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Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau

Titel: Kostas Charitos 06 - Die Kinderfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petros Markaris
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zum Lichtschacht geöffnet haben und es die Anwohner aufgrund des Geruchs nicht mehr in ihren Wohnungen aushalten .« Er macht eine kleine Pause und fügt dann hinzu:
      »Der Gestank hat immerhin zur Entdeckung der Leiche geführt.«
      Als ich in der dritten Etage ankomme, steigt beißender Verwesungsgeruch in meine Nase, worauf ich sie mir mit einem Taschentuch zuhalte. Auf Murats Klopfen hin geht die Tür sofort auf. Auf der Schwelle steht ein Mann in grünem Kittel und überreicht uns zwei Chirurgenmasken. Dennoch verspüre ich gleich beim Betreten der Wohnung das dringende Bedürfnis nach Kölnischwasser, denn die Chirurgenmaske allein reicht nicht aus, um den Geruch zu bannen. Mit einem flüchtigen Blick stelle ich fest, dass alle Fenster der Wohnung sperrangelweit offenstehen, doch der Gestank ist so intensiv, dass mir die Tränen in die Augen schießen und mir speiübel wird.
      Der Mitarbeiter der Gerichtsmedizin mit dem grünen Kittel führt uns ins Badezimmer. Ein Mann im Seniorenalter, so zwischen siebzig und achtzig, sitzt mit heruntergelassener Hose auf dem Toilettensitz. Sein Körper ist zur Seite gesunken und sein Kopf an die gekachelte Wand gelehnt. Sein kariertes Hemd ist vollgekotzt, wobei das Erbrochene bis zum Boden hinabgetropft ist. Seine Augen sind weit aufgerissen und hinaus in den Flur gerichtet. Das einzig Lebendige an ihm ist sein Gesichtsausdruck, der unendlichen Schmerz widerspiegelt. Dieser Mensch hat vor seinem Tod sehr gelitten, sage ich mir und trete aus dem Badezimmer, da ich den Gestank nicht länger ertrage. Ich beschließe, einen Blick auf den Rest der Wohnung zu werfen, aber mehr, um mir selbst Diensteifer vorzugaukeln und nicht das Gefühl haben zu müssen, bloß Däumchen zu drehen.
      Die Wohnung besteht aus zwei durch einen Flur verbundenen Teilen, und ihre Weitläufigkeit beeindruckt auf den ersten Blick. Im vorderen Bereich liegt ein riesiges Wohnzimmer und daneben ein Esszimmer. Im hinteren Teil sind drei Schlafzimmer. Das eine diente offenbar dem Opfer als Schlafraum. Das zweite steht bis auf ein Doppelbett leer und wurde vermutlich als Gästezimmer genutzt. Das dritte diente wahrscheinlich als Abstellkammer, denn es ist vollgestopft mit alten Möbeln, Kleidern aus der Reinigung, die noch in ihren Plastikhüllen stecken, Pappkartons mit Schriftstücken und verschiedenem anderen Kram.
      Der Gegensatz zwischen dem Wohnzimmer und dem Esszimmer ist auffallend. Das Wohnzimmer ist modern eingerichtet mit Metallrohrsesseln, Glastischchen und einem Sofa, das gut in das Büro eines Geschäftsführers gepasst hätte. Die Zimmerpflanzen lassen ihre Blätter hängen, da sich offenbar keiner um ihre Pflege kümmert.
      Die Einrichtung des Speisezimmers hingegen stammt komplett aus den fünfziger Jahren, mit Tisch und Stühlen aus Nussholz, deren Füße Löwenpranken nachempfunden sind. An der Wand steht ein dreiteiliges Büfett, eng verwandt mit demjenigen, das meine altjüngferliche Patentante, Tochter eines bekannten Rechtsanwalts, in ihrem Speisezimmer stehen hatte. Alles ist blitzblank, im Wohnzimmer blinken die Fensterscheiben im hereinfallenden Sonnenlicht, und im Esszimmer glänzen die Möbel frisch versiegelt. Ansonsten erinnert der Übergang zwischen Wohn- und Esszimmer an eine Passage zwischen Orient und Okzident. Vielleicht hat ja das Opfer die Einrichtung des Speisezimmers zur Erinnerung an seine Eltern aufbewahrt.
      Ich verlasse die vorderen Räume und begebe mich in die Küche. Die Spurensicherung war schon vor mir da und durchsucht gerade die Küchenkästen und Schubladen. Ein mittelgroßer, dünner Fünfunddreißigjähriger mit kräftigem Schnauzbart durchforstet den Kühlschrank. Ich trete näher heran und werfe einen Blick hinein. Im Gemüsefach liegen Tomaten, Paprika, Gurken und Orangen in Reih und Glied. Zwei weitere Tüten mit Obst, Äpfeln und Birnen, liegen zusammen mit Joghurt im Fach über dem Gemüse. Im obersten Fach sehe ich eine halbe Käsepitta, die mehr schlecht als recht in Aluminiumfolie verpackt ist. Die Hoffnung, das Opfer hätte eine banale Lebensmittelvergiftung erlitten, muss ich hiermit begraben. Der Mann der Spurensicherungstruppe bemerkt meine Miene und hebt verlegen die Schultern.
      Murat kommt in die Küche und blickt ebenfalls in den Kühlschrank. »Jetzt müssen wir nicht mehr auf das Obduktionsergebnis warten«, meint er. »I don't think that we have to wait for the post mortem.«
      »Wie war sein Name?«, frage

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