Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
selbst wenn sie etwas wissen sollten. Meine einzige Hoffnung ist, daß ich sie auf die sanfte Tour überrumple.«
»Das sind wilde Tiere. Die können über dich herfallen.«
»Sie werden nicht über mich herfallen, aber sollten sie es dennoch tun, rufe ich nach euch, und ihr stürmt herein.«
Er zuckt mit den Schultern. »Hm, ich bin mit deinem Vorgehen nicht einverstanden, aber da du grünes Licht von Gikas hast...«
Er bedeutet dem Wachmann, in den Raum zu treten, doch für alle Fälle kommt er auch mit. Dann nimmt ihnen der Wachmann die Handschellen ab.
»Wir warten draußen«, sagt Stathakos bedeutungsvoll beim Hinausgehen.
Ich lasse die Tür ins Schloß fallen und wende mich dann an die fünf. »Ich bin Kommissar Charitos.«
Ich erhalte keinerlei Antwort. Alle fünf reiben sich eifrig die Handgelenke. »Ich bin hier, um eine Information einzuholen, die nichts mit dem Fall, weswegen ihr hier sitzt, zu tun hat. Wenn ihr mir helft, werde ich mich erkenntlich zeigen.« Ich halte inne und warte, doch wiederum erhalte ich keinerlei Antwort. Sie warten ab, worauf ich hinauswill, um zu entscheiden, ob sie mit mir sprechen und welchen Preis sie dafür verlangen wollen. »Wir suchen einen jungen Mann etwa euren Alters, der sich aller Wahrscheinlichkeit nach in euren Kreisen bewegt. Daher möchte ich von euch wissen, ob ihr ihn kennt.«
Dann ziehe ich die Fotografie aus meiner Tasche und überreiche sie dem »Professor«. Der wirft einen flüchtigen Blick darauf und meint dann zu mir: »Weswegen suchen Sie ihn?«
»Er hat vier Menschen getötet, und wenn wir ihm nicht Einhalt gebieten, wird er noch mehr umbringen.«
Der »Professor« sieht sich die Aufnahme wortlos an und gibt sie den anderen weiter. Alle schauen sie sich gleichermaßen ausdruckslos an, aber ein paar Blicke, die sie einander zuwerfen, bringen mich zu der Annahme, daß das Foto ihnen etwas sagt.
»Wenn ihr mir entgegenkommt, garantiere ich euch, daß der Staatsanwalt eure Mithilfe berücksichtigen wird«, sage ich zu ihnen.
»Dazu müssen wir erst mal vor Gericht gestellt werden«, meint der Jüngste.
»Natürlich werdet ihr vor Gericht gestellt. Alle bekommen ein Verfahren, es ist noch keiner in den Kellergeschossen verschwunden. Die Frage ist nur, wann ihr wieder rauskommt.« Sie tauschen bedeutungsschwere Blicke aus, doch ihren Mund machen sie nicht auf. Ich beschließe, mein Gebot zu erhöhen.
»Ich könnte ein gutes Wort für euch einlegen, damit ihr von hier in eine normale Haftanstalt verlegt werdet.«
Wieder keine Reaktion. Ich probiere es bei jedem einzelnen, ob vielleicht einer die Meinung ändert, wenn er persönlich angesprochen wird, doch ich handle mir nur drei aufeinanderfolgende Absagen ein. Der einzige, der sich nicht auf ein trockenes Nein beschränkt, ist der mit dem Mörderblick.
»'n Klasseweib, deine Tochter, Kommissar«, sagt er mit herausforderndem Lächeln zu mir. »Auf die wär ich abgefahren. Von der träum ich immer noch.«
Er will mich provozieren, aber der Trick stammt aus der muffigsten Mottenkiste. »Du wirst so viele Jahre hinter Gitter wandern, daß du am Schluß sogar von den Katzen in deiner Nachbarschaft träumen wirst«, entgegne ich ruhig.
Der andere will die Auseinandersetzung fortführen, doch einer der beiden Hünen kommt ihm zuvor. »Halt den Mund, du Wichser«, sagt er heftig. »Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Scherze.«
»Er kommt hierher und spielt den Großzügigen, um uns zu überrumpeln, und danach wird er sich verziehen«, protestiert derjenige, der wie ein Mörder aussieht.
»Halt endlich den Mund!« Diesmal fährt ihm der Professor übers Maul.
Ich starte einen letzten Versuch beim Jüngsten, handle mir jedoch nur die fünfte, diesmal wortlose Absage ein.
»Bevor ich gehe, sage ich euch noch etwas, und zwar zu eurem Besten: Wenn ihr etwas wißt und nichts sagt, wird das Folgen haben. Die Rede ist von vier Morden, das ist kein Witz.«
Einer der beiden Hünen wendet sich lachend an die anderen. »Typisch Bulle. Wenn er mit seinem Angebot auf Granit beißt, greift er zu Drohungen.«
»Es ist nur eine Warnung. Wenn sich herausstellt, daß ihr mir verschwiegen habt, daß ihr ihn kennt, kommen noch ein paar Jährchen dazu.«
»Du hast uns gefragt, und wir haben nein gesagt, was willst du noch?« mischt sich der Jüngste ungeduldig ein.
Aus der Traum, sage ich mir. Ehrlich gesagt,
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