Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
Vom Netzwerk:
Kriminalobermeister Vlassopoulos hat mir berichtet - «
      »Ihr Beruf hat es in sich, nicht wahr? Ein solches Drama mitzuerleben und dann verpflichtet zu sein, sich mit einem wildfremden Mord zu befassen.« Sie bekreuzigt sich und berührt mit der rechten Hand ihre Brust, um den Gedanken zu Ende zu führen: »Was steht uns bloß noch alles bevor!«
      »Kriminalobermeister Vlassopoulos hat mir berichtet, Sie hätten bezüglich des Mordes an Koutsouvelos eine Beobachtung gemacht.«
      »Nicht direkt in bezug auf den Mord an Koutsouvelos. Er hat mich gefragt, ob mir in den letzten Tagen etwas Ungewöhnliches aufgefallen wäre, und da ist mir etwas eingefallen. Ich wohne im Erdgeschoß. Im ersten Stock wohnt ein Ehepaar, sie ist Zahnärztin und er Bauingenieur. In der letzten Etage wohnt, ähm... wohnte Herr Koutsouvelos.« Sie hält inne und blickt auf Vlassopoulos, ob sie alles richtig mache. Vlassopoulos ermuntert sie mit einem Nicken. »Vor drei Tagen saß ich nachts im Dunkeln und habe ferngesehen. Wissen Sie, ich habe den Apparat so hingestellt, daß ich neben dem Fenster sitzen kann und gleichzeitig den Bildschirm und die Straße im Blick habe. In jener Nacht ist mir ein Typ aufgefallen, der am Eingang zum Wohnhaus stehen geblieben ist und mit einem Schlüssel aufgeschlossen hat. Wie gesagt, das Haus ist dreistöckig, und jeder kennt jeden. Es kam mir seltsam vor, daß ein Fremder einen Schlüssel hat und die Tür aufsperrt.«
      »Konnten Sie das Gesicht im Dunkeln erkennen?«
      »Das war auch wieder seltsam. Er trug einen Helm, so einen wie die Motorradfahrer.«
      »War er mit einem Motorrad gekommen?«
      »Hm, vor dem Haus habe ich kein Motorrad gesehen. Wahrscheinlich hatte er es ein Stück entfernt abgestellt.«
      Ich wende mich um und blicke Vlassopoulos an. Er nickt und lächelt befriedigt.
      »Und woher wissen Sie, daß es ein Fremder war und keiner der Mieter?« frage ich Frau Pinelopi, um nichts dem Zufall zu überlassen.
      »Erstens besitzt keiner der Mieter ein Motorrad. Zweitens kenne ich keinen Menschen von seiner Statur. Sie paßte weder zu Herrn Skafidas, der in der ersten Etage wohnt, noch zu Herrn Makis.«
      »Wie war seine Statur denn? Können Sie sie beschreiben?«
      »Riesig, Herr Kommissar. Groß und breitschultrig, und mitten im Sommer war er ganz in Schwarz gekleidet. Er sah wie einer dieser gewaltigen Leibwächter aus, die man ab und zu in ausländischen Filmen sieht.«
      Schon wieder der riesenhafte Typ, den auch die andere betagte Dame vor Ifantidis' Wohnhaus erblickt hatte. Wenn man die Stier-Tätowierung auf Koutsouvelos' linker Brust und die Aufschrift I love you mit ihm in Verbindung bringt, dann liegt es auf der Hand, daß er der Liebhaber sein muß, der Liana einen überschwenglichen Kuß eingebracht hat. Das Porträt des Serienmörders, der Beziehungen zu Schwulen eingeht, um sie dann zu erschießen, tritt von Tag zu Tag deutlicher hervor.
      »Und was haben Sie dann gemacht?« frage ich Frau Pinelopi.
      »Ich habe den Fernseher ausgeschaltet und die Tür verriegelt.« Sie hält einen Augenblick inne, weil sie meint, mir ihre Vorgehensweise erläutern zu müssen. »Ich hatte Angst, es könnte vielleicht ein Einbrecher sein.«
      »Und warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
      »Weil wir keinen Fahrstuhl haben und ich gelernt habe, die Stufen mitzuzählen. Aus der Anzahl zog ich den Schluß, daß er in die dritte Etage hochgegangen war. Dann war ich beruhigt.«
      »Warum?«
      Sie blickt mich schüchtern an. »Alle kannten wir Herrn Makis' Schwäche für Männer. Von Zeit zu Zeit ging jemand bei ihm ein und aus, dann verschwand er wieder, und nach ein paar Monaten tauchte ein anderer auf. Folglich hatte ich keinen Grund, mir Sorgen zu machen.«
      »Erinnern Sie sich, wie spät es war?«
      »Nicht genau, aber es muß so gegen elf gewesen sein, da die Serie, die ich gerade schaute, um zehn beginnt und fast vorbei war.«
      »Haben Sie vielleicht gesehen, wann er wieder wegging?«
      »Nein. Bis um zwölf, als ich mich schlafen legte, war er noch nicht wieder fort.«
      Ich erwarte mir keine weiteren Erkenntnisse mehr von Pinelopi Stylianidi, daher übergebe ich sie Vlassopoulos, damit er sie per Streifenwagen wieder nach Hause schickt. Gleich nach ihrem Weggang rufe ich Stavropoulos, den Gerichtsmediziner, an.
      »Können Sie mir den genauen Todeszeitpunkt sagen?«
      »Ja, aber Sie müssen mir etwas Spielraum

Weitere Kostenlose Bücher