Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär
gut.
Und wie wird sich erst der Minister freuen, wenn er die angenehmen Neuigkeiten erfährt. Bislang wankte sein Ministersessel, nun aber hat er wieder festen Boden unter den Füßen und kann mit dem forschen Gang eines erfolgreichen Krisenmanagers einherschreiten. Gikas wollte ihn unverzüglich benachrichtigen, doch ich hielt ihn zurück, da wir uns zuerst eine Taktik ausdenken mußten.
»Heißt das, wir können ihn jetzt gleich schnappen?« fragt er mich überglücklich.
»Können wir, würde ich aber nicht empfehlen.«
»Wieso nicht?«
»Weil er einen Mittäter hat. Ab einem bestimmten Punkt war ich mir so gut wie sicher, aber Stavrodimos' Aussage hat jeden Zweifel beseitigt. Es ist der >Alte<, von dem Perandonakos seinen Kumpanen ständig erzählte.«
»Ja, aber seine Beziehung zu Perandonakos war doch eher geistiger Art. Das hat er selbst gesagt, das wurde auch von diesem... - wie heißt er noch - bestätigt.«
»Stavrodimos.«
»Genau.«
»Er ist nicht nur sein geistiger Ahnvater, sondern auch der Urheber der Morde. Er hat ihm die Luger-Pistole gegeben, er hat mit den Sendern und den Werbefirmen gesprochen. Er war es, der auch mich angerufen hat. Erinnern Sie sich, wie ich Ihnen berichtet habe, daß sich seine Stimme greisenhaft anhöre und daß es mir seltsam vorkam, daß er für Schwule die Bezeichnung >warmer Bruder< verwendete? Das war der Alte.«
»Ja gut, aber wer sagt uns, daß Perandonakos in der Zwischenzeit nicht einen weiteren Mordversuch unternimmt?«
»Wir werden ihn rund um die Uhr beschatten. Obwohl, wahrscheinlich wird er nichts weiter unternehmen, solange sich die Werbebranche zurückhält.«
Diese Möglichkeit begeistert ihn wenig. Einerseits will er den Fall so schnell wie möglich ad acta legen, andererseits kann er das nur tun, wenn er auch den Mittäter zu fassen kriegt.
»In Ordnung, versuchen wir es zwei Tage lang mit einer Rund-um-die-Uhr-Überwachung, dann sehen wir weiter«, meint er schließlich. »Sie werden aber mit Stavridis, unserem Beschattungsspezialisten, zusammenarbeiten. Da lassen wir nur Profis ran.«
»Einverstanden.«
Er informiert Stavridis per Telefon und reicht mir dann den Hörer weiter.
»Wo ist die Überwachung geplant, Kostas?« fragt mich Stavridis.
»In der Eleftheroudaki-Straße, in Tris Jefyres.« Wir benötigten nicht einmal zwei Stunden, um Perandonakos' Wohnsitz ausfindig zu machen.
»Schön, ich schicke einen von meinen Leuten zur Begutachtung hin, und in etwa zwei Stunden komme ich bei dir im Büro vorbei.«
Ich beschließe, den kleinen Ausflug mitzumachen, doch nicht im Mirafiori, denn der könnte dem Täter aufgefallen sein, sondern mit Stavridis' Mitarbeiter.
»Habt ihr ihn gefaßt?« fragt mich Koula, als ich aus Gikas' Büro trete.
»Noch nicht, aber wir wissen, wo er zu finden ist.«
»Dann kann ich ja auch endlich in Urlaub gehen, Herr Charitos! Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Wochen vergangen sind, seit ich ursprünglich wegfahren wollte. Zuerst gab es wegen der El-Greco-Entführung Urlaubssperre, dann saß ich wegen dieses Serienmörders hier fest.«
»Wir haben ihn!« ruft Vlassopoulos triumphierend, als er mich auf dem Flur erblickt. »Gerade wurde ich vom Polizeiabschnitt angerufen, der die Überwachung übernommen hat. Er wurde beobachtet, wie er aus dem Haus kam und in einen alten Skoda Favorit gestiegen ist.«
Deshalb also hat er den Helm auf der Fotografie abgenommen. Um in seinen Wagen zu steigen. Er klaute das Motorrad und parkte es irgendwo. Dann fuhr er mit dem Wagen los, nahm das Motorrad, um den Mord auszuführen, ließ es stehen und fuhr mit dem Wagen wieder zurück.
Unten in der Garage wartet ein bärtiger junger Mann mit kurzem Haar auf mich, er trägt ein T-Shirt, zerrissene Jeans und Turnschuhe. Er öffnet mir die Tür zum Beifahrersitz seines Hyundai.
»Ist das dein Alltags-Outfit oder bist du in bestimmter Mission unterwegs?« frage ich ihn lachend.
»Dieser Tage erledige ich Büroarbeit, daher habe ich heute morgen geduscht«, entgegnet er. »Wenn ich im Dienst bin, rieche ich manchmal etwas streng, um glaubhafter zu wirken.«
Er ist ein angenehmer Zeitgenosse, dessen Mundwerk niemals stillsteht. Wenn ihm der Gesprächsstoff ausgeht, dann legt er sich mit den anderen Autofahrern an. Meistens beschimpfen ihn die anderen, und er macht sich über sie lustig. Die Fahrt nach Tris Jefyres
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