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Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär

Titel: Kostas Charitos 05 - Der Großaktionär Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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zugestehen. Das Opfer wird in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wohl zwischen ein und vier Uhr morgens ermordet worden sein. Höchstwahrscheinlich wurde es sofort nach der Tat zur Regattastrecke transportiert. Den Bericht kriegen Sie morgen, aber erhoffen Sie sich nicht mehr Anhaltspunkte als beim ersten Mord. Wie gesagt: die gleiche Handschrift.«
      Wir legen mit einem gegenseitigen Gruß auf. Fuhr der Täter mit einem Motorrad zu Koutsouvelos' Wohnhaus? Das steht nicht zweifelsfrei fest, solange die Stylianidi kein Motorrad gesehen hat. Genausogut hätte er mit dem Wagen kommen und den Helm nur zur Tarnung aufsetzen können. Wenn er jedoch mit dem Motorrad gekommen war, mußte er die Leiche mit Koutsouvelos' Wagen abtransportiert haben. Hoffen wir, daß sich darin Spuren finden, die unsere Hypothese bestätigen oder zumindest teilweise entkräften.
      Ich beschließe, alle weiteren Mutmaßungen und Aktionen auf morgen zu verschieben und nach Hause zu fahren, als ich in Koulas Büro auf einen dreißigjährigen Krawattenträger in einem leichten Sommeranzug stoße. Bei meinem Anblick erhebt er sich und kommt auf mich zu.
      »Guten Tag, Herr Kommissar. Menios Thalassitis. Ich bin Pressesprecher des Ministeriums für öffentliche Ordnung.«
      Ich gehe innerlich in Deckung, da er wie ein Bürokrat aussieht, der auf die Idee gekommen ist, mich in Gikas' Abwesenheit zu gängeln. »Und was wollen Sie?« frage ich beinahe feindselig.
      »Herr Gikas hat mich gebeten, die Berichterstattung an die Presse zu übernehmen, damit die Journalisten Sie nicht wegen der Lage der Dinge unter Druck setzen können«, meint er mit derselben zuvorkommenden Miene. »Also wollte ich Sie bitten, wenn Sie fünf Minuten Zeit haben, mich zu informieren, damit ich weiß, was ich sagen soll und was besser nicht.«
      Plötzlich findet Gikas in all dem Trubel Zeit, sich mit mir zu befassen? Das macht ihn mir zwar sympathisch, aber ich weiß nur zu gut, daß es nur eine vorübergehende Erscheinung sein kann. Thalassitis teile ich das Nötigste mit: daß beide Morde auffallende Hinweise auf eine Hinrichtung aufweisen, daß beide Opfer homosexuell waren und daß wir aus diesem Grund annehmen, es handle sich um einen psychopathischen Täter. Darüber hinaus erläutere ich ihm, daß der Mörder eine antiquierte Tatwaffe verwendete, ohne jedoch die Marke und das Baujahr genauer zu bezeichnen.
      Der Gedanke, den Fragen der Journalisten zu entgehen, entspannt mich einigermaßen, und relativ gelöst verlasse ich das Polizeihauptquartier.
     
     

* 23
     
    Um acht Uhr kehre ich mit einer fettigen Papiertüte, die eine Käsetasche enthält, nach Hause zurück. Obwohl ich keine Lust auf Essen habe, will ich die Alltagsroutine, die ich mir selbst vortäusche, aufrechterhalten, indem ich das Abendessen nicht ausfallen lasse. Auf diese Weise mache ich lauter halbe Sachen: Ich esse kein richtiges Essen, sondern kaufe eine Käsetasche. Und ich esse nicht in der Küche, sondern lege die fettige Papiertüte auf einen Teller und setze mich vor den Fernseher.
      Der Zufall meint es gut mit mir, und ich treffe gleich beim ersten Sender auf einen Moderator, der Arvanitakis ins Studio eingeladen hat.
      »Können wir also hoffen, daß Katerina Charitou freigelassen wird?«
      »Hm, das kommt darauf an«, entgegnet Arvanitakis.
      »Worauf?«
      »Wie großes Vertrauen man in Versprechungen von Terroristen haben kann.«
      »Ich denke, das kann man«, antwortet der Moderator. »Die internationale Erfahrung zeigt, daß sie ihr Wort halten, schon allein um zu zeigen, daß sie zuverlässige Gesprächspartner sind.«
      »Hoffen wir's. Jedenfalls haben wir mit unserer Entscheidung unsere Pflicht und Schuldigkeit gegenüber unserem Kollegen getan und sind gleichzeitig der Polizei entgegengekommen.«
      »An dieser Stelle wollen wir uns die Bekanntmachung der Panhellenischen Organisation der Polizeibeamten genauer ansehen«, meint der Moderator.
      Der Text, den ich schon von meinem Besuch bei Arvanitakis kenne, wird eingeblendet. Ich atme tief durch und entspanne mich. Nun ist mir klar, daß es nur eine Frage der Zeit ist, bis Katerina freigelassen wird. Der Moderator irrt sich nicht. Sie werden zeigen wollen, daß sie zu ihrem Wort stehen, und somit ihre Glaubwürdigkeit unterstreichen.
      Gerade will ich voller Freude Adriani und Fanis anrufen, um ihnen zu bestätigen, daß Katerina ihren Fuß bald wieder auf festen Boden setzen wird,

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