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Kottenforst

Kottenforst

Titel: Kottenforst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Thiesmeyer
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Jahre alt und genoss ihr Glück. Was es für die andere bedeutete, hatte sie sich nie klargemacht.
    »Hieß sie Tina oder anders?«
    »Tina, ja. Darf ich jetzt weiterschlafen?«
    »Es gibt hier eine Frau namens Nadja, die ihr anscheinend ähnlich ist.«
    »Ah!« Er lachte auf, als sei er verblüfft. »Eine Nadja kenne ich auch.«
    Das Telefon glitt Pilar aus der Hand. Sie hob es vom Boden auf. »Hast du sie hier gesehen?«
    »Ich habe sie seit fünfundzwanzig Jahren nicht gesehen. Bin nicht mal sicher, ob ich sie erkennen würde. Von einem Kollegen, dessen Tochter in ihre Klasse ging, hörte ich mal, dass sie mit ihrem Mann in einem Prachthaus auf dem Venusberg wohnt.«
    »War diese Nadja auch deine Freundin?«
    »Pilar«, sagte Richard gedehnt. »Nadja ist Tinas zweiter Vorname.«
    Pilar atmete mit einem Pfeifen aus.
    »Oder ihr erster, das weiß ich nicht. Sie wollte, dass ich sie Tina nenne.«
    »Hat sie versucht, mit dir wieder Kontakt aufzunehmen?«
    »Sag mal, was ist eigentlich los? Was soll das?«
    »Vor einer Stunde war eine Frau an unserer Tür. Es könnte diese Nadja gewesen sein.«
    Richard lachte. »Nicht die Nadja, die ich kenne! Um diese Zeit sitzt sie mit einem Cocktail an irgendeiner Bar. Nimm eine Baldriantablette und geh schlafen, Pilar.«
    »Ja, Richy.« Mit einem Mal fühlte sich Pilar furchtbar müde. »Wir sehen uns morgen. Gute Nacht.«
    Sie musste sich setzen. Das also hatte sie mit Elke Holzbeisser gemeinsam: Sie hatten beide einen Mann geheiratet, der früher mit Nadja Fischmann liiert gewesen war.
    Führte die Erkenntnis denn weiter? Frau Fischmann mochte scharf auf Dirk sein, aber war sie auch noch an Richy interessiert? Es war wenig wahrscheinlich, dass sie Dirk und Richy zugleich zurückgewinnen wollte und zu diesem Zweck zwei Morde geplant hatte! Auch blutige Rache kam nach fünfundzwanzig Jahren nicht ernstlich in Frage.
    »Alles Unsinn«, sagte Pilar zu Goethe, der ihr ins Wohnzimmer gefolgt war.
    Nein, in diese Überlegungen sollte sie die Kriminalkommissare lieber nicht einweihen, wenn sie nicht den Eindruck vermitteln wollte, sie habe den Verstand verloren. Sie würde auch nicht erklären können, weshalb sie die Person an der Tür sofort für Frau Fischmann gehalten hatte. Zwischen ihnen hatte fast die ganze Länge des Hauses gelegen, und die einzige Lichtquelle war die gut zehn Meter vom Hauseingang entfernte Straßenlaterne gewesen. Bei ihrer ständigen Grübelei hatte sie sich vermutlich so verrannt, dass ihre Wahrnehmungen schon davon beeinflusst waren. Die Gestalt an der Haustür konnte, ebenso wie der Mensch mit dem Hammer, eine ganz andere Person gewesen sein. Die sich absolut sicher fühlen durfte, weil Pilar nicht das Geringste von ihr ahnte …
    Mit einem Mal glaubte Pilar, diese Person könnte Anja Dreisam gewesen sein. Ihr Oberkörper war fülliger als der von Frau Fischmann, aber in einem weiten dunklen Mantel und von hinten gesehen wirkte Anja bei ihrer Größe sicher nicht weniger schlank. Der alten Frau, die sie in der Nacht zum Dienstag die Straße hatte hinuntergehen sehen, ähnelte Anjas Figur sogar noch mehr. Pilar stöhnte auf. Sie dachte an Freddys Bemerkungen zu den Wahrnehmungen unzuverlässiger Zeugen. So eine Zeugin war auch sie.
    Heute Nacht jedenfalls würde niemand mehr auftauchen, der nicht hierhin gehörte. Und morgen Mittag würde Richy da sein. Den Vormittag könnte sie nutzen, um ihren Verdacht gegen beide Frauen gänzlich auszuräumen, weil er abwegig war. Richy würde ihr zustimmen. Aber sie war in letzter Zeit so verbiestert, dass sie jedem ein Verbrechen zutraute. Sie war sich selbst unsympathisch.
    Für alle Fälle ließ Pilar ein paar Lampen brennen, bevor sie ins Schlafzimmer ging, um sich wieder ins Bett zu legen. Sie brauchte dringend etwas Schlaf. Tock-tock. Tock-tock. Der Kater folgte ihr.

DAS SCHWARZ-ROTE BUCH
    Hey, du cooles kleines Buch,
    heut hat irgendwie gar nichts mehr gestimmt. Nachts im Bett hat er einen Anruf bekommen, keine Ahnung, von wem, und danach hat er halb geschlafen. Als ich ihn gefragt hab, wer das war, hat er was von ’nem Kumpel mit Problemen von sich gegeben, und dann kam nur noch Schnarchen. Später hat er in der Küche nach Schnaps gesucht. Er hat einen aus Waldkräutern gefunden und was gesoffen und gesagt, wenn er jemanden umbringen würde, dann im Wald. Der Kottenforst hätte ganz irre Ecken. Na ja, hab ich gemeint, du willst ja wohl keinen umbringen, da hat er nur gelacht.
    Ich hab’s ja nicht so mit

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