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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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Antwort abzuwarten, und trete in das Krankenzimmer. Kakoudis bleibt diskreterweise vor der Tür. Ich hatte richtig geraten: Es ist der schmale, kleingewachsene junge Mann, der nicht zur übrigen Truppe passen wollte. Sobald er mich erblickt, setzt er sich im Bett auf, während er gleichzeitig das Gesicht verzieht vor Schmerz.
      Ich nehme mir einen Stuhl und setze mich an sein Bett. »Ich hoffe, du hast mich nicht umsonst herbestellt«, sage ich.
      »Gestern haben Sie gesagt, Sie würden uns helfen, wenn wir Ihnen Informationen über den Typen liefern.«
      »Ja, das sage ich auch heute, aber nur, wenn die Informationen korrekt sind und kein leeres Geschwätz.«
      »Sie sind korrekt.«
      »Und warum hast du gestern nicht geredet und lieber Gips gefressen, bevor du deinen Mund aufgemacht hast?«
      »Weil ich Angst hatte. Und ich fürchte mich immer noch. Wissen Sie, was die mir antun können, wenn sie rauskriegen, daß ich geredet habe?« Fast schreit er seine Angst heraus. »Ich will dort raus, verdammt noch mal. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Wie bin ich da bloß reingeraten?«
      »Darüber kannst du lange genug im Gefängnis nachdenken, denn darum kommst du garantiert nicht herum. Was ich für dich tun kann, ist folgendes: Ich hole dich dort raus wo du jetzt bist, und lasse dich in eine normale Haftanstalt verlegen. Und dem Staatsanwalt kann ich sagen, daß du kooperiert hast, damit er dir das als mildernden Umstand anrechnet.«
      »Besser als gar nichts. Statt der ganzen Hand nehme ich auch den kleinen Finger, wie meine Oma immer sagt.« Er erinnert sich an seine Großmutter, dann nacheinander an seine Familie, sein Zuhause, sein Zimmer, seine Stereoanlage, und er bricht in Tränen aus.
      Sein Weinen bekräftigt, daß sein Trotz gebrochen ist und er bereit ist auszupacken, sollte er sich dadurch auch nur einen einzigen Tag Haft ersparen.
      »Dann sag mir, was du über den Typen weißt.«
      »Er heißt Lefteris Perandonakos, und er war mit uns in Bosnien.« Plötzlich erinnert er sich, über welchen Umweg er eigentlich hierhergeraten ist, und Beklemmung macht sich auf seinen Zügen breit. »Jedenfalls müssen Sie wissen, daß ich in Bosnien keiner Fliege etwas zuleide getan habe.«
      »Laß Bosnien aus dem Spiel«, sage ich streng. »Ich führe keine Vernehmung zum Thema Bosnien durch, ich interessiere mich nur für diesen Perandonakos.«
      »Wie gesagt, er war mit uns in Bosnien. Von ihm kam die Idee, die Fähre mit der Forderung, die Vernehmungen einzustellen, zu besetzen. >Wir müssen wie die Palästinenser vorgehen, um unsere Haut zu retten<, sagte er zu uns. Aber im letzten Augenblick ist er abgesprungen.«
      »Wieso?«
      »Er meinte plötzlich, Bosnien sei was ganz anderes gewesen, und jetzt hätten wir es nur mit Hühnerkacke zu tun. Schließlich erklärte er offiziell, wenn wir weitermachten, würde er aussteigen, weil er Wichtigeres vorhabe. Da brach ein großer Streit aus, die einen nannten ihn Hosenscheißer, die anderen Verräter, ihn aber ließ das völlig kalt. Zum Schluß ist Lefteris endgültig abgesprungen, Stamos hat das Kommando übernommen, und wir haben die Sache durchgezogen.«
      »Welcher ist Stamos?«
      »Der Lange mit dem Bart, Sie haben ihn gestern gesehen.«
      »Kannst du dich erinnern, wann Perandonakos begonnen hat, wankelmütig zu werden?«
      »Vor einem Jahr. Seitdem er den Alten kennengelernt hatte.«
      Ich hatte es ja gewußt, daß der Bodybuilder einen Mittäter hat und daß der älter sein mußte - ich könnte jetzt vor Freude in die Luft springen. Mühsam unterdrücke ich diesen Impuls. Sotiropoulos hatte ich gesagt, alles hänge von einem glücklichen Zufall ab, und jetzt ist es soweit.
      »Wer ist dieser Alte?«
      »Ich kenne ihn nicht persönlich. Ich habe ihn noch nie gesehen. Lefteris nannte ihn seinen geistigen Großvater. »Andere haben einen geistigen Vater, ich habe einen geistigen Großvater«, erzählte er uns lachend. >Ihr habt keine Ahnung, was der schon alles miterlebt hat.< Doch er hat ihn uns nie vorgestellt. Jedesmal wenn wir uns beschwerten, wann wir ihn endlich kennenlernen würden, stellte er sich taub. Wer weiß, vielleicht weil es ihm gefiel, ein Geheimnis zu haben, oder auch weil der Alte nicht wollte.«
      Die zweite Möglichkeit paßt besser zu meiner Theorie. Hätte es in der Macht des Bodybuilders gelegen, hätte er ihnen den Alten vorgestellt und sich mit der Bekanntschaft

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