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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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hat?«
      »Ja. Ich habe Anweisung gegeben, mich umgehend zu verständigen, sobald der geringste Verdacht auf eine Vergiftung vorliegt.«
      »Ja, aber warum sollte sie einen Türken umbringen? Bislang hat sie ihren Bruder und ihre Cousine getötet, also zwei nahe Verwandte. Ich glaube nicht, dass sie türkische Familienangehörige hat.«
      »Sie haben recht, aber irgendetwas gefällt mir hier nicht. There is something I don't like.« Einen Augenblick zögert er, dann schlägt er vor: »Wollen Sie herkommen, damit wir zusammen einen Blick auf die Sache werfen?«
      »Ja, klar.«
      »Dann komme ich vorbei und hole Sie mit dem Streifenwagen ab.«
      Ich setze mich hin, um meinen zweiten Sesamkringel zu verspeisen, ohne mir sonderlich viele Sorgen zu machen. Was hat die Chambou mit Türken zu schaffen? Bis jetzt haben wir keinen Hinweis darauf, dass sie auch bei türkischen Familien gearbeitet hätte. Möglicherweise hat das Opfer eine Lebensmittelvergiftung erlitten oder ist von jemand anderem ermordet worden. Es besteht die Gefahr, dass man ihr auch Dinge zur Last legt, die sie gar nicht begangen hat, ganz im Sinne des Sprichworts »Mit einem Popen können wir gleich mehrere Leute beerdigen«. Wie auch immer, ich freue mich jedenfalls, dass mich Murat angerufen hat, bevor er das Opfer gesehen hat. Das könnte bedeuten, dass er schon größeres Vertrauen zu mir gefasst hat und dass unser Verhältnis allmählich einer wirklichen Zusammenarbeit nahe kommt. Es könnte aber auch auf etwas anderes hinweisen - nämlich, dass er wegen der Wendung, die der Fall nun nimmt, Angst bekommen hat. Doch das wäre ebenfalls positiv, denn wenn man Angst hat, sucht man stets nach Allianzen. Das einzig Unangenehme ist, dass ich Adriani irgendwie beibringen muss, dass ich sie schon am ersten Tag, wo wir alleine sind, sitzenlasse.
      Sie betritt das Restaurant, als ich gerade meinen Sesamkringel fertiggegessen habe und zum Kaffee übergehe. »Ach, hier bist du. Und ich habe dich schon auf dem Zimmer gesucht.«
      »Der türkische Kollege hat mich angerufen. Wahrscheinlich gibt es ein weiteres Opfer, und ich muss hinfahren«, sage ich gepresst und beeile mich gleichzeitig, ihrer Reaktion zuvorzukommen: »Entschuldige bitte, dass ich am ersten Tag, wo wir allein sind, wegmuss. Ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich wieder zurückkomme.«
      Zu meiner großen Überraschung entgegnet sie mir ganz entspannt: »Mach dir keine Gedanken. Ich habe mich mit Frau Kourtidou zu einem Spaziergang verabredet.«
      Wie schade, dass der General nicht da ist, um seine Bemerkungen über die mangelhafte außerhäusliche Organisation der Frauen zurückzunehmen, sage ich mir. Adriani ist eine fanatische Anhängerin der alten Weisheit: »Der kluge Mann baut vor.« Sie ist zwar kein Mann, befolgt das Sprichwort aber trotzdem. Das hat auf unser Alltagsleben außergewöhnlich positive Auswirkungen, nur muss ich bisweilen mit Bedauern feststellen, dass sie dadurch immer die Nase vorn hat.
      »Schade, dass ich bei eurem interessanten Rundgang nicht dabei sein kann«, sage ich traurig.
      »Nicht doch, wahrscheinlich gehen wir nur einkaufen.«
      »Warum so eilig? Wir sind doch morgen auch noch hier.«
      »Die Einkäufe sind ja nicht für mich, sondern für Katerina. Eine gute Gelegenheit, ein paar Dinge zu besorgen, die hier wesentlich günstiger sind. Athen ist ja sündhaft teuer geworden.«
      »Hast du der Mouratoglou nicht auch Einkäufe mitgegeben?«
      »Nur ein paar Handtücher«, antwortet sie, ohne mit der Wimper zu zucken.
      »Was, du hast der Mouratoglou Handtücher aufgehalst?«
      »Weißt du, wovon die Rede ist? Von Textilien aus Bursa. Sowohl die Mouratoglou als auch die Kourtidou haben mir gesagt, dass dort die besten Handtücher gewoben werden, und sie haben ganz recht, sie fühlen sich wunderbar an, wenn man sie anfasst.«
      »Na schön, aber war es nötig, sie der Mouratoglou aufzudrängen?«
      »Sie hat mir doch von sich aus angeboten, sie mit einzupacken. Das sei auch eine Gelegenheit, Katerina kennenzulernen, hat sie gemeint. Das hat mich überzeugt.«
      »Ich hoffe nur, du schleppst nicht auch noch ein Brautkleid nach Athen«, sage ich halb im Scherz, halb im Ernst.
      Sie blickt mich an, als wäre ich von allen guten Geistern verlassen, und bekreuzigt sich. »Aber wo denkst du hin? Hast du vergessen, dass ich es zusammen mit Katerina kaufen will, wenn wir wieder zurück in Athen

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