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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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eiskaltes Lächeln wieder. »Freilich war es nicht immer leicht.« Und als erinnerte er sich zeitverzögert an meine Frage, meint er: »Es verwundert Sie, daß wir ihn nicht rausgeschmissen haben, Herr Kommissar?«
      »Ich frage mich, warum Sie nicht jemand anderen gefunden haben, der kooperativer war. Ich kann mir nicht vorstellen, daß hier Mangel herrscht.«
      »Doch, was sein Können betraf, schon.« Und er beeilt sich zu erläutern: »Er war Tänzer und ein guter obendrein. Von dieser Sorte gibt es nicht viele, da gute Tänzer in der Regel nicht in tv-Werbung auftreten wollen, wenn sie keine hohe Gage bekommen.«
      »Und Koutsouvelos war gut?«
      »Sehr gut sogar, deshalb hat er uns mit dem Argument erpreßt, andere Werbeagenturen würden ihm mehr bezahlen. Wenn wir seinen Forderungen nicht nachgaben, wurde er hysterisch. >Ich sollte unter Forsythe tanzen«, schrie er. >Und ihr laßt mich in Bars herumhopsen wie den letzten Studenten!<«
      »Wer ist dieser Forsythe?« frage ich Andreopoulos, weil mir der Name nichts sagt.
      »Irgendeine Größe seiner Zunft.« Er zuckt die Achseln. »Ein Lateintänzer, glaube ich. Denn unser Spot war für Pina Colada, und Koutsouvelos tanzte zu lateinamerikanischer Musik und trank Pina Colada.«
      Ich kenne mich weder bei Lateintanz aus, noch konsumiere ich Pina Colada. Schade, daß ich den Spot nie gesehen habe. Vielleicht wäre er aufschlußreicher als Andreopoulos gewesen.
      »War Koutsouvelos homosexuell?« frage ich unvermittelt.
      »Zweifelsohne. Außerdem hat er es nicht verborgen. Und wenn er hysterisch wurde, ist seine Homosexualität heftigst hervorgebrochen.«
      »Er ist der zweite Homosexuelle und das zweite Tv-Model, das innerhalb von fünf Tagen ermordet wurde. Die beiden Verbrechen passen zudem genau zusammen und verweisen auf eine regelrechte Hinrichtung. Das bringt uns zu der Annahme, daß es sich um einen Serienmörder handelt der es auf Griechenlands Schwule abgesehen hat.«
      Er antwortet nicht sofort, sondern blickt mich nachdenklich an und meint dann unbestimmt: »Wenn Sie als Polizist das sagen, muß etwas dran sein.«
      »Nehmen wir einmal an, daß es so wäre. Dann muß sich der Mörder beiden genähert und zu beiden eine Beziehung aufgenommen haben. Ergo suchen wir im Umfeld der beiden Opfer. Wissen Sie vielleicht, wo Koutsouvelos verkehrte und mit wem er befreundet war?«
      Andreopoulos lacht auf, und sein Lachen wirkt wesentlich menschlicher als sein Lächeln. »Herr Kommissar, ich weiß nicht einmal, wo meine Frau verkehrt und mit wem sie befreundet ist. Unser einziger, regelmäßiger Treffpunkt ist die morgendliche halbe Stunde beim Frühstückskaffee. An den Abenden sehen wir uns höchstens zweimal die Woche. An den anderen Tagen esse ich mit Kunden oder mit Kollegen. Und da wollen Sie, daß ich Ihnen etwas über den Umgang von Koutsouvelos erzähle?« Er hält inne und wird ernst. »Die einzige, die Ihnen Hinweise geben könnte, ist Liana, unsere Produktionsleiterin.«
      Über eine interne Leitung spricht er mit seiner Sekretärin. »Cecily, wissen Sie, ob Liana heute da ist?« Offenbar bejaht Cecily die Frage, denn Andreopoulos fährt fort: »Schön, dann führen Sie bitte Herrn Kommissar Charitos zu ihrem Büro.«
      »Kommen Sie«, meint die Sekretärin und führt mich zu einem der Eisenbahnabteile, in dem eine tiefschwarz gekleidete Mittdreißigerin sitzt. Ihre rotgefärbten Fingernägel verweisen darauf, daß wohl doch kein Trauerfall in ihrer Familie vorliegt.
      »Liana, der Herr Kommissar möchte Ihnen einige Fragen zu Koutsouvelos stellen«, sagt Cecily zu ihr und verabschiedet sich mit einem förmlichen Lächeln von mir.
      »Was wollen Sie gerne wissen?« fragt die Produktionsleiterin.
      »Wie war Koutsouvelos als Mensch?«
      »Unglücklich«, entgegnet sie wie aus der Pistole geschossen.
      »Herr Andreopoulos hat ihn mir als störrisch und habgierig beschrieben.«
      »Störrisch, habgierig - und unglücklich. Meiner Meinung nach hatten die ersten beiden Eigenschaften etwas damit zu tun, daß er depressiv war. Nur deshalb hat er sich mit allen angelegt. Er war habgierig, weil er ständig neue und teure Dinge kaufen wollte: Häuser, Kleider, Autos, weil er glaubte, daß er so aus seiner Depression herausfände.«
      »So wie Sie ihn beschreiben, müssen Sie ihn gut gekannt haben.«
      »Sie irren sich. Wir kannten uns rein beruflich.«
      »Wissen Sie vielleicht, ob er

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