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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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gebrüstet.
      »Hat er euch nie erzählt, was für eine Beziehung er zu diesem Alten hatte, außer, daß er ihn als seinen geistigen Ziehvater betrachtete?«
      »Er hat uns erzählt, der Alte hätte eine große Sache in Planung, aber dafür müßten wir auf die Kaperung des Schiffes verzichten. Damit waren aber die anderen nicht einverstanden, und so trennten sich unsere Wege.«
      »Wieso bist du bei den anderen geblieben und hast dich nicht Perandonakos angeschlossen?« Das frage ich aus reiner Neugier, denn für die Ermittlungen hat es keine Bedeutung.
      Er zuckt die Achseln. »Meine Meinung zählte ohnehin nicht. Ich habe mich, wie alle Angsthasen, der Mehrheit angeschlossen.«
      »Weißt du, wo dieser Perandonakos wohnt?«
      Diesmal sehe ich, wie er zögert. Er läßt sich auf sein Polster zurückfallen und blickt zur Decke. »Ja, ich habe jetzt ausgepackt, aber keinerlei Sicherheit, daß Sie Ihr Wort halten werden.«
      »Richtig, die hast du nicht, aber ich stehe zu meinem Wort. Was hat es für einen Sinn, nach dem Geständnis noch etwas zurückzuhalten? Jetzt, da wir seinen Namen kennen, werden wir ihn finden. Es ist nur so: Wenn du uns die Adresse nennst, gewinnst du Pluspunkte und ich Zeit.«
      »Er wohnt in Tris Jefyres. Fahren Sie den großen Boulevard hinunter, der nach Patissia führt, dann biegen Sie nach rechts ab. Ich weiß nicht, wie die Straße heißt, aber an der Ecke steht eine Grundschule. Das Haus ist zweistöckig, und er wohnt im Erdgeschoß. Oben drüber wohnt seine Tante, die ihm die Wohnung vermietet hat, aber, wie er selbst sagt, lebt sie die meiste Zeit bei ihrem Sohn in Schweden.«
      »Was macht er beruflich?«
      »Soviel ich weiß, arbeitet er bei einem Kurierdienst, aber ich weiß nicht, bei welchem.«
      Wenn wir die Wohnung nicht finden, können wir ihn über die Kurierdienste ausfindig machen, obwohl ich diesen Weg lieber vermeiden würde, damit er nicht vorzeitig Verdacht schöpft. Ich habe keine weiteren Fragen mehr an ihn und erhebe mich. Auch er setzt sich auf und blickt mich angstvoll an.
      »Vorläufig bleibst du hier, bis wir die Formalitäten für deine Verlegung in eine Haftanstalt erledigt haben.«
      »Wohin?«
      »Das kann ich nicht sagen. Vermutlich nach Korydallos, vielleicht auch nach Chalkida.«
      Er wirkt erleichtert. »Kann ich etwas zu lesen haben, damit mir die Zeit nicht so lang wird?«
      »Was denn?«
      »Comics. Jede Art von Comic-Heften.«
      Ich trete aus dem Krankenzimmer und gehe unverzüglich in Kakoudis' Büro, das ich jedoch leer vorfinde. Ich bitte die Oberschwester, ihn zu benachrichtigen, und nehme wieder in seinem Büro Platz. Nach zehn Minuten kommt er.
      »Was gibt's?« fragt er, als erwarte er einen Report von mir.
      »Sie werden ihn heute noch hierbehalten, vielleicht auch noch morgen, bis wir ihn in eine Haftanstalt verlegen können.«
      Die Idee begeistert ihn wenig. »Ich möchte Sie nur bitten daß sich die Sache nicht allzulange hinzieht, einerseits, weil Bettenmangel in den Krankenhäusern herrscht, und andererseits, weil es die Patienten und ihre Angehörigen beunruhigen könnte, einen uniformierten Wachposten vor dem Krankenzimmer zu sehen. Das ist Stoff für die Gerüchteküche.«
      »Wie gesagt, zwei Tage höchstens.« Ich ziehe einen Geldschein aus meiner Tasche und lasse ihn auf dem Schreibtisch liegen. »Und lassen Sie ihm vom Kiosk ein paar Comic-Hefte kommen, damit er einen Zeitvertreib hat.«
      Von meinem Handy erledige ich zwei Anrufe. Zuerst melde ich mich bei Koula, damit Gikas auf mich wartet, da ich ihm wichtige Neuigkeiten mitzuteilen habe. Danach rufe ich Vlassopoulos an und gebe ihm Perandonakos' Personalien durch, mit der Anweisung, die örtliche Polizeiwache möge die Wohnung ausfindig machen.
     
     

* 48
     
    Gikas' Blick funkelt, sein Lächeln ist wieder erblüht, und sein Gesicht strahlt. Seit Monaten habe ich ihn nicht mehr so aufgeräumt erlebt. In der letzten Zeit war alles schiefgelaufen. Zuerst die Entführung der El Greco, dann die Befreiungsaktion der Marine, der schlechte Draht zum Minister, und zu allem Überfluß auch noch das Tohuwabohu in der Werbebranche. Mit der Auffindung des Mörders gewinnt er beim Minister, bei den Werbeleuten und beim Vorsitzenden der Griechischen Industriellenvereinigung an Autorität und Ansehen. Seine Aktien befinden sich im Aufwind, und die Chancen, doch noch Polizeipräsident zu werden, stehen wieder

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