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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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irgendwelche Beziehungen hatte? Mit wem er befreundet war?«
      »Ich weiß, daß er verliebt war.«
      »Woher wissen Sie das? Sind Sie durch Zufall darauf gekommen oder hat er es Ihnen erzählt?«
      »Er hat es mir erzählt. Eines Morgens hat er mich bei den Dreharbeiten umarmt und mir übermütig einen Kuß gegeben. >Liana, stell dir vor, ich bin verliebt<, hat er mir ins Ohr geflüstert. >Endlich! Du weißt ja, wie lange ich solo war.<
      Seitdem war die Zusammenarbeit mit ihm einfacher, aber ich zitterte vor dem Moment, an dem die Liaison vorbei sein würde.«
      »Haben Sie andere aus seinem Freundeskreis kennengelernt?«
      »Nein, Herr Kommissar. Makis tat mir immer wieder mal leid, normalerweise jedoch ging er mir auf die Nerven. Deshalb wollte ich nichts Näheres mit ihm zu tun haben.« Sie pausiert kurz und fügt dann hinzu: »Außerdem war ich aus Eigennutz freundlich und liebevoll zu ihm, nicht aus Menschlichkeit.«
      »Was soll das heißen?«
      »Es war ein Weg, ihn im Zaum zu halten und mir meine Arbeit zu erleichtern.«
      Mit dieser Einstellung könnte sie sofort einen Posten bei der Polizei antreten, doch als Produktionsleiterin verdient sie bestimmt besser.
      Als ich wieder auf die Straße trete, erreicht mich ein Anruf von Vlassopoulos. »Herr Kommissar, ich habe hier eine Dame, die im Erdgeschoß wohnt, und meiner Ansicht nach sollten Sie sie persönlich befragen. Wollen Sie hier vorbeikommen?«
      »Nein. Setz sie in einen Streifenwagen und schick sie mir aufs Präsidium.«
      Auf dem Weg zu meinem Wagen versuche ich die Tätowierung über dem Herzen mit Koutsouvelos' Verliebtheit sowie mit dem Mord in der Badewanne in Verbindung zu bringen. Weiter versuche ich, die Unterschiede zum Fall Ifantidis auf den Punkt zu bringen, wobei ich nur einen einzigen herausarbeiten kann. Ifantidis war ein ernsthafter Mensch und ein verschlossener Typ, während Koutsouvelos im Gegenteil eigensinnig, eingebildet und unglücklich war. Darin liegt im Grund der einzige Unterschied, alles andere paßt nahtlos zusammen.
     
     

* 22
     
    Bevor ich in mein Büro hochfahre, mache ich einen Abstecher zu Arvanitakis, um eventuell Neuigkeiten zu erfahren. Zwei Männerstimmen dringen an mein Ohr, die sich mit großem Nachdruck unterhalten. Da in diesen Tagen das einzige Gesprächsthema im Polizeikorps der Terroranschlag mit meiner Tochter als Hauptdarstellerin ist, nehme ich an, daß sie darüber streiten. Daher trete ich ohne anzuklopfen ein. Arvanitakis und ein weiterer Polizeibeamter gleichen Alters stehen am Fenster und sind drauf und dran, einander an die Gurgel zu springen.
      »All das ist dein Werk!« ruft Arvanitakis' Altersgenosse. »Du hast es geschafft, die Mehrheit im Vorstand auf deine Seite zu ziehen und diese Antirassismus-Charta durchzudrücken, die uns in Teufels Küche bringt.«
      »Ich habe gar niemanden auf meine Seite gezogen. Die Vorstandsentscheidung war einstimmig«, hält ihm Arvanitakis entgegen. »Wir wollten das Polizeikorps vom Vorwurf des Rassismus reinwaschen.«
      Der andere macht einen Schritt auf ihn zu, nicht um handgreiflich zu werden, sondern um seine Worte zu unterstreichen: »Was ihr geschafft habt, ist, daß sich das Polizeikorps mit den Argumenten der Terroristen identifiziert. Neun von zehn Kollegen denken genauso wie diese Schurken. Was suchen Ausländer im Korps der griechischen Polizei? Welcher Herkunft auch immer: Das betone ich, damit du mich nicht als Rassisten etikettierst. Mein Bruder hat eine Holländerin geheiratet, eine nette junge Frau. Eine holländische Schwägerin kann ich akzeptieren, aber einen holländischen Bullen im Polizeikorps - nur über meine Leiche.«
      »Entschuldigung, darf ich kurz stören?« Zwei Augenpaare richten sich überrascht auf mich. »Ich wollte nachfragen, ob es irgend etwas Neues gibt.«
      »Noch nicht, aber bald, Herr Kommissar«, entgegnet der andere an Arvanitakis' Stelle. »Wenn innerhalb der nächsten Stunde der Vorstand des Bundes griechischer Polizeibeamter die Charta nicht zurücknimmt, werden wir Arvanitakis eigenhändig den Terroristen übergeben und Ihre unschuldige Tochter befreien.«
      Nachdem er seinen Teil beigetragen hat, verläßt er das Büro, ohne Arvanitakis, der an seinem Schreibtisch zusammensinkt, eines Blickes zu würdigen.
      »Das hat man davon, wenn man seiner Zeit voraus ist«, bemerkt er mit der Leidensmiene eines verkannten Genies.
      Ich weiß nicht, ob mich der

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