzeichnen. Ich fahre in mein Büro hinunter und rufe Vlassopoulos und Dermitsakis zu mir.
      »Alles klar: Wir werden nicht mehr wissen, wo uns der Kopf steht«, bemerkt Dermitsakis.
      »Wieso, hast du den Eindruck, daß wir es jetzt wissen?«
      Er betrachtet es als überflüssig, mir seine Meinung zu sagen, und beeilt sich, die Hotline zu organisieren.
      »Gib Anweisungen an alle Polizeiwachen heraus, daß sie die Stammlokale der rechten Szene durchkämmen, die Versammlungsorte der neofaschistischen Chryssi Avji, aber auch der Punks, der Heavy-Metal-Fans oder wie auch immer all diese Randgruppierungen heißen«, sage ich zu Vlassopoulos. Früher haben wir sie in national Gesinnte und Kommunisten unterteilt, und damit war Schluß. Heute tragen sie zig verschiedene Bezeichnungen, wie die Länder, die seit dem Jahr '89 aus dem Boden geschossen sind.
      Sowie ich mit der Organisation der Telefon-Hotline und der Art und Weise, wie die Täterbilder in Umlauf gebracht werden sollen, fertig bin, taucht Sotiropoulos auf. Er wirkt etwas ruhiger und zuversichtlicher.
      »Ich sehe, Sie haben sich etwas entspannt. Demnach sind Sie noch auf Ihrem Posten«, sage ich ohne jegliche Spur von Ironie.
      »Die Fotografie, die Sie uns geschickt haben, hat uns allen wieder Mut gemacht. Jetzt, wo ihr sein Gesicht kennt, werdet ihr ihn kriegen. Da gibt es doch Mittel und Wege...«
      »Leider wissen wir nicht, wie lange wir brauchen werden, um ihn

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